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Stadlober hat Olympia-Trauma von 2018 abgehakt

2018 bog sie auf dem Weg zu Silber falsch ab. Auch 2022 lief bisher nicht alles optimal.

Stadlober hat Olympia-Trauma von 2018 abgehakt Foto: © GEPA

Es ist einer der Aufreger der Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang gewesen. Teresa Stadlober bog über 30 km klassisch solo auf Platz zwei liegend falsch ab und vergab so ihre Medaillenchance.

Vier Jahre später wird Österreichs Langlauf-Aushängeschild vor ihren insgesamt dritten Spielen noch immer auf das Blackout von Südkorea angesprochen. Sie selbst hat aber mit diesem Trauma abgeschlossen, verfolgt vielmehr einen neuen Traum.

Damals wie diesmal entspricht dieser dem Erreichen eines Top-6-Rangs. Mit Platz sechs würde Stadlober die beste weibliche Langlauf-Platzierung der österreichischen Olympia-Geschichte einstellen (Maria Theurl, 30 km 1998, Anm.). Nach Papierform ist die Salzburgerin keine Medaillenanwärterin, das war sie auch in Pyeongchang nicht. Und das hat ihren Lapsus im 30er für sie erträglicher gemacht: "Wenn du als Johaug oder Björgen hinfährst, ist so etwas viel schlimmer als bei der Stadlober Teresa."

"Ich habe es als peinlich gesehen. Aber ich habe so viele Nachrichten bekommen, die Leute haben mich alle aufgebaut."

Stadlober über ihren Lapsus 2018

Daher war die Enttäuschung der im Endeffekt Neuntplatzierten recht schnell verflogen, die gute Saison ließ sie sich dadurch nicht schlechtmachen. "Ich war Achte im Gesamt-Weltcup. Ich habe mir gedacht, die Saison war trotzdem so gut, das macht jetzt gar nichts. Ich habe trotzdem drei Top-Ten-Ergebnisse gehabt bei Olympia."

Aber es sei ein anderer Aspekt hervorgetreten. "Ich habe es als peinlich gesehen. Aber ich habe so viele Nachrichten bekommen, die Leute haben mich alle aufgebaut."

Das habe ihr geholfen, dass sie es als doch nicht so schlimm empfunden habe. Noch wichtiger sei aber die Unterstützung der Familie gewesen. "Die Mama (Roswitha Stadlober/Ski alpin) weiß, wie es ist, sie war zweimal bei Olympia und zweimal Vierte. Papa (Alois Stadlober/Langlauf) hat auch lange genug gekämpft, bis es einmal aufgegangen ist. Die können sich am besten hineinversetzen. Das ist für mich leichter, wenn das schon jemand erlebt hat, der findet dann leichter die richtigen Worte."

Schwierige Vorbereitung auf Peking: "Es ist eine volle Lotterie"

Nun ist Stadlobers Fokus längst auf die Spiele in China gerichtet, den Auftakt macht der Skiathlon am Samstag (8:45 Uhr MEZ). Die Vorbereitung verlief jedoch anders als geplant. 

Ist der Jänner mit guten Ergebnissen bei der Tour de Ski und dann konzentriertem Training u.a. in der Höhe der Tauplitzalm vorerst gut gelaufen, musste Stadlober ihre Anreise nach China wegen Ct-Werten im Grenzbereich um vier Tage verschieben. Erst am Donnerstag ging es auf die Olympia-Loipe.

Und das mit schweren Beinen, nachdem Stadlober am Vortag im Olympischen Dorf von Zhangjiakou angekommen ist . "Ich habe wenig Zeit, mich anzupassen", sagt die seit Dienstag 29-Jährige nach ihrer Einheit. "Normal gehe ich am ersten Tag nicht auf die Strecke, aber hier musste ich schon, weil die Zeit rennt. Man reist immer ein bisschen früher an, dass man sich gut anpassen und erholen kann. Das war in meinem Fall nicht so."

Seit Donnerstag vergangener Woche habe sie nach einem positiven durchgehend negative Corona-Tests abgegeben, der für Freitag geplant gewesenen Abflugs schien zu riskant - um nach der Anreise nicht in Quarantäne zu müssen sowie auch andere Aktive nicht zu gefährden. Generell sei ihre Erwartung für den Skiathlon durch die Umstände nun niedriger als ursprünglich, so Stadlober.

"Die Vorbereitung war schwierig, weil du mit dem Kopf bei den Tests bist", führt sie aus. "Das Sportliche war gar nicht mehr so im Vordergrund. Es war mental schwierig, weil du planst deinen Tag um den Test herum und schaust, wann endlich das Ergebnis da ist. Das sind die wichtigsten Rennen, da sollte es nicht um die Anreise gehen. Es ist eine volle Lotterie. Du kannst keine Symptome haben und trotzdem positiv sein. Nachdem ich das selbst erlebt habe, wünsche ich das keinem."

Mama Roswitha von positivem Test geschockt

Ihre Mutter Roswitha Stadlober war über den positiven Test geschockt, wie sie bei einem Medientermin bekanntgab. "Das glaubt man zuerst gar nicht. Es ist fast unglaubwürdig, weil man alles dazu beigetragen hat, dass das genau nicht passiert", sagte die ÖSV-Präsidentin. "Es ist ein Drama, eine Tragödie. Bei Teresa ist es gut ausgegangen, aber für Marita (Kramer, Anm.) ist das sehr, sehr tragisch. Es tut mir wahnsinnig weh für jeden Athleten und jede Athletin, weil wir es selbst erlebt haben, was das heißt."

Ihre Tochter lässt die späte Anreise und der Stress für den Skiathlon kein Platzierungsziel formulieren. "Das hat mich mental schon beschäftigt. Ich muss schauen, wie es mit dem Schlafen und der Erholung funktioniert. Ich hoffe, dass ich im Laufe der Spiele wieder zurückkomme. Für den Einzelbewerb (10 km klassisch/10. Februar, Anm.) schaut das sicher ganz anders aus." Für danach hat Stadlober für 16. Februar mit Lisa Unterweger den Teamsprint und für 20. Februar 30 km Skating eingeplant.

"Der Skiathlon ist das schwierigste Rennen, denn jeder kommt frisch und motiviert", sagt Stadlober, bei der das nun eben nicht ganz so der Fall ist.

Generell sei die Dichte bei den Frauen seit Pyeongchang 2018 viel höher geworden. "Es sind viel mehr unterschiedliche Nationen, die Top Ten laufen können. Jetzt ist es viel schwerer, Top 10, Top 6 oder auf das Podium zu laufen." Demzufolge hätte für sie eine Platzierung wie bei den Korea-Spielen mehr wert. Konkret war die Tochter von ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober damals Skiathlon-Siebente sowie jeweils Neunte über 10 km Skating und 30 km klassisch mit Massenstart.

Auf diesen Bewerb am Schlusstag spitzt Stadlober ein wenig, auch wenn geskated wird. "Ich habe keine Staffel zu laufen, keinen Sprint. Daher kann ich mich besser vorbereiten auf das letzte Rennen und bin eventuell ein bisschen frischer. Es müssen die anderen erst durchstehen bis zum Schluss. Mental muss man sehr stark sein. Ich habe es immer geschafft bei einem Großereignis, mental gut drauf zu sein." Zu dieser mentalen Stärke möchte sie im Lauf der Spiele nun wieder kommen.

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