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Experte erklärt: So wird in U18 und U20 gescoutet

von Bernd Freimüller Foto: © GEPA

Wer die ersten Stufen der Nachwuchs-Ausbildung hinter sich hat (HIER geht es zum ersten Teil), darf sich Hoffnungen auf ein Dasein als Eishockey-Profi machen.

Aber der Weg ist auch im fortgeschrittenen Teenager-Alter noch ein langer. Erst hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Worauf die Scouts in den Altersgruppen von U18 und U20 aufpassen müssen, erklärt LAOLA1-Experte Bernd Freimüller.

Der Wiener ist seit über 20 Jahren als Scout tätig, beschreibt genau, wie die Beobachtung der U18- und U20-Spieler in Österreich funktioniert.

So läuft es in der U18 ab

Erste Bank Juniors League: 20 Teams (davon zehn aus Österreich in einer Gruppe), die in St. Pölten beheimatete Okanagan-Akademie dabei mit zwei Mannschaften

Es geht ans Eingemachte, das Kinder-Eishockey sollte längst Geschichte sein. Im internationalen Vergleich warten neun ungarische und ein tschechisches Team (Znojmo).

Doch das ungarische Eishockey ist im internationalen Vergleich (zumindest in den älteren Jahrgängen) immer noch hinter Österreich angesiedelt und deren auch nicht übergroßes Spieler-Angebot wird hier eben auf neun Teams aufgesplittet – sind die Vergleiche dann wirklich wertvoll?

Eisläuferisch hat sich vieles zum Besseren gewandelt, das Tempo ist über die Jahre sicher höher geworden. Vor allem die Akademie-Teams sind hier vorbildhaft, während bei anderen Teams eisläuferische Defizite weit häufiger auftreten.

Der Unterschied zum Ausland, wo ähnliches gilt: Die Entscheidungs-Prozesse auf diesem Tempo, vor allem im Offensiv-Bereich. Bei einigen Spielern habe ich immer das Gefühl, dass sie sechs Mal um die Halle skaten könnten, ohne irgendwelche Akzente setzen zu können. Das Eislaufen und die taktischen Grundelemente sind eingedrillt, an Skills und Hockey-Sense fehlt es aber oft.

Die 16- und 17-Jährigen (aktuell die Jahrgänge 2002 und 2001) nehmen das erste Mal an einer Weltmeisterschaft teil, leider für Österreich schon seit Jahren an der C-WM. Doch die Spieler für dieses Turnier sind meist schon in der U20-Liga engagiert. Das sollte auch so sein, nur: Das Hochziehen von jüngeren Spielern in den Ligen ist längst der Regelfall, nicht die Ausnahme für hochtalentierte Spieler.

Niemand wird etwas dagegen einwenden, wenn ein Marco Kasper schon in der U18 spielt, auch wenn er körperlich noch ein Kind ist. 65 Scorerpunkte in 26 Spielen sagen ohnehin alles.

Nur: Die Alters-Bezeichnungen der einzelnen Ligen sind mittlerweile ein Etikettenschwindel – die U16 wird zur U15, die U18 zur U17 oder gar U16, die U20 zur U18. Der kleine Spielermarkt ist ein Problem - Teams mit mehr Spielern wie etwa Salzburg, Wien oder Klagenfurt leisten sich Farmteams, die schon Spieler hinaufziehen, was dann in allen Altersstufen einen Sickereffekt hat.

Das wäre auch kein Problem, wenn alle Teams von Spielern überbordern würden, aber zu oft sehe ich Spiele, bei denen kaum drei Blöcke auf dem Eis stehen. Das Hochziehen von Spielern wird damit nicht zu einer Auszeichnung, sondern zur absoluten Notwendigkeit.

Ein Scout, der im internationalen Nachwuchs-Bereich unterwegs ist und dort einen zwei Jahre jüngeren Spieler sieht, wird ihn als möglichen Report markieren. In Österreich würde ihm da aber bald die Farbe seines Markers ausgehen, ist das doch eher die Regel denn die Ausnahme und keineswegs mehr ein Güteprädikat.

 

So läuft es in der U20 ab

Erste Bank Young Stars League: 15 Teams (davon sieben aus Österreich)

Ganzen sieben österreichischen Teams stehen sechs ungarische, ein tschechisches (Znojmo) und ein slowenisches Team (Jesenice) gegenüber – eine deprimierende Zahl für die höchste Nachwuchsstufe. Salzburg, das mit seiner U18-Truppe in der Spitze der tschechischen Liga mitspielt, bietet hier eine Spielgemeinschaft mit Zell/See auf, der KAC hat sich (im Gegensatz zu den Capitals) zugunsten seines Farmteams aus dieser Altersstufe ausgeklinkt.

Ich versuche hier, österreichische Teams gegeneinander zu sehen, das ist vor allem in der zweiten Saisonhälfte nicht leicht. Hier finden sich vor allem die Kandidaten für das U18-Nationalteam wieder, das U20-Team setzte sich in letzter Zeit aus Legionären und Farmteam-Spielern zusammen.

Auch hier ist das Tempo meist hoch, körperlich haben die Cracks über die Jahre natürlich zugelegt. Doch schon beim Wechseln in die Farmteams zeigt sich oft: Wo die Jungen natürlich spritziger und schneller sind, dominieren trotzdem oft die Alten, weil sie die Spielzüge ganz einfach besser vorausahnen können. Salzburg ist aber in der AlpsHL bezüglich Tempo ein Trendsetter und klettert Jahr für Jahr nach oben, die Caps sind in ihrer zweiten Saison in der ungarisch-rumänischen Erste Liga auch auf dem Wege der Besserung.

Der Erwachsenen-Weg zeichnet sich ab

Auch wenn in der EBEL das untere Alterslimit meist um die 22 Jahre angesiedelt zu sein scheint – bei 18- und 19-Jährigen kristallisiert sich heraus, wohin der Weg geht. Auch hier stehen wieder Hockey-Sense und Puck-Skills im Vordergrund. Wer hier nicht schnelle und richtige Entscheidungen treffen kann, wird sich natürlich auch auf Erwachsenen-Niveau schwer tun.

Auch eine oft gehörte Mär: Ein Rollenspieler oder ein Defensiv-Verteidiger auf Junioren-Niveau soll die gleiche Rolle bei den Senioren einnehmen. Das geht auf der ganzen Welt nur selten auf: Die Rollenspieler bei den Erwachsenen waren meist überragende Junioren mit dementsprechenden Scorerzahlen.

Geringe Spieler- und Teamzahlen, zu wenige (offensive) Spielträger und oft geringe Körpergröße – nur einige der Probleme im österreichischen Nachwuchs-Eishockey. Ein Trend zu mehr Professionalisierung ist zwar vor allem im Akademiebereich unverkennbar, nur: Das gilt bei den besseren Nationen natürlich genauso, wird daher im internationalen Vergleich bestenfalls zu einem Nullsummenspiel.

Auch wenn nicht jeder Besuch eines Nachwuchsspiels ein ungetrübtes Vergnügen ist, gehört es einfach dazu, wenn man über die Probleme im Übergang zum Seniorenbereich mitdiskutieren will. Eines haben Funktionäre (vor allem aus der EBEL), die den Nachwuchs von Haus aus schlechtreden, oder Personen, die unreflektiert den Einbau jüngerer Spieler fordern, oft gemeinsam: Sie sind bei Nachwuchsspielen oder Weltmeisterschaften so gut wie nie anzutreffen...

Experte erklärt: So wird in U14 und U16 gescoutet Eishockey - Sonstiges Bernd Freimüller über sein Augenmerk bei den jüngsten Nachwuchs-Cracks:
Textquelle: © LAOLA1.at