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Corona! ÖOC-Athleten fürs "Abführen" vorbereitet

Einige haben Angst, andere sind gelassen. So gehen ÖOC-Asse vor Abreise mit Corona um:

Corona! ÖOC-Athleten fürs Foto: © getty

Am Freitag hebt der erste Charterflug mit österreichischen Olympioniken Richtung Peking ab. An Bord sind unter anderem die alpinen Speed-Herren und die Technik-Damen. Die restlichen Athleten folgen aufgeteilt auf mehrere Flüge in den kommenden Tagen. 

So stark wie diesmal ist die Anspannung vor Olympia bei den Teilnehmern wohl noch nie gewesen. Die Sorge vor der Ansteckung und positiven Corona-Tests geht um. Mehr denn je gilt: Wer zu den Spielen will, muss die Zeit davor gesund überstehen.

Skirennläuferin Cornelia Hütter fasste es kürzlich ganz gut zusammen: "Bei Olympia zählt diesmal nicht nur die sportliche Leistung, sondern auch der negative Test. Wenn du es nach China schaffst, hast eh schon gewonnen."

"Umso näher Spiele kommen, desto größer wird die Angst"

Umso näher die Spiele kommen, desto größer werde die Angst vor einer Ansteckung, sagte Snowboard-Crosser Alessandro Hämmerle. Der Medaillen-Favorit aus Vorarlberg schottete sich zuletzt aber nicht total ab. "Wenn ich mich nur daheim verstecke, werde ich deppert bis zum Rennen. Dann fahr' ich wahrscheinlich auch bei Olympia nicht vorne mit." Es gebe einen kleinen Kreis von ein, zwei Freunden, die er treffe. Test davor inbegriffen, verstehe sich.

Stefan Kraft vermeidet inzwischen jeden Kontakt so gut wie möglich. "Es ist jetzt höchste Eisenbahn mit Aufpassen. Ich habe meine Freundin einkaufen geschickt, ich passe auf, dass ich daheimbleibe", sagte der Skisprung-Star. "Ich will dort unbedingt für Österreich an den Start gehen und deshalb nehme ich das gern in Kauf." Branchen-Kollegin Sara Marita Kramer hält es ähnlich, das sonst gemeinsame Essen am Familientisch fällt aus. "Es wäre natürlich der Alptraum für jeden Sportler, wenn man wegen dem (Corona) nicht am Start sein kann."

Die schwierigste Zeit sei nun vor dem Abflug, meinte Snowboarderin Pia Zerkhold. "Wenn ich dann im Flieger sitze und weiß, dass ich es geschafft habe, dann ist das mulmige Gefühl weg." Dass seit Beginn der Anreisewelle bis zu fünf Prozent der Ankommenden auch das Coronavirus in sich trugen, versuchen die Sportler möglichst auszublenden. Er beschäftige sich damit nicht, meinte etwa Parallel-Boarder Alexander Payer. "Da habe ich noch immer eine sehr gute Chance, dass ich zu den anderen 95 Prozent gehöre."

Quarantäne-Tasche mit im Gepäck: "Damit man etwas dabei hat, wenn man 'abgeführt' wird"

Der Omikron-Variante werde auch der Sport nicht entfliehen können, meinte Simon Eder. Der Biathlet trachtet wie alle danach, seine Kontakte auf ein notwendiges Minimum zu reduzieren. "Aber ich bin Papa von einer schulpflichtigen Tochter, da wird zwar jeden Tag getestet, aber man hat das nur begrenzt im Griff. Wenn man positiv ist, kann man eh nichts dagegen machen. Alles liegt nicht in deiner Hand, aber einiges schon." Dass der 38-jährige Olympia schon dreimal erlebt hat, macht die Zitterpartie für ihn einfacher erträglich, für andere "wäre ein Ausfall sicher ein größeres Drama als für mich".

Sein Teamkollege Felix Leitner spitzt auf das olympische Debüt - und setzt deshalb auf eine Zero-Risiko-Strategie. "Die letzten fünf Tage bin ich nur daheim. Wir haben gesagt, dass die Freundin lieber bei sich daheim bleibt, dass ich mich abschotte. Ich möchte kein Risiko eingehen und auch drüben nicht in Quarantäne", sagte der Tiroler.

Vorkehrungen für den Ernstfall wurden getroffen, die Biathleten etwa reisen mit Quarantäne-Tasche an. "Damit man etwas dabei hat, wenn man 'abgeführt' wird", sagte Eder. "Aber da warten jetzt auch keine Unmenschen auf uns. Das wird sicher auf eine gewisse Art und Weise passen."

Die Einsitzer-Rodler blieben nach der Einkleidung bis Freitag in Wien. Es hätte für Nico Gleirscher und David Kindl auch keinen Sinn gemacht, nochmals nach Hause zu fahren, denn dort hätten sie ohnehin wegen der selbst auferlegten Isolation auch im Hotel geschlafen. "Wir bleiben der Linie treu und hoffen, es geht alles gut", lautete das Motto.

Gasser nervös, Svancer nimmt's gelassen

Froh, wieder Maskenträger um sich zu haben, war Snowboard-Olympiasiegerin Anna Gasser nach der Rückkehr von den X-Games in Aspen. "Ich war sehr nervös, bin fast paranoid geworden, weil fast niemand eine Maske aufhatte. Es ist eine große Angst da, dass man positiv testet." Ski-Freestyler Matej Svancer setzt indes auf jugendliche Unbekümmertheit. Die Covid-Situation in Aspen empfand der 17-jährige anders als Gasser als "nicht allzu stressig". Ihm persönlich habe es nichts ausgemacht. "Ich habe es viel feiner gefunden, dass sich die Menschen einmal ohne Masken treffen, dass ich das ganze Gesicht sehe." Unsicher habe er sich nicht gefühlt.

In den vergangenen Wochen und Tagen erwischte das Virus viele Olympia-Teilnehmer. Die Alpinen Vincent Kriechmayr, Manuel Feller und Katharina Liensberger sowie die Bobpiloten Benjamin Maier und Katrin Beierl beispielsweise haben als so frisch Genesene einen leichten Vorteil gegenüber all jenen, deren Infektion lange zurückliegt oder die noch ohne durchgekommen sind. Allerdings muss freilich der CT-Wert passen.

Skeleton-Pilotin Janine Flock war im April positiv ("Das hat mich eineinhalb Monate außer Gefecht gesetzt") und hat den kompletten Impfschutz, eine weitere Infektion ist aber immer möglich. Jeder habe Verständnis für ihre Isolation. Händewaschen, Desinfizieren, Handschuhe tragen, es seien die kleinen Dinge, die was bewirken. "Ich bin auf der Hut, habe aber keine Angst, denn man darf sich nicht narrisch machen. Ich gehe mit Kopf an die Sache heran." Ihr Disziplinkollege Samuel Maier unterbrach seine "Sicherheitsquarantäne" nur für die Einkleidung in Wien, auch das Training ist so geblockt, dass er niemanden trifft.

Einen wieder eigenen Zugang hat Snowboarderin Julia Dujmovits: "Ich sehe das super-super-entspannt, weil ich bin genesen - von ganz am Anfang. Ich habe die letzten Monate mit positiven Menschen Kontakt gehabt und habe fünf Tage später Antikörper entwickelt. Ich habe immer Symptome gehabt, war aber nie positiv. So fühle ich mich sehr gut geschützt. Ich habe keine Angst vor dem Thema. Ich glaube, wenn es sein soll, dann werde ich am Start sein. Ich drehe mein Leben nicht nur wegen Covid ab."

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