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Können Dallas Stars in Playoffs scheinen?

Die Texaner zitterten sich zum Playoff-Ticket, zum Start wartet ein Brocken.

Können Dallas Stars in Playoffs scheinen? Foto: © GEPA

Der Kampf um den Stanley Cup ist eröffnet!

Mittendrin erneut der Österreicher Michael Raffl, der in seinen sechsten NHL-Playoffs an den Start geht. Machte der 33-Jährige in der Vorsaison mit den Washington Capitals Jagd auf die begehrteste Trophäe im Eishockey, versucht es Kärntner heuer mit den Dallas Stars.

Die Texaner mussten lange um den Einzug in die Stanley-Cup-Playoffs zittern, in der ersten Runde kommt es für das Wild-Card-Team zum Duell mit dem Gewinner der Pacific Division, den Calgary Flames.

LAOLA1 beleuchtet, was Raffl und den Stars in der Regular Season geglückt beziehungsweise weniger gut gelungen ist und blickt auf die Serie gegen das beste Team Kanadas.

Wiederauferstehung nach enttäuschender Saison

Verpassten die Stars in der Vorsaison noch als unterlegener Finalist die Playoffs, schlugen sich die Texaner heuer in der knüppelharten Central Division durchaus formidabel.

Zur Einordnung: Die Central ist die einzige Division, die fünf Playoff-Teams stellt. Gegen Spitzenreiter Colorado, Minnesota, Winnipeg, Chicago und Arizona weisen die Stars eine positive Saisonbilanz auf. Lediglich gegen St. Louis und Nashville haben die Texaner mehr verloren als gewonnen.

Der Weg in Richtung Stanley Cup führt die Dallas Stars in der Western Conference allerdings durch die Mannschaften der Pacific Division, da die Truppe von Rick Bowness als besseres der beiden Wild-Card-Teams gegen den Division-Sieger mit der schlechteren Bilanz antreten muss, in diesem Fall Calgary.

Gegen die Los Angeles Kings und die Edmonton Oilers, gegen die es bei einem etwaigen Aufstieg in der zweiten Runde gehen würde, ist die Saison-Bilanz der Stars ebenfalls positiv.

Das Problem: Gegen die Calgary Flames gab es in den bisherigen drei Saisonspielen zwei Pleiten und einen Sieg nach Overtime. Gutes Omen: In der Saison 2019/20, die erst im Finale endete, besiegten die Stars die Flames in der "Best-of-seven"-Serie der ersten Runde mit 4:2.

Konstante Inkonstanz

Doch trotz des dritten Playoff-Einzugs in den letzten vier Jahren scheinen die Stars nicht ganz so hell, denn die einzige Konstante im Spiel der Texaner war die Inkonstanz.

Auf sieben Siege in Serie von 20. November bis 6. Dezember folgten von 8. Dezember bis 17. Dezember fünf Pleiten in Folge.

Kraftakte wie ein 1:0-Sieg gegen die amtierenden Champions aus Tampa Bay und blutleere Auftritte wie bei der 1:4-Blamage in Seattle wechselten sich in ungesunder Regelmäßigkeit ab.

Spiele wie gegen Seattle oder zuletzt bei der 3:4-Niederlage nach Overtime trotz 3:0-Führung gegen die Coyotes dürfen sich die Stars in den Playoffs nicht leisten, will man irgendwie an Calgary vorbeikommen.

Tormann-Karussell Dallas

Vor allem in den Playoffs ist ein guter Torhüter sein Gewicht in Gold wert. Die Tormannfrage der Stars war lange ungeklärt. General Manager Jim Nill ging mit seinen vier Goalies Ben Bishop, Anton Khudobin, Jake Oettinger und Neuzugang Braden Holtby in die Saison.

Aus vier wurden im Verlauf der Spielzeit zwei Goalies, wobei einer des aktuellen Tormann-Tandems zu Saisonbeginn noch nicht Teil des Kaders der Texaner war.

Anfangs schenkten die Stars dem routinierten Duo Holtby-Khudobin das Vertrauen. Der mittlerweile 23-jährige Oettinger wurde in die AHL geschickt, um Erfahrung zu sammeln. Ben Bishop erholte sich auf der Verletztenliste von seiner schweren Knieverletzung.

Diese konnte der dreimalige Vezina-Trophy-Sieger aber nie wieder hinter sich lassen. Im Dezember gab der 35-Jährige in der AHL sein Comeback, bekam von den Chicago Wolves aber prompt acht Tore eingeschenkt. Daraufhin gab Bishop sein Karriereende bekannt.

Goalie der Zukunft gefunden

War Khudobin in der Saison 2019/20, in der die Stars bis ins Stanley-Cup-Finale einzogen, einer der besten Goalies der NHL, holte ihn in dieser Saison sein altes Backup-Dasein ein.

In neun Spielen kassierte der Russe 28 Gegentore. Sein Gegentorschnitt von 3,63 und die Fangquote von 87,9 Prozent waren die mit Abstand schlechtesten Werte in der Karriere des 35-Jährigen, der im Dezember in die AHL geschickt und nicht mehr zurückgeholt wurde.

Daraufhin bildeten Oettinger und Holtby die meiste Zeit das Tormann-Duo, Zweiterer zog sich jedoch eine Unterkörperverletzung zu und fällt bis auf Weiteres aus. Daraufhin holten die Stars Scott Wedgewood aus Arizona als Backup für Oettinger, der in seinen 48 Regular-Season-Einsätzen weitestgehend ordentliche Leistungen ablieferte.

Der Gegentorschnitt von 2,53 ist der zehnbeste aller Goalies, die mindestens 25 Spiele absolviert haben. Seine Fangquote von 91,4 Prozent findet sich auf Rang 15 wieder.

Der US-Amerikaner ist der Franchise-Tormann der Stars. Die erste Saison als Nummer eins der Texaner kann durchaus als Erfolg verbucht werden, in den Playoffs kann er diese krönen.

Raffl baut ab

Die erste Saison in Dallas mündete für den Villacher Michael Raffl zwar in seiner sechsten Teilnahme an den Stanley-Cup-Playoffs, für den 33-Jährigen geht aber die statistisch schlechteste Regular Season seiner NHL-Karriere zu Ende.

Raffl erzielte in 76 Spielen sieben Tore und neun Assists, was 16 Scorer-Punkte bedeutet. Seine 0,21 Punkte pro Partie sind der schlechteste Wert in der mittlerweile neun Spielzeiten umfassenden NHL-Karriere des Kärntners.

Rechnet man diese Werte hoch, erzielte Raffl pro 60 Minuten 0,9 Zähler, ebenfalls Negativrekord für den 33-Jährigen.

Wirkliche Verwerdnung für den Kärntner hat Head Coach Rick Bowness nur im Penalty Kill. Der Villacher steht im Unterzahlspiel durchschnittlich 1:43 Minuten pro Spiel auf dem Eis. Der fünftbeste Wert aller Feldspieler. Das Unterzahlspiel der Stars liegt mit einer Erfolgsquote von 79 Prozent im Liga-Mittelfeld.

Im Fünf-gegen-Fünf ist Raffl in der vierten Linie der Texaner einzementiert. Von den 16 Angreifern, die mehr als zehn Spiele für die Stars absolviert haben, befinden sich die 14:32 pro Spiel durchschnittlich absolvierten Minuten auf Rang sieben.

Ob das allerdings für einen weiteren Vertrag in Dallas reicht, bleibt abzuwarten. Der 1,1 Millionen Dollar schwere Einjahreskontrakt in Texas läuft im Sommer aus.

Der Shootingstar und der Haudegen

Der Anteil von Raffl am Playoff-Einzug der Stars ist nicht sonderlich groß, dafür hat einer der unterschätztesten Spieler der NHL die beste Saison seiner noch jungen Karriere hinter sich: Jason Robertson.

"Robo" ist mit 41 Toren in 74 Spielen der beste Torschütze der Texaner. Seine 38 Vorlagen werden nur von Joe Pavelski (54) und John Klingberg (41) getoppt.

Mit 79 Punkten ist der 22-Jährige der beste Scorer hinter Pavelski, der zwei Punkte mehr erzielen konnte.

Der 37-Jährige, der 2019 aus San Jose nach Dallas kam, spielte die beste Saison seiner gesamten Karriere. 81 Punkte erreichte der US-Amerikaner nicht einmal in seiner Blütezeit bei den Sharks.

Während die hochbezahlten Spieler wie Kapitän Jamie Benn, Tyler Seguin und Alexander Radulov einmal mehr hinter den Erwartungen, die mit ihren Gehältern eingehen zurückblieben, ging der Führungsspieler Pavelski mit gutem Beispiel voraus.

Der alternde Center hat seinen Vertrag in Dallas im März für ein Jahr vorzeitig verlängert. Kostenpunkt: 5,5 Millionen Dollar mit der Möglichkeit, durch leistungsbezogene Boni weitere 500.000 Dollar einzustreifen.

Harte Nuss aus Alberta

Pavelski sieht seine beste Möglichkeit, endlich einen Stanley Cup zu gewinnen, in Dallas. Das wird auch heuer kein leichtes Unterfangen werden, im Vergleich zur Regular Season muss das gesamte Team einen Zahn zulegen.

Erstrunden-Gegner Calgary setzte sich mit 111 Punkten an die Spitze der Pacific Division. Angreifer Johnny Gaudreau erzielte mit 115 Punkten die zweitmeisten der Regular Season, ist gleichzeitig der drittbeste Assistgeber. Teamkollege Matthew Tkachuk ist mit 42 Treffern der neuntbeste Torschütze der NHL.

Im Tor steht mit Jacob Markström einer der besten Goalies der Liga. Die neun Shutouts des 32-jährigen Schweden sind Saison-Bestwert. Nach 63 Spielen stehen ein Gegentorschnitt von 2,22 sowie eine Fangquote von 92,2 Prozent zu Buche - jeweils die drittbesten Werte aller NHL-Goalies, die mindestens 25 Spiele bestritten haben.

Mit den Calgary Flames wartet also gleich zu Beginn ein Härtetest auf die Dallas Stars und Michael Raffl, der sich erneut anschickt, der erste österreichische Stanley-Cup-Champion zu werden.

Das erste Spiel der "Best-of-seven"-Serie steigt in der Nacht auf Mittwoch um 4:00 Uhr MESZ im Scotiabank Saddledome. 

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