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Marco Kasper: "Habe kein konkretes Wunschteam"

ÖEHV-Juwel blickt auf seine Saison zurück und sieht dem Draft gelassen entgegen:

Marco Kasper: Foto: © GEPA

Marco Kasper hat ein aufregendes Jahr hinter sich, das in rund einer Woche vor der Krönung steht.

Am 7. und 8. Juli dürfen in Montreal die 32 Teams der NHL die besten Talente des Draft-Jahrgangs 2022 auswählen. Mittendrin ist der 18-Jährige, der so gut wie sicher Österreichs insgesamt vierter Erstrunden-Pick nach Thomas Vanek, Michael Grabner und Marco Rossi sein wird.

Der Schweden-Legionär hat sogar reele Chancen, genauso wie Vanek und Rossi in den Top 10 gewählt zu werden. Dafür verantwortlich ist eine durchwegs starke Saison, die zugleich seine erste komplette als Profi war.

"Es war ein sehr cooles Jahr", blickt Kasper im Gespräch mit LAOLA1 zurück. "Wir haben am Anfang der Saison in der Champions Hockey League gespielt, sind viel in Europa herumgereist. Dann das Finale vor eigenen Fans zu spielen, war eine super Sache."

"Ich bin dort zwar nicht zum Einsatz gekommen, aber es war ein super Erlebnis und natürlich war es richtig cool, dass wir das Endspiel auch gewonnen haben", leuchten die Augen des Rögle-Legionärs beim Gedanken an seinen bislang größten Karriereerfolg.

"Wollte einfach mein Selbstvertrauen zeigen"

Auch in der schwedischen Hockey League (SHL) lief es wie am Schnürchen. Mit dem Team aus Angelholm gewann er den Grunddurchgang und ging dementsprechend als Titelfavorit in die Playoffs. Dort hatte der Spitzenklub allerdings schon im Viertelfinale gegen Oskarshamn IK Probleme, setzte sich erst nach sieben Spielen durch.

Die kräftezehrende Saison war Rögle zu diesem Zeitpunkt bereits anzumerken, im Halbfinale folgte schließlich das Aus gegen den späteren Meister Färjestad BK. Während die Playoffs für den Verein aufgrund diverser Verletzungen "schwierig waren, lief es für mich gut", sagt Kasper.

Marco Kasper jubelt im Rögle-Trikot
Foto: © GEPA

Der Österreicher war in der Postseason nämlich einer der besten Spieler des Teams, erzielte sechs Scorerpunkte in 13 Spielen und steigerte seine Punkteausbeute somit auf 17 Zähler in 59 SHL-Spielen. Eine durchaus beachtliche Bilanz für einen Rookie in einer der besten Ligen Europas.

"Ich wollte einfach mein Selbstvertrauen zeigen", meint der Kärntner. "Die Dinge zeigen, die ich kann, sehr intensiv spielen und die Details richtig machen. Dadurch habe ich nochmal an Selbstvertrauen zugelegt."

Starke Entwicklung, aber weiterhin Verbesserungsbedarf

Das angesprochene Selbstvertrauen hat sich der flexible Angreifer hart erkämpft. Vergangenen November erklärte Kasper im LAOLA1-Interview noch, speziell an drei Aspekten seines Spiels arbeiten zu müssen. Dabei nannte er den Schuss, die Explosivität auf dem Eis und seine Kraft.

Statistiken aus der SHL belegen, dass 65 Prozent aller Schüsse aus dem hohen Slot aufs Tor gingen. "Ich muss aus größerer Distanz noch torgefährlicher werden. Die Schüssen aus dem hohen Slot sind zwar schön, die müssen dann aber auch reingehen", sieht Kasper weiterhin Verbesserungsbedarf.

Auch in puncto Explosivität und Kraft will der Nachwuchsstar weiter zulegen, wenngleich er im Vergleich zum Saisonbeginn bereits einen großen Schritt machte. Inzwischen ist er ums Tor herum eine gefährliche Waffe, kann sich an der Bande durchsetzen und ist nicht scheu, harte Checks auszuteilen.

Gleichzeitig kann er seinen Mitspielern mit einer gewissen Leichtigkeit um die Ohren fahren, seine gefühlvollen Hände hat er gewiss nicht verloren, wie er bei der Weltmeisterschaft in Finnland oftmals bewies.

Kasper blendete den Rummel bei der WM aus

Der Klassenerhalt mit dem ÖEHV-Team blieb ihm auch nachhaltig in Erinnerung.

"Es ist immer ein super Erlebnis, Österreich repräsentieren zu können. Dann auch in der Top-Division oben zu bleiben, ist super für das österreichische Eishockey. Es ist aber auch über die nächsten Jahre wichtig, dass wir schauen, eine A-Nation zu sein und jedes Jahr oben zu bleiben", will sich Kasper nicht mit einer guten WM zufrieden geben.

Besonders beeindruckt hat der jüngste Spieler im Nationalteam mit der jugendlichen Unbekümmertheit, die er vor den Augen zahlreicher NHL-Scouts und General Manager an den Tag legte. "Es war meine erste WM, eigentlich durfte man sich nicht zu viel erwarten", legte sich Kasper in Tampere keinen Druck auf.

Den regen Besuch der Talente-Beobachter hat er natürlich vernommen, war er aber bereits aus der SHL gewohnt. "Natürlich ist das cool, aber ich versuche mich auf mich zu konzentrieren und dann sehen die Leute, wie viel Spaß man am Eishockey hat und wie man spielt. Ich war darauf fokussiert, nicht viel darüber nachzudenken."

Auch das ÖEHV-Juwel bekam kuriose Fragen gestellt

"Man hat natürlich mit ein paar Teams etwas mehr geredet, aber es ist jetzt nicht so, dass ich sage, genau dieses Team wird es werden."

Und nach der Weltmeisterschaft war vor dem NHL Scouting Combine.

96 Spieler bekamen eine Einladung und zugleich die Chance, sich vor den 32 NHL-Teams nochmal von ihrer besten Seite zu präsentieren. Kasper zog nach seiner starken Saison das Interesse von nicht weniger als 30 Klubs auf sich, nur die Dallas Stars und die Carolina Hurricanes führten keine Gespräche mit dem ÖEHV-Juwel.

Während die Stars in der ersten Runde mit ziemlicher Sicherheit einen Defender draften werden, besitzen die "Canes" gar keinen Erstunden-Pick. Der 18-jährige Kasper war vor dem Combine "schon nervös", freute sich aber, "dabei sein zu dürfen."

Über die Gespräche mit den Teams sagt er: "Man hat natürlich mit ein paar Teams etwas mehr geredet, aber es ist jetzt nicht so, dass ich sage, genau dieses Team wird es werden. Das kann man sich sowieso nicht ausrechnen."

Es ist allseits bekannt, dass in den Interviews durchaus auch kuriose Fragen gestellt werden. Kasper erzählte den Medien noch in Buffalo, dass er beispielsweise gefragt wurde, ob er singen könne. Inwieweit die darauf folgende Antwort den NHL-Teams hilft, ist zu hinterfragen.

Aber: "Die Gespräche waren immer respektvoll, es sind paar spannende Fragen dabei. Hauptsächlich geht es um die Familie, wie man Eishockey spielt und sich selbst beschreibt."

Kasper will die Mock Drafts nicht überbewerten

Nachdem Kasper den Interview-Marathon am ersten Tag absolviert hatte, folgten am zweiten Tag die Leistungs- und Fitnesstests.

Bei denen sich der Rögle-Angreifer sehr gut schlug, besonders die Fitnesswerte waren ausgezeichnet. Und das, obwohl der Linksschütze in seiner Draft-Saison über 80 Spiele absolvierte. Er hätte auch die Option gehabt, "die Fitnesstests nicht zu machen, weil ich die WM gespielt habe."

Der Tscheche David Jiricek, der ebenfalls bei der WM im Einsatz war und hinter dem Slowaken Simon Nemec als hoffnungsvollstes Defensiv-Talent im Draft gilt, ließ die Tests aus. Für Kasper kam dies allerdings gar nicht erst in Frage.

"Man sieht schon an den Mock Drafts, wie es ungefähr sein wird, aber keiner weiß es wirklich."

"Es ist einfach meine Mentalität, dass ich nicht vor einem zusätzlichen Training zurückscheue und die Fitnesstests mache", erklärt Kasper, der "diese sehr spezielle Zeit" in seinem Leben in vollen Zügen genießt.

Er kriege auf jeden Fall mit, dass sein Wert über die Saison hinweg gestiegen ist und er nun sogar als Kandidat für die Top 10 im Draft sei. Besonders die Detroit Red Wings, die gerne in Schweden tätige Spieler ziehen, oder die Buffalo Sabres, die Thomas Vanek im NHL-Draft 2003 an fünfter Stelle wählten, gelten als heiße Abnehmer.

"Man sieht schon an den Mock Drafts, wie es ungefähr sein wird, aber keiner weiß es wirklich", legt Kasper nicht allzu großen Fokus darauf, wie ihn die Experten bewerten. Er will auch in den Tagen bis zum Event in Montreal weiter hart an sich arbeiten, flog dafür am vergangenen Sonntag mit Papa Peter Kasper nach Ottawa zum Schuss-Training.

Sein früheres Lieblingsteam hat keinen Erstrunden-Pick

In der Draft-Woche geht es weiter nach Montreal, wo auch seine Mutter hinzustoßen wird. Mit der Familie bereitet er sich dann auf den Draft vor, bei dem man sich keine großen Jubelsprünge von ihm erwarten darf, wenn sein Name fällt.

"Freuen werde ich mich natürlich schon, aber ich bin ein bodenständiger Typ und deswegen werde ich jetzt keine großen Jubelsprünge fabrizieren", sagt Kasper, der auch kein konkretes Wunschteam hat.

"Man hat früher schon zu ein paar Teams gehalten", schmunzelt der ehemalige KAC-Nachwuchsspieler und fügt an, "sehr gerne die Chicago Blackhawks mit Jonathan Toews und Patrick Kane angesehen" zu haben.

Dass die "Hawks" Kaspers erstes NHL-Team werden, ist aber fast ausgeschlossen. Denn Chicago tradete seinen Erstrunden-Pick, der an sechster Stelle gewesen wäre, für die Dienste von US-Verteidiger Seth Jones an die Columbus Blue Jackets.

Kasper lässt daher lieber andere spekulieren und blickt mit großer Vorfreude dem Draft-Abend entgegen: "Ich bin sehr offen für alles und freue mich sehr, wenn ich gedraftet werde."

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