Das "Schneewunder" von Oberstdorf
"Unglaublich, dass das bei diesem Schneewunder von Oberstdorf passiert", schüttelt Kraft im Auslauf der Großschanze von Oberstdorf fast ungläubig den Kopf. "Es war so eine Schneeschlacht wie bei meinem ersten Weltcupsieg in Oberstdorf. Es war jeder Sprung wie aus einem Guss, ich bin so richtig in einen Flow hineingekommen."
Das Schneetreiben und der nicht optimale Wind im Finale haben den 27-Jährigen vor seinem Finalsprung aber noch zittern lassen. "Ich war schon brutal nervös, es hat sich alles zusammengezogen da oben", schildert Kraft, "aber es ist gut gegangen. Es war der Flow da, ich wusste, was zu tun ist. Ich habe mir gesagt, jetzt nicht zurückziehen, du musst voll attackieren. Es war so eine Energie im Sprung drinnen, so hat es echt Spaß gemacht."
Kraft hat wie Gregor Schlierenzauer (1-3-0) nun bei vier Weltmeisterschaften in Serie jeweils eine Einzel-Medaille erobert (3-0-2).
Rund eine Stunde nach dem Erfolg auf der Großschanze hat Kraft bei der Siegerehrung in Oberstdorf seine WM-Goldmedaille erhalten. Mit einem sehenswerten Sprung brachte er seine Freude auf dem obersten Treppchen zum Ausdruck. "Ich habe die ganze Zeit lachen müssen. Es wirkt sich diesmal nicht in Tränen aus wie oft bei mir", sagt der Salzburger. "Ich bin überglücklich, dass das aufgegangen ist, es einmal wieder ein Wettkampf war, wie man es sich vorstellt."
Widhölzl: "Nach dem ganzen Schas ist das richtig cool"
"Wenn er einmal die Lunte riecht, dann lässt er es nicht mehr los", meint ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl zum Coup seiner Nummer 1. Nach durchwachsenen Leistungen in dieser Saison - im Weltcup sind die ÖSV-Springer seit 25 Bewerben ohne Einzelsieg - gab es nun sogar Gold. "Dass es in dieser Situation so aufgeht, ist voll cool. Nach dem ganzen Schas, den wir in diesem Winter gehabt haben, ist das jetzt einmal ein richtig cooler Abschluss", freut sich der stolze Neo-Chefcoach. Kraft habe die Aufgabe perfekt gelöst.
Auch Krafts Teamkollegen Daniel Huber, Philipp Aschenwald und Jan Hörl - das Quartett bestreitet am Samstag auch den Teambewerb - freuen sich mit dem Weltmeister.
Huber, der nach Halbzeitrang drei noch auf Platz acht zurückgerutscht ist, meint: "Mega. Ich war über mich nur kurz traurig. Wir haben als ganzes Team heuer viel durchmachen müssen, er mit seinem Kreuz noch einmal mehr - da vergönnt man es noch mehr."
Was für eine Geschichte.