news

Mit "Mini-Rennen" zu Olympia-Startplatz

Aufregung um Olympia-Quotenplätze. Kleine Nationen griffen in die Trickkiste:

Mit Foto: © GEPA

Kurz vor Nennschluss für die Olympischen Spiele in Peking ist die Aufregung im Alpinen Lager groß.

Grund sind die Quotenplätze für die Nationen. Dass Teams bei Großereignissen nur eine begrenztenAnzahl an Startplätzen haben, ist bekannt. Neben der Beschränkung von maximal 4 Läuferinnen oder Läufer in einer Disziplin gibt es noch ein übergeordnetes Nationen-Kontingent.

Hier gab es vor den anstehenden Olympischen Spielen Änderungen. Zum einen können die Teams nicht mehr selbst über die Aufteilung der Plätze nach Geschlecht bestimmen - die Maximal-Anzahl von 22 Plätzen muss gleichmäßig aufgeteilt werden.

"Quali-System ist im Grunde explodiert"

Allerdings kann diese Quote nur eine Nation voll ausschöpfen - die Schweiz. Für alle anderen Nationen - auch Österreich - stehen in der aktuellen Quotenliste weniger Plätze zur Verfügung. Österreich verfügt dabei etwa nur über 9 Plätze bei den Herren. Noch heftiger trifft es Italien, das nur über sieben Quotenplätze bei den Männer verfügt. Damit wäre es den Italienern, eine etablierte Ski-Nation im Weltcup, nicht möglich, in allen Disziplinen vier Fahrer an den Start zu schicken.

"Das Qualifikationssystem ist im Grunde explodiert", erklärt dazu ÖSV-Sportdirektor Toni Giger. Die Plätze wurden in einem dreistufigen Verfahren vergeben.

Die Grundanforderung für einen Quotenplatz für eine Nation war nicht hoch angesetzt. Dafür reichte es in technischen Disziplinen (Riesentorlauf und Slalom) unter 160 FIS-Punkte zu kommen. "Dafür muss man etwa um Rang 4.000 in der FIS-Punkte-Rangliste sein", führt Giger aus.

Zudem wurde das Gesamtkontingent für Ski Alpin von 320 auf 304 Plätze gekürzt. Diese Kürzung ging zulasten der etablierten Nationen.

Mini-Rennen bei "Exotic Nations Cup"

Für kleine Nation war der Ansporn groß, die niederige Latte für eine Olympia-Teilnahme zu überspringen. Und dabei wurden scheinbar auch Schlupflöcher im Reglement gefunden. So wurden Rennen in Dubai ooder Liechtenstein ausgetragen, um es Läufern zu ermöglichen, die nötigen FIS-Punkte zu sammeln.

Liechtensteins Verband schrieb etwa im Jänner einen "Exotic Nations Cup" aus. In Malbun fanden insgesamt vier Riesentorläufe, organisiert von den Skiverbänden von Jamaika und den Kapverden, statt. "Beide Nationen benötigen jeweils 160 Punkte für die Teilnahme an der Olympiade. Damit auch dies für "Exotic Nations" möglich ist, unterstützt der LSV die beiden Ski-Verbände, um ihnen eine Chance geben, bei der Olympiade dabei zu sein.

In der Folge kam es zu "Mini-Rennen" in Malbun. Beim Rennen der Kapverden waren ganze zehn Läufer auf der Startliste, sieben kamen ins Ergebnis.

Ergebnis des RTL in Malbun am 13. Jänner:

Platz Läufer Nation Zeit
1. Samuel Todd-Saunders GBR 1:55.14 Min
2. Strahinja Stanisic SRB +3,47 Sek
3. Jan Rechtenberg CZE +3,70
4. Cristian Simari-Birkner ARG +3,74
5. Matthieu Osch LUX +4,64
6. Hubertus von Hohenlohe MEX +6,10
7. Benjamin Alexander JAM +9,33

"Dann muss die FIS die Regeln ändern"

Prof. Federica Bindi, eine ehemalige Rennläuferin aus Italien und Gründerin der Alta Badia Ski Academy, hat sich mit den Vorgängen der Olympia-Qualifikation eingehend beschäftigt und kommt zum Schluss: "Innerhalb von drei Monaten und dank dreier Renn-Events, konnten über ein Dutzend Rennläufer ihre FIS-Punkte deutlich verringern. [...] So konnten sich neun Männer aus exotischen Ski-Nationen für die Olympischen Spiele qualifizieren."

Bindi schließt: "Sollte all dies innerhalb der FIS-Regularien passiert sein, dann muss die FIS ihre Regeln ändern."

Giger: "Das muss die FIS jetzt regeln und lösen"

Im aktuellen Fall geht ÖSV-Sportdirektor Toni Giger davon aus, dass noch eine kurzfristige Lösung gefunden wird.

"Das muss die FIS jetzt regeln und lösen - und ich bin frohen Mutes, dass das passieren wird", so Giger in Kitzbühel. "Es kann nicht sein, dass bei Olympia Podestfahrer aus Österreich, Frankreich oder Italien nicht dabei sein würden."

Kommentare