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Wie der Langlauf wieder in die Spur finden soll

Nach Doping-Skandal: Langlauf-Sparte wurde umgekrempelt und kämpft mit Folgen.

Wie der Langlauf wieder in die Spur finden soll Foto: © GEPA

Es war eine der dunkelsten Stunden des heimischen Sports: Der Doping-Skandal rund um die beiden Langläufer Max Hauke und Dominik Baldauf bei der Nordischen WM in Seefeld im Februar.

Schock, Wut, Ohnmacht – der Skandal hat den österreichischen Langlauf-Sport arg gebeutelt.

Nach dem Doping-Beben ist kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel machte seine Drohung, die Langlauf-Sparte komplett aus dem Skiverband zu verbannen, zwar nicht wahr, im Sommer wurde dennoch ordentlich umgekrempelt.

Köpferollen und Umstrukturierung

Der ÖSV trennte sich nach der vergangenen Saison von allen Mitarbeitern der Langlauf-Sparte, auch der langjährige Direktor Markus Gandler musste gehen. Als neuer Koordinator des Langlaufsports fungiert Christian Schwarz, der Leiter des Nordischen Ausbildungszentrums Eisenerz.

Die Athleten werden nicht mehr wie in den anderen ÖSV-Sparten in Kadern, sondern in Fördergruppen (I bis III) eingeteilt. Die Gruppe I umfasst die Weltcupstarter und damit aktuell nur Spitzenläuferin Teresa Stadlober. Weitere Aktive wie Bernhard Tritscher, Lisa Unterweger oder Nachwuchsläufer können mit starken Leistungen aufrücken und zu Weltcup-Einsätzen kommen. Wer in den Weltcup aufrückt, entscheidet Schwarz, der für die Fördergruppen II und III zuständig ist.

Ab der Fördergruppe II sind nur mehr Trainer engagiert, die zuvor noch nicht auf der Gehaltsliste des ÖSV gestanden sind. Wobei der Verband darauf Wert legt, dass die Trainer nun Betreuer heißen.

Zudem wurde der "Verein zur Förderung des Langlauf-Sports" gegründet, bei dem alle Personen, die im Weltcup arbeiten – also z.B. Serviceleute - angestellt sind. Ehrenamtlicher Obmann dieses Vereins ist Langlauf-Legende Alois Stadlober.

"Ich bin für den Weltcup und das Betreuerteam zuständig", erklärt Stadlober gegenüber LAOLA1. "Alle Athleten, die im Weltcup starten, werden von 'meinen' Leuten betreut."

Finanziert werden sowohl die Fördergruppe I als auch II und III vom ÖSV. "Der Verband unterstützt Teresa und die anderen Athleten sehr gut, da kann keiner jammern. Es ist ein gutes Umfeld geschaffen worden, in dem man sicher gut trainieren kann", erklärt Stadlober. "Wenn der ÖSV nur ein bisschen Geld hergegeben hätte und wir den Rest selbst aufstellen hätten müssen, wäre es schon schwierig geworden."

Vereinbarung gegen Doping

Da somit alle Betreuer unter dem Dach des ÖSV arbeiten, müssen auch alle Richtlinien eingehalten werden, die der Verband vorgibt.  "Als Verein haben wir eine Vereinbarung mit dem ÖSV unterschreiben müssen, für was ich alles geradestehen muss", erklärt Stadlober.  

Auch der Ex-Athlet hat seine Lehren aus den Ereignissen in Seefeld gezogen und sichert sich in seiner Funktion als Obmann ebenfalls ab. "Alle Sportler, die im Weltcup starten, müssen eine Vereinbarung unterschreiben, dass sie mit Doping nichts am Hut haben. Sie müssen mir auch mitteilen, wer ihre Trainer, Physios, Ärzte oder sonstige Betreuer sind. In dieser Vereinbarung steht auch, dass ich nicht für das Training im Vorfeld verantwortlich bin, sondern nur für eine optimale Betreuung beim Weltcup."

Trotz der völligen Umstrukturierung ist Stadlober rückblickend gesehen froh, dass ÖSV-Präsident Schröcksnadel wie in Seefeld in der ersten Emotion angekündigt, die Langläufer nicht im Stich gelassen hat.

"Langfristig sollte es schon das Ziel sein, dass der Langlauf wieder unter dem Dach des ÖSV stattfindet, aber so ist es jetzt eh noch die beste Lösung für alle."

Stadlober: "Mir war es wichtig, dass es mit Teresa weitergeht"

Denn für Stadlober steht im Vordergrund, dass seine Tochter Teresa und die übrigen Athleten ihren Sport weiterhin professionell ausüben können. "Mir war es wichtig, dass es mit Teresa weitergeht und dass ich sie unterstützen kann. So lange sie läuft, bringe ich mich ein", sagt Stadlober.

Seine Tochter hätte ihr gewohntes Umfeld mit allen Betreuern und Serviceleuten beibehalten, sei dahingehend "gut aufgestellt".

Die Vorbereitung auf die neue Saison ist für Österreichs derzeit einzige Spitzenathletin im Weltcup aufgrund einer Fußverletzung allerdings nicht optimal verlaufen. Die daher gedämpften Erwartungen wurden beim Auftakt in Ruka mit den Plätzen 16 und 11 in den Distanz-Rennen aber halbwegs erfüllt. 

Für den Rest der Saison sind die Erwartungen allerdings weitaus höher. „Das Ziel ist schon ein Stockerlplatz im Laufe des Winters. Langfristig gesehen ist eine Medaille bei der nächsten WM und Olympia 2022 das Ziel, sonst wäre der Aufwand fast nicht mehr gerechtfertigt“, sagt Stadlober. „Den Biss und das Können dafür hat Teresa!“

Teresa Stadlober: Den Skandal gut weggesteckt

Die 26-Jährige, die im Weltcup bisher zwei Podestplätze verbuchen konnte, will nach einer durchwachsenen Saison 2018/19 und dem Doping-Skandal rund um ihre langjährigen Kollegen nach vorne schauen.

Die Ereignisse in Seefeld haben Teresa Stadlober zugesetzt, erzählt ihr Vater. „Das war schon schwer für sie, weil das einfach so unvorstellbar war. Bei uns zuhause gab und gibt es sehr viele Gespräche darüber.“

Vor allem Bruder Luis, der erst im Frühjahr seine Langlauf-Karriere beendet hat und sich jetzt im Training einbringt, sei eine große Stütze für Teresa gewesen. „Sie hat das gut weggesteckt“, sagt Stadlober senior. „Teresa ist gut fokussiert und es wichtig, dass jetzt wieder der Weltcup beginnt. Dann denkt man nicht so viel an die anderen Sachen.“

Der Doping-Skandal von Seefeld ist dennoch immer wieder präsent. Etwa dann, wenn Hauke, Baldauf oder Johannes Dürr der Prozess gemacht wird.

Die Folgen des Skandals: "Da wird eh nur gedopt"

"Es wird schwierig, Kinder für den Langlauf zu begeistern, wenn die Eltern sagen: Lieber nicht, da wird eh nur gedopt. Das ist ein Problem, das uns trifft."

Mit den Folgen wird Österreichs Langlaufsport wohl noch länger zu kämpfen haben. Stadlober befürchtet, dass es mit dem Nachwuchs in Zukunft düster aussehen könnte. "Es wird schwierig, Kinder für den Langlauf zu begeistern, wenn die Eltern sagen: Lieber nicht, da wird eh nur gedopt. Das ist ein Problem, das uns trifft. Vielen fangen zwar auf Langlauf-Skiern an, schwenken dann aber auf Biathlon oder Nordische Kombination um."

Teresa Stadlober, die als einzige an der Weltspitze mitmischt und dadurch ebenfalls überwiegend alleine trainieren muss, ist die große Hoffnung. "Man kann nur hoffen, dass Teresa gute Erfolge feiert und dann wieder positiv über Langlauf berichtet wird."

Bis es so weit ist kämpfen die Stadlobers dafür, dass der Langlauf-Sport in Österreich wieder in die Spur findet. "Ich bin guter Dinge, dass man das Doping-Thema jetzt im Griff hat. Wer es bis jetzt noch nicht gelernt hat, dem kann man eh nicht mehr helfen. Trotzdem kann man es nie ausschließen. Aber was soll man machen, mit dem Sport ganz aufhören?"

Das kommt für Alois Stadlober nicht in Frage: "Meine Haut ist dick geworden."

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