Die weiteren Austro-Starter auf der einzigen permanenten Big-Air-Schanze weltweit sind der nachnominierte Daniel Bacher, der noch jünger als Svancer das ÖOC-"Küken" ist, und Laura Wallner. Nach drei "Runs" in der Quali stehen die Finalisten fest. Die dürfen dann auf der Rampe am Gelände eines aufgelassenen Stahlwerks im Westen der Millionenstadt um die Medaillen tricksen.
Die Teilnahme an den X-Games in Aspen kurz vor Olympia war für Svancer die Erfüllung (s)eines Bubentraums. Seine Sprünge, darunter der siegbringende vom Weltcup in Steamboat wurden jedoch viel schlechter als zuvor bewertet. Schwer enttäuscht, aber höflich zurückhaltend packte Svancer seinen Skisack. Er habe bei seinem Einstand keinen Aufstand machen wollen. "Auch wenn es vielleicht besser gewesen wäre."
Svancer, das "Einhorn"
Wie viele Freeskier hat Svancer einen Racing-Background, im Skigymnasium Saalfelden tauschte er mit 13 Jahren den Hundertstelkampf gegen die Uhr durch die Gier nach neuen Tricks. Schulbücher werde er keine nach China mitnehmen, gestand er vor der Abreise, wohlwissend dass Olympia zur Ferienzeit stattfindet. "Aber nach den Semesterferien kommt eine Lawine auf mich zu. Dann war ich fünf Wochen nicht in der Schule."
In Interviews gibt sich Svancer locker-lässig, betont cool mit einem Hang zum Unbestimmten, was sprachlich auch daran liegt, dass seine Muttersprache Tschechisch ist. Kreativität ist sein Ding, ein Design-Studium nach der Matura würde ihn reizen, bereits jetzt lässt er Intuition walten. Er entscheide sich oft Sekundenbruchteile vor dem Sprung für den jeweiligen Trick.
Resultate und Ergebnisse sind, das nimmt man ihm ab, nicht seine Grundmotivation im Sport. "Mich stresst nur, dass mein Sprung nicht klappen könnte", sagt Svancer, während ihn seine Trainer als extrem talentiert, aber auch als zielstrebigen Arbeiter beschreiben. Welche Tricks er in Peking zeigen wird, wisse er noch nicht, ein Ass im Ärmel habe er aber keines mehr.
Überhaupt scheint ihm der Trubel zwar zu taugen, aber irgendwie auch irritieren. Er sehe sich als normalen Jugendlichen, sagte Svancer zuletzt in einem Interview. In der virtuellen Welt nennt er sich selbst "matej_unicorn" (matej_einhorn), sein Profilbild ziert ein "Thug Life"-Einhorn mit Flügeln in Regenbogenfarben. Bei allem coolen Understatement weiß er offenbar doch recht genau, dass er zur seltenen Gattung der Überflieger gehört.