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Kombi-Enttäuschung: "Es war zum Verzweifeln"

Der Aufstellungspoker der Österreicher ging nicht auf.

Kombi-Enttäuschung: Foto: © GEPA

Österreichs Nordische Kombinierer sind im Olympia-Teambewerb leer ausgegangen.

Franz-Josef Rehrl, Johannes Lamparter, Lukas Greiderer und Martin Fritz wurden in Zhangjiakou nach dem Großschanzen-Springen und dem Langlauf über 4 x 5 km hinter Norwegen, Deutschland und Japan nur Vierte. Bei den jüngsten beiden Winterspielen hatte man Bronze geholt, 2006 und 2010 war Gold im Nationenwettkampf an Österreich gegangen.

Österreichs Schlussmann Fritz zog im Kampf um Silber und Bronze gegen Normalschanzensieger Vinzenz Geiger und auch Japans Ryota Yamamoto den Kürzeren. Norwegen gewann auch ohne Topstar Jarl Magnus Riiber unangefochten. Das österreichische Team bilanzierte damit in China nur mit einer Bronzemedaille im Normalschanzen-Einzel durch Greiderer.

"Es war zum Verzweifeln"

Der erstmals als Schlussläufer aufgebotene Fritz war geknickt. "Die Enttäuschung ist riesengroß, man malt es sich immer so schön aus, aber so einfach ist es nicht. Es hat einfach nicht sein wollen heute", meinte der Steirer im ORF-Interview. Das Problem sei gewesen, dass der Japaner nicht abzuschütteln war. "Es war irgendwie zum Verzweifeln, und zum Schluss hat mir die Spritzigkeit gefehlt. Wenn man ganz ehrlich ist, haben wir gehofft, dass die Japaner zum Schluss schon nicht mehr dabei sind", meinte Fritz und gab an, dass besonders die Asiaten wohl Topski gehabt haben dürften.

Die eigene Aufstellung sei jedenfalls gut gewählt gewesen. "Grundsätzlich glaube ich, dass das komplett richtig war, im Nachhinein ist man vielleicht gescheiter." Das fand auch Lamparter. "Ich würde sagen, wir haben alles richtig gemacht. Ich wüsste nicht, wie wir anders aufstellen hätten sollen."

Auch der Tiroler Jungstar zeigte sich schwer enttäuscht. "Natürlich hätten wir uns mehr erhofft, das ist bitter, aber es nützt nichts", so Lamparter, der Kritik an seinen Skiern übte. "Ich weiß nicht, wie das Material war, aber es hat schon mal besser geflutscht unter den Füßen." Der im Weltcup zuletzt tonangebende Weltmeister reist ohne Medaille aus Peking ab. "Das war nicht das, was ich mir erhofft und vorgestellt habe. Es heißt, das abzuhaken und weitermachen."

"Die Aufstellung hätte gepasst"

Das rot-weiß-rote Quartett hatte nach dem Springen knapp vor Norwegen geführt. Titelverteidiger Deutschland und Japan folgten mit ebenfalls nur wenigen Sekunden Rückstand. Die anderen sechs Nationen lagen bereits aussichtslos zurück.

In der Loipe fand das Spitzenquartett nach der Einholung von Rehrl und zwischenzeitlichem Rückfall von Norwegen auf dem zweiten Abschnitt zusammen. Die letzte von mehreren Attacken Lamparters zeigte etwas Wirkung, der Tiroler übergab wenige Sekunden vor dem Verfolgertrio an Greiderer. Wenig später waren die Vier nach Anfangsproblemen von Deutschland wieder vereint, Eric Frenzel verlor durch einen Angriff von Greiderer vor der Übergabe jedoch erneut deutlich den Anschluss.

Aber auch Greiderer kam am Ende seines Abschnitts nicht mehr mit, er schickte Fritz rund zehn Sekunden hinter Norwegen zeitgleich mit Japan ins Rennen. Während Einzel-Olympiasieger Jörgen Graabak enteilte, wurden Fritz und Yamamoto vom deutschen Schlussmann Geiger schnell wieder gestellt. Im Kampf um Silber und Bronze war der für Mario Seidl aufgebotene Fritz dann machtlos, auf Bronze fehlten am Ende einige Sekunden.

Cheftrainer Christoph Eugen war dementsprechend schlechter Stimmung. "Die Enttäuschung ist natürlich groß. Ein vierter Platz ist halt sehr untröstlich. Ich muss ehrlich sagen, ich habe mir schon mehr ausgerechnet." Die Reihenfolge im Langlauf sei eigentlich kein Pokerspiel gewesen. "Die Aufstellung hätte gepasst, aber die Leistungen waren nicht dementsprechend."

Österreichs Sportlicher Leiter Mario Stecher verteidigte die Aufstellung, übte Kritik, nahm Fritz aber auch in Schutz. "Natürlich hätte man eine andere Variante wählen können, aber wir haben uns schon was gedacht dabei. Es ist anders gelaufen als gedacht. Fritz wurde bewusst da hingestellt, weil er ein guter Läufer ist. Dass es heute nicht so war, hat jeder gesehen, man darf ihm aber keine Vorwürfe machen, er hat sein Bestes versucht", betonte Stecher.

Der ehemalige Weltklasse-Athlet wies auf den enormen Druck für die Schlussläufer hin. "Es sind schon mehrere an den eigenen Nerven gescheitert. Wenn man das Zünglein an der Waage ist, ist das ein immenser Druck. Man muss was drauf haben, zum richtigen Zeitpunkt haben wir heute nicht wirklich was drauf gehabt." Daraus werde Fritz lernen, und daran wird auch das ganze Team wachsen. Dass man anstelle des erträumten Goldes nun mit leeren Händen dastehe, sei ein herber Rückschlag. "Hoffentlich werden wir die richtigen Schlüsse daraus ziehen und in Zukunft wieder vorne mitmischen."

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