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"Heilige Therese": Johaug am Höhepunkt

Therese Johaug dominiert den Langlaufsport. Sie wird verehrt und noch immer verurteilt:

Foto: © GEPA

Dominanz im Langlauf hat einen Namen: Therese Johaug.

Die Norwegerin läuft der Konkurrenz meilenweit davon. Im Gesamtweltcup führt Johaug aktuell mit fast 600 Punkten Vorsprung, 14 Einzel-Siege stehen im Winter 2019/20 bisher zu Buche.

Am Dienstag feierte Johaug einen Sieg, von dem sie wohl nicht gedacht hätte, dass er noch kommen würde: Die Olympiasiegerin und zehnfache Weltmeisterin holt bei einem ungewöhnlichen Skating-Bergsprint in Aare ihren ersten Weltcup-Sieg in einem Sprint.

"Es war ein verrücktes Rennen, ich liebe die Anstiege und es war wirklich mein Tag. Der Sieg bedeutet mir sehr viel, weil ich so hart arbeite, um erfolgreich zu sein", sagte eine sichtlich gerührte Therese Johaug im Nachhinein.

Es ist ein Meilenstein in der Karriere der 31-Jährigen. In norwegischen Medien ist bereits von der "Heiligen Therese" zu lesen. Johaug wird in ihrer Heimat verehrt, der Doping-Skandal um den Langlauf-Superstar ist längst vergessen.

Nach Doping-Skandal noch schneller

Im Oktober 2016 musste Johaug einen positiven Doping-Test eingestehen, eine von ihrem Arzt verordnete Lippencreme zur Versorgung eines Sonnenbrandes war ihr zum Verhängnis geworden. Die Norwegerin beteuerte unter Tränen ihre Unschuld, um eine Sperre kam sie dennoch nicht herum. 

Gegen eine von der norwegischen Anti-Doping-Agentur nur zögerlich ausgerufene Sperre von 13 Monate legte die FIS Berufung ein, woraufhin der Internationale Sportgerichtshof CAS die Strafe 2017 rückwirkend auf 18 Monate bis April 2018 verlängerte.

Sie werde wiederkommen, versprach Johaug damals. Sie hat ihr Versprechen halten – und wie.

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Die Sperre hat die 31-Jährige scheinbar nur noch schneller gemacht. Vor allem ihre Physis ist herausragend, wie Johaug im Sommer 2019 bewies, als sie bei den norwegischen Leichtathletik-Meisterschaften den Titel über 10.000 Meter gewann.

Der Comeback-Winter 2018/19 verlief mit zehn Weltcup-Siegen bereits höchst erfolgreich, in der aktuellen Saison dominiert Johaug quasi nach Belieben und lässt ihre Konkurrenz aufgrund der teils großen Vorsprünge verzweifeln. 

Die Skepsis bleibt

Während man in Norwegen das Doping-Thema schnell abgehakt hatte, stehen viele Fans, aber auch Athleten oder Trainer Johaugs Seriensiegen in den Loipen dieser Welt nach wie vor kritisch gegenüber.

Besonders deutlich wurde das bei der Nordischen WM in Seefeld 2019, wo Johaug mit drei Mal Gold und ein Mal Silber die große Abräumerin war, nachdem sie erst zu Saisonbeginn in den Weltcup zurückgekehrt war.

Der deutsche Bundestrainer Peter Schlickenrieder etwa meinte in Seefeld in Hinblick auf Johaugs Erfolge: "Das finde ich schon befremdlich, das muss ich ganz ehrlich sagen. Sie läuft ja meilenweit voraus."

Johaug selbst reagiert auf derartige Aussagen gelassen. "Ich habe meine Strafe bekommen und kann nichts mehr daran ändern", sagt sie – und läuft der Konkurrenz weiter meilenweit davon.

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