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Grabner: "Meine Zeit neigt sich dem Ende zu"

Der ÖEHV-Stürmer über sein neues Team Arizona und fortschreitendes Alter.

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Neues Team, neues Glück. Darauf hofft Michael Grabner in den kommenden drei NHL-Saisonen mit den Arizona Coyotes.

Im Anschluss an zwei erfolgreiche Jahre mit den New York Rangers und einen mäßigen, trade-erzwungenen Abstecher über den Hudson River zu den New Jersey Devils, geht es für den Villacher erstmals seit der Anfangszeit bei den Vancouver Canucks wieder in den Westen.

Sportlich eine herausfordernde Angelegenheit, gehörten die Coyotes zuletzt doch nicht zu den Spitzenklubs der besten Liga der Welt. Mit dem Dreijahres-Vertrag für insgesamt rund zehn Millionen US-Dollar hat der 30-Jährige aber einen attraktiven Deal an Land gezogen.

Im Moment genießt Grabner seinen wohlverdienten Heimaturlaub in Kärnten und spricht im LAOLA1-Interview über seine Entscheidung und das neue Team, die schwierigen Wochen bei den Devils sowie eine mögliche Zukunft nach den kommenden drei Jahren.

LAOLA1: Ich gratuliere zu einem entspannten Sommer, nachdem deine Entscheidung in der Free Agency schnell zugunsten der Arizona Coyotes gefallen ist. Warum ging das so schnell?

Michael Grabner: Die Free Agency ist eine eigene Wissenschaft. Als Außenstehender denkt man sich vielleicht, dass man sich alles einmal ansehen und Zeit lassen kann. Aber je länger du dir Zeit lässt, desto weniger werden die freien Plätze und umso niedriger werden die gebotenen Beträge. Wenn alles gut läuft, unterschreibst du innerhalb der ersten drei Stunden der Free Agency. Man sieht jetzt die Folgen bei einigen Spielern, die gewartet haben. Wenn du ein Angebot hast und abwartest, geht das Team auch zum nächsten Kandidaten. Willst du doch unterschreiben, ist auf einmal der Platz weg. Das geht so schnell, mein Agent hat alle zwei Minuten angerufen. Darum bereitest du dich schon eine Woche vorher darauf vor, wer kommen könnte.

LAOLA1: Hat dir Arizona einfach das konkreteste Angebot vorgelegt?

Grabner: Angefragt haben einige, ich nenne jetzt keine bestimmten Franchises. Aber da musste erst ein Spieler weggetradet werden, um einen Platz freizumachen, dann ist dieser Trade nicht durchgegangen… andernorts war der freie Cap Space zu gering, um ein höheres Angebot zu machen. Bevor die ganze Sache losgegangen ist, bin ich mit meinem Agenten schon alle Teams durchgegangen. Die Arizona Coyotes waren sicher einer der interessiertesten Klubs, sie waren von Anfang an dabei und haben ständig angerufen, außerdem ein sehr gutes Angebot gemacht. Ich bin bald 31 Jahre alt. Ein Dreijahres-Vertrag ist nicht so einfach zu bekommen, außer du bist ein Top-Star. Wenn ich heute noch nicht unterschrieben hätte, könnte ich wohl nur noch einen Einjahres-Vertrag um wer weiß wie viel Geld unterschreiben. So ist es auch einigen ehemaligen Mitspielern passiert, mit denen ich gesprochen habe.

LAOLA1: Das Gesamtpaket aus Planungssicherheit, finanziellem Angebot und vielleicht auch den sportlichen Aussichten war in Arizona also gut genug?

Grabner: Ja genau, bei mir als Familienvater kommen eben mehr Dinge ins Spiel. Als Alleinstehender kann es dir vielleicht noch egal sein, wohin du gehst. Privat und sportlich war es sicher eine gute Entscheidung. Den Kindern wird es gefallen und meine Frau Heather kann jetzt Direktflüge in ihre Heimatstadt nehmen (Spokane im Bundesstaat Washington, Anm.). Ich kenne einige Spieler aus der Vergangenheit, etwa Derek Stepan oder Antti Raanta. Am Papier war es schon letztes Jahr eine gute Mannschaft, es ist einiges an Talent drin.

LAOLA1: Was spricht aus deiner Sicht dafür, deine Stärken bei den Coyotes wieder besser ausspielen zu können? Hat es schon ein Gespräch mit Head Coach Rick Tocchet gegeben oder kennst du das Team gut genug, um deine mögliche Rolle einzuschätzen?

Ein Dreijahres-Vertrag ist nicht so einfach zu bekommen, außer du bist ein Top-Star. Wenn ich heute noch nicht unterschrieben hätte, könnte ich wohl nur noch einen Einjahres-Vertrag um wer weiß wie viel Geld unterschreiben.

über die schnelle Entscheidung

Grabner: Ich werde nicht viel umstellen und versuchen, meine Stärken auszuspielen. Neben meiner Geschwindigkeit ist das sicher die Tatsache, dass ich am Eis hart arbeite und versuche, etwas beizutragen, auch wenn ich keine Tore schieße. Sonst wäre ich schon lange weg. Wir haben auch noch nicht gesprochen, wegen des Zeitunterschieds und weil der Coach viel unterwegs ist, nur kurz SMS geschrieben. Aber er wird nichts großartig anderes mit mir vorhaben, als ich bisher gespielt habe. Rick Tocchet hat mich oft gesehen, als er Assistant Coach in Pittsburgh war und kennt meine Spielweise. Ich bereite mich körperlich und konditionell vor, denke, wir werden aber sicher bald sprechen, sobald ich im August nach Arizona komme.

LAOLA1: Was waren deine bisherigen Eindrücke vom Eishockey in der Wüste? Die Arizona Coyotes sind eine Franchise, die hinsichtlich ihres Standortes und mangelnden Fan-Zuspruchs nicht unumstritten sind und für eine Relocation schon länger in Frage kommen.

Grabner: Ich bin jetzt einige Jahre an der Ostküste gewesen, habe höchstens einmal im Jahr in Arizona gespielt. Es ist sicher lässig, wenn es im Dezember 15-20 Grad hat, du am Golfplatz wohnst und zwischendurch spielen gehen kannst. Dazu kann ich erst nach diesem Jahr mehr sagen. Ich weiß nur, dass die aktuelle Halle in der Diskussion steht, weil sie für die Fans nicht ideal ist. Vielleicht wird der Spielort etwas in den Norden verlegt, wo auch die Trainingshalle ist und die Spieler wohnen. Eine mögliche Relocation war kein Faktor, aufgrund dessen ich meine Entscheidung getroffen habe. Was passiert, passiert, aber ich hoffe, dass man dort weiterspielen kann. Ich nehme es, wie es kommt.

LAOLA1: Arizona hat in den letzten sechs Jahren nie die Playoffs erreicht. Was stimmt dich bezüglich der sportlichen Perspektive zuversichtlich?

Grabner: Alex Galchenyuk wurde geholt, den ich für einen sehr guten Spieler halte, Derek Stepan und Antti Raanta im Tor, der zu Beginn der letzten Saison gefehlt hat. Von Jänner bis April waren die Coyotes nach Punkten ein Top-10-Team der NHL! Es ist ein gutes und talentiertes Team, aber wenn dir der Einser-Keeper am Beginn ausfällt und du einen schlechten Start hast, ist das schwer aufzuholen. Sonst? Wir haben in meinen Augen eine sehr gute Defensive und junge Spieler, Clayton Keller hat in seiner ersten vollen Saison als 19-Jähriger 65 Scorerpunkte gemacht. Wir müssen nur als Team zusammenfinden und alles tun, um in die Playoffs zu kommen. 82 Spiele sind ein langer Weg, aber dann kann alles passieren, es ist die halbe Miete.


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LAOLA1: Und was dich privat erwartet, kannst du schon abschätzen?

Grabner: Es wird sicher etwas ruhiger und weniger stressig zugehen, ein anderes Lebens-Tempo. New York ist eine riesige Stadt, es ist immer etwas los und die Leute müssen dauernd schnellstmöglich irgendwo hin. Meine Frau war jetzt schon kurz in Arizona Häuser besichtigen. Ihr gefällt es sehr gut, sie meinte, es wird eine Umstellung. Man lebt wie im Urlaub mit Kakteen und Palmen. Normalerweise fliegt man weg vom Schnee, jetzt müssen wir für die Kinder eher wieder hin fliegen. Nach einer Eingewöhnung wird es sicher angenehm. Ich habe noch nie wo gelebt, wo es das ganze Jahr über praktisch nicht regnet oder keinen echten Winter gibt.

LAOLA1: Kannst du dir im Nachhinein erklären, warum es bei den New York Rangers so viel besser funktioniert hat, als davor bei den Toronto Maple Leafs und danach bei den New Jersey Devils?

Dann war das Selbstvertrauen nicht gleich wieder da. Da beginnst du zu denken, das ist nicht schnell genug wieder verschwunden, weil die Leute doch Erwartungen haben.

über die Zeit bei den New Jersey Devils

Grabner: Die Zeit in Toronto war für mich nicht so schlecht. Die letzten Jahre bei den New York Islanders waren aufgrund von Verletzungen schwer. Da habe ich wieder eine Zeit gebraucht, um besser reinzukommen. Und ich wüsste nicht, wo ich jetzt ohne dieses Jahr bei den Maple Leafs wäre! Mike Babcock (Toronto-Coach, Anm.) hat mir sehr viel Eiszeit gegeben, das hat dem Selbstvertrauen gutgetan und bei den New York Rangers ist es dann einfach weitergelaufen. Ich schaue da nicht auf die Punkte, Toronto hatte schon damals eine sehr junge Mannschaft. Ich wollte mein Spiel einfach wieder dorthin bringen, wo ich in der NHL Erfolg haben kann. Der ist dann bei den Rangers gekommen.

LAOLA1: In den 23 Spielen mit New Jersey ist es wieder ganz anders gelaufen.

Grabner: Das hätte auch besser laufen können. Das Team hatte schon 60 Spiele miteinander gespielt, du kommst neu hinein, musst dich an neue Mitspieler und neue Systeme gewöhnen… Die ersten vier, fünf Spiele habe ich gar nicht schlecht gespielt und hätte vielleicht sieben oder acht Tore machen können. Alleine gegen Pittsburgh bin ich drei- oder viermal allein vor das Tor gefahren. Im zweiten Spiel habe ich nichts getroffen und dann war das Selbstvertrauen nicht gleich wieder da. Da beginnst du zu denken, das ist nicht schnell genug wieder verschwunden, weil die Leute doch Erwartungen haben. Aber ich habe dort Freunde gefunden, es war eine lustige Truppe, auch die Betreuer.

LAOLA1: Den Gerüchten nach stand eine Rückkehr zu den New York Rangers durchaus im Raum.

Grabner: Wir waren schon in Kontakt, aber sie wollen einen Umbruch und älteren Spielern keine längerfristigen Verträge geben, was ich auch verstehe. Ich habe nichts schlechtes darüber zu sagen, es ist einfach nicht zustande gekommen. Ich wünsche den Rangers nur das Beste, sie sind ja auch nicht in unserer Conference oder gar Division (lacht).

Die NHL verjüngt sich jedes Jahr, bessere und jüngere Spieler kommen, die zu Beginn ihrer Karriere auch billiger sind. Darum kann ich froh sein, jetzt noch einmal drei Jahre die Chance zu haben. Die durchschnittliche NHL-Karriere läuft zwei bis drei Jahre.

über den Lauf der Zeit

LAOLA1: Du gehst auf die 31 Jahre zu, umso wichtiger war so ein langfristiger Vertrag wohl. Am Ende des jetzigen Vertrags bist du fast 34.

Grabner: Meine Zeit neigt sich dem Ende zu. Ich bin schon zuletzt unter den Top-5 der ältesten Spieler meiner Teams gewesen, in New Jersey gab es neun oder zehn Spieler unter 23. Die NHL verjüngt sich jedes Jahr, bessere und jüngere Spieler kommen, die zu Beginn ihrer Karriere auch billiger sind. Darum kann ich froh sein, jetzt noch einmal drei Jahre die Chance zu haben. Die durchschnittliche NHL-Karriere läuft zwei bis drei Jahre. Ich bin froh, meinen Traum leben zu können, was danach kommt, lasse ich auf mich zukommen. Wenn ich dann noch einen Zweijahres-Vertrag bekomme, wäre das schön, wird es nur ein Einjahres-Vertrag, nehme ich das auch.

LAOLA1: In Arizona wirst du nach aktuellem Stand der viertälteste Spieler des Rosters sein. Spürst du Auswirkungen auf deinen Umgang mit Teamkollegen, alleine durch dein Alter eine Art Führungsrolle zu bekommen?

Grabner: Nein, ich war auch nie derjenige, der in der Kabine viel redet, das wird sich auch nicht ändern, nur weil ich jetzt älter bin. Spaß habe ich schon immer, aber ich versuche am Eis den Jungs zu vermitteln, dass es ohne harte Arbeit nicht geht. Wenn es Fragen gibt, stehe ich gern zur Verfügung, aber die meisten Jungen sind schon so gut, sonst wären sie gar nicht in der Liga.

LAOLA1: Wie sehen die weiteren Sommerpläne aus und wann musst du in Arizona erscheinen?

Grabner: Ich bin jetzt bis nach dem Kirchtag (29. Juli bis 5. August, Anm.) in Villach, mein Cousin heiratet am 11. August, dann werden wir um den 14. August herum nach New York abreisen, wir müssen uns dort zusammenpacken. Ende August bin ich in Arizona und kann mich hoffentlich einleben. Dort fängt die Schule für die Kinder schon Mitte August an und hört Ende Mai auf, wegen der Hitze im Sommer. Das ist auch für mich gut, in diesem Jahr habe ich acht Wochen in den USA bleiben müssen, bis die Schule für meinen Sohn Aidan vorbei war. Wenn wir in den Playoffs früh ausscheiden, kann man auf das Schulende warten und nach Villach kommen, den Sommer hier verbringen. Dieses Jahr musste ich bis Ende Juni warten.

LAOLA1: Wobei im Mai die A-Weltmeisterschaft anstehen würde – wieder mit österreichischer Beteiligung.

Grabner: Das ist noch so weit weg. In den letzten Jahren habe ich gegen Ende der Saison immer kleinere Verletzungen gehabt. Sollte Arizona aus dem Playoff-Rennen und ich fit sein, dann komme ich. Aber da können sich noch zehn andere Hindernisse in der Zwischenzeit entwickeln. Dieses Jahr war ich fit, aber ohne Vertrag ist das nicht gegangen. Wenn dir da das Kreuzband reißt, stehst du ganz ohne Vertrag da. Das ist meine Arbeit, ich muss auf meine Familie schauen.

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