"Der Anzug hat schon mehr Nach- als Vorteile"
Bei Kramer war die Disqualifikation nachträglich gesehen besonders bitter, da sie vergangene Woche in Rasnov wegen unklarer Corona-Testlage zwei weitere "Nuller" geschrieben hat und so wohl aus dem Rennen um den Gesamtweltcup ist. Bei der Salzburgerin ist das Anzug-Thema ein besonderes, da sie ganz unüblich seit Oktober mit ein und demselben Anzug springt. "Für sie persönlich ist das der beste Anzug, mit dem sie sich wohlfühlt. Das müssen wir akzeptieren", stellt Rodlauer fest.
Das Problem freilich sei, dass das Material mit der Zeit Verschleißteile habe. "Der Anzug hat schon mehr Nach- als Vorteile", sagt der 54-Jährige. "Das Problem ist, wenn der Anzug einen Zentimeter zu weit ist, bist du weg." Der Steirer erläutert der APA, wie schnell das gehen kann. So sei Kramer am 31. Jänner bei ihrem zweiten Sieg in Titisee-Neustadt von der Kontrollstelle auf einen Anzugmangel aufmerksam gemacht worden, das Nachbessern brachte aber nur kurzfristig etwas.
Denn trotz Einnähens des Anzugs vor dem Hinzenbach-Triple folgte insgesamt sieben absolvierte Trainings- und Bewerbssprünge später in Oberösterreich die Disqualifikation. Rodlauer: "Dann hat sich das Material wieder verändert. Das hast du dann nicht immer im Griff. Wir müssen aber schauen, dass wir das gut im Griff haben." Alle anderen Österreicherinnen wie Daniela Iraschko-Stolz haben das Verschleiß-Problem nicht, sie wechseln regelmäßig auf neue Anzüge.
Kramer selbst hat freilich auch für ihre WM-Sprünge nicht vor, in ein anderes Kleidungsstück zu schlüpfen: "Das Gefühl passt mit dem Anzug sehr gut", begründet die 19-Jährige am Montag in Oberstdorf ihre Entscheidung. "Bei jedem Sprung habe ich ein sehr gutes Vertrauen. Ich weiß, das fliegt. Da brauche ich gar nicht daran denken. Da kann ich das abrufen, was ich mir in den Kopf setze. Das passt sehr gut."