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Hannes Reichelts Kampf mit dem Limit

40 Jahre und Kreuzbandriss! Warum Reichelt weiterfährt und an WM-Medaillen denkt:

Hannes Reichelts Kampf mit dem Limit

39 Jahre und ein Kreuzbandriss. Jeder andere hätte seine Karriere in dieser Situation wohl beendet. Nicht so Hannes Reichelt.

Der ÖSV-Speed-Spezialist ist seit Anfang Juli 40 Jahre jung - wie er selbst stets betont - und kämpft sich nach der schweren Knie-Verletzung Ende Dezember zurück. Reichelt hat bewusst den schwierigen und nicht den einfachen Weg gewählt. "Ich wollte so nicht aufhören", sagt der Super-G-Weltmeister von 2015 rückblickend.

"Vielleicht hätte ich mir sonst vorgeworfen, ob ich es nicht doch geschafft hätte. Wenn es jetzt nicht funktioniert, kann ich mir selbst nichts vorwerfen", ist er froh, trotz seines Alters weitergemacht zu haben.

"So wie jetzt hätte ich sicherlich nicht trainiert, wenn ich aufgehört hätte. Wer weiß, ob das Knie, das mir jetzt keine Probleme bereitet, so gut geworden wäre, wenn ich aufgehört hätte."

Es sei "definitiv die richtige Entscheidung" gewesen, die Karriere fortzusetzen. "Ich will es noch einmal schaffen, zurückzukommen." Zurück an die absolute Spitze des Ski-Weltcups, zu der Reichelt seit fast 20 Jahren gehört.

Härtetest für Knie und Kopf

Die Voraussetzungen dafür sind nach der Verletzung wieder gegeben. Körperlich und konditionell ist Reichelt nach eigener Auskunft "gut beinand".

"Jetzt heißt es auf den Skiern noch weiterzuarbeiten und den Kopf so weit zu haben, dass ich richtig Gas geben kann", weiß der Familienvater.

Denn ganz spurlos ist der Kreuzbandriss an Reichelt, der in seiner Karriere schon einige schwere Verletzungen wie etwa einen Bandscheibenvorfall wegstecken musste, nicht vorübergegangen. Das wurde unter anderem bei einem Trainingskurs der ÖSV-Speed-Herren im November in Hochgurgl deutlich.

Eine perfekt präparierte, eisige und ruppige Piste, Sprünge und Geschwindigkeiten bis zu 130 km/h verlangten den Athleten und allen voran Reichelt alles ab. Ein echter Härtetest und eine Belastungsprobe für das Knie und auch den Kopf.

"Das Knie hat trotz der anspruchsvollen Bedingungen bisher nicht reagiert", stellt Reichelt zufrieden fest. "Skifahrerisch ist bei mir aber noch einiges auszubauen."

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Vor allem das Überwinden, das An-das-Limit-Gehen fällt dem Routinier nach der Verletzung noch schwer.

"Ich glaube, das kommt auch mit dem Alter", schmunzelt Reichelt. "Je älter man wird, desto mehr muss man sich überwinden, um ans Limit zu gehen. Das ist natürlich der schwierigste Part, von dem ich aber im Vorfeld schon gewusst habe, dass das die große Herausforderung wird."

Und Reichelt wäre kein Vollblut-Rennfahrer, würde er sich dieser Herausforderung nicht stellen. Er will es aber langsam angehen lassen, sich Stück für Stück an seine Bestform herantasten. Daher darf man sich beim Speed-Auftakt in Val d'Isere (Samstag, ab 10:30 Uhr im LIVE-Ticker) noch nicht zu viel erwarten.

Reichelt bewege sich aktuell bei 80 Prozent, "aber je weiter man Richtung 100 Prozent geht, desto schwieriger wird es."

Reichelt: "Dann kannst du auch um Medaillen mitfahren"

Die 100 Prozent sollen im Laufe des Winters aber erreicht werden. Reichelts großes Ziel ist es, spätestens im Jänner wieder konkurrenzfähig zu sein.

"Da kommen Rennen, die mir liegen, bis dahin sollte das funktionieren", skizziert der Gewinner von 13 Weltcup-Rennen seinen Plan. Was genau bis dahin "funktionieren" muss? "Dass ich vorne mitfahre - ganz einfach", stellt Reichelt selbstbewusst klar.

Sollte er sein Ziel erreichen und in Folge sogar für die WM in Cortina d'Ampezzo im Februar nominiert werden, sieht sich der Salzburger auch als Medaillen-Kandidat. "Das ist in dieser Mannschaft einfach so. Wenn du in diesem Team ein Ticket hast, dann kannst du auch um Medaillen mitfahren."

Zuzutrauen ist es Hannes Reichelt allemal - selbst mit 40 Jahren und überstandenem Kreuzbandriss.

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