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Anna Meixner: "Die Akzeptanz wird immer größer"

Österreichs Starspielerin im Eishockey bewertet die Entwicklungen der letzten Jahre positiv. Hinter ihrem Einsatz bei der Heim-WM steht noch ein Fragezeichen.

Anna Meixner: Foto: © GEPA

In genau einem Monat startet Österreichs Frauen-Eishockey-Nationalteam in die Heim-Weltmeisterschaft in Klagenfurt.

Vom 21. bis 27. April wird in der Division IA gegen Norwegen, Südkorea, Frankreich, Ungarn und die Niederlande um den erstmaligen Aufstieg in die Top-Division gespielt.

Ob Teamchef Alexander Bröms dabei auf seine Starspielerin zurückgreifen kann, steht noch in den Sternen. Anna Meixner erlitt beim letzten Teamcamp im Februar im Spiel gegen die Niederlande einen mehrfachen Bänderriss im Knöchel, der die 29-jährige Salzburgerin seitdem außer Gefecht setzt.

Spielerin des Jahres in Schweden

Seit 2020 ist die Angreiferin aus Zell am See in Schweden engagiert, schnürt ihre Schlittschuhe für Brynäs IF - und das höchst erfolgreich. In 137 Spielen konnte sie 157 Punkte verbuchen, wurde nach der letzten Saison in der SDHL zur Angreiferin sowie Spielerin des Jahres gekürt.

Mit Österreich verpasste sie 2023 nur hauchdünn den Aufstieg in die Weltspitze, da sich im Dreier-Vergleich mit Dänemark und den Niederlanden - alle drei Nationen hatten jeweils neun Punkte am Konto - erstere durchsetzten.

Im Interview spricht die Leistungsträgerin über ihr Comeback, den angepeilten Aufstieg und die nationale wie internationale Entwicklung im Frauen-Eishockey.

 

Frage: One month to go – werden wir dich bei der Heim-WM am Eis sehen?

Anna Meixner: Es ist in jedem Fall mein Ziel, es zur WM zu schaffen. Zu 100 Prozent kann ich noch nicht sagen, ob ich einsatzfähig sein werde. Ich arbeite hart in der Reha und trainiere viel. Es wird eine knappe Geschichte, aber ich gebe alles, um es zu schaffen. Ich werde bei der WM auf jeden Fall dabei sein.

Frage: Was war eigentlich passiert?

Meixner: Wir hatten im Februar Break ein Teamcamp in Zell am See mit zwei Testspielen gegen die Niederlande. Auf dieses Camp hatte ich mich als gebürtige Zellerin schon sehr gefreut. Meine ganze Familie, unzählige Freunde und Wegbegleiter waren da. Ich habe nahezu alle Gesichter in der Halle von früher gekannt. Im ersten Spiel im letzten Wechsel bin ich mit Speed von der Seite gekommen. Die Verteidigerin hat mich ein wenig geschubst, ganz normal, ich bin jedoch verkantet und mit verdrehtem Knöchel in die Bande gekracht. Ich habe gleich gespürt, dass sich etwas falsch anfühlt. Zur Verabschiedung bin ich aber nochmals auf einem Bein skatend aufs Eis. Danach bin ich gleich ins Spital gefahren, dort wurden mehrfache Bänderrisse im Knöchel festgestellt.

"Jede Spielerin wird sich noch mehr Mühe geben, sich noch mehr reinhauen, um die Leute zu begeistern für das, was wir leisten."

Meixner über die Heim-WM

Frage: Wie sieht aktuell dein Alltag aus?

Meixner: In den ersten beiden Wochen nach der Verletzung hatte ich einen Gips. Ich bin auch die ersten Tage noch zuhause bei der Familie geblieben, um das Ganze zu verdauen. Seit rund vier Wochen trage ich einen Gehgips. Mit dem bin ich jeden Tag in der Halle und im Gym, mache meine Übungen und trainiere meine Skills. Ich nutze die Zeit bestmöglich, um an mir und meinem Comeback zu arbeiten.

Frage: In den vergangenen Jahren hat es oft knapp nicht für den Aufstieg in die Top-Division gereicht. Warum klappt es 2024?

Meixner: Ich denke, der größte Vorteil dieses Jahr wird die sechste Spielerin auf dem Eis sein, in Form der Zuschauer, die für uns sind. Das kann speziell gegen Spielende, wenn die Kräfte anfangen nachzulassen, den letzten Push geben. Es war in den vergangenen Jahren stets knapp. Daheim eine WM zu spielen, wird mega cool. Jede Spielerin wird sich noch mehr Mühe geben, sich noch mehr reinhauen, um die Leute zu begeistern für das, was wir leisten. Wir waren schon öfter in der Situation, in der es knapp war. Doch irgendwann kommt man als Team an den Punkt, an dem man das umsetzen kann, an dem man das mental stärkere Team ist.

Frage: Wer sind aus deiner Sicht die größten Konkurrenten im Kampf um den Aufstieg?

Meixner: Ich glaube, diese Division ist so auf Augenhöhe, dass der Unterschied zwischen Aufstieg und Abstieg gerade einmal eine Fingerbreite ist. Aber ich denke, die beiden Spiele gegen die Absteiger aus der Top-Division, Ungarn und Frankreich, werden die schwersten.

Frage: Ist das Team reif für die Top-Division, um sich auch oben halten zu können?

Meixner: Ich denke, dass gerade in den letzten paar Monaten die Mädels extrem hart an sich gearbeitet haben. Auch im mentalen Bereich, um dem Druck standzuhalten. Wir wissen, dass das Ziel nicht weit entfernt ist. Wir sind eine extrem junge Truppe mit Spielerinnen, die noch nicht so viel internationale Erfahrung haben, wie beispielsweise Charlotte Wittich oder ich. Es ist schwer zu sagen, ob wir uns bei erfolgreichem Aufstieg auch oben halten können. Wichtig ist jetzt einmal der Aufstieg. Die Spiele in der Top-Division sorgen dann jedenfalls für zusätzliche Erfahrung.

Frage: Wie beurteilst du die Entwicklung im Frauen-Eishockey national und international?

"Ich durfte schon viel Erfahrung sammeln und es gibt nichts Schöneres für mich, wenn ein junges Mädchen sagt, sie will so sein wie ich. Das treibt mich an."

Meixner will ein Vorbild für kommende Generationen sein

Meixner: Als ich damals von Wien nach Schweden ausgewandert bin und dort semiprofessionell gespielt habe, war das bereits unglaublich für mich. Die ganzen Facilities, dazu erhielt ich ein wenig Geld. Jetzt, vier Jahre später, darf ich als Vollprofi arbeiten und spielen. Damit ging ein Traum in Erfüllung. Wenn man dazu auch die Entwicklung in Nordamerika sieht, merkt man schon, dass die Akzeptanz immer größer wird. Auch in Österreich arbeitet man daran, dass zwischen Männer und Frauen eine Gleichberechtigung herrscht. Hier hat man mit win2day auch einen Partner, der das unterstützt und forciert. Ich würde mir wünschen, dass es noch ein wenig schneller ginge, auch wenn aktuell viele positive Sachen passieren.

Frage: Siehst du dich selbst als Role Model für kommende Generationen?

Meixner: Definitiv. Ich denke, dass dies eine Rolle ist, für die ich viel Herz habe. Ich durfte schon viel Erfahrung sammeln und es gibt nichts Schöneres für mich, wenn ein junges Mädchen sagt, sie will so sein wie ich. Das treibt mich an. Deshalb versuche ich, mich für das österreichische Eishockey einzusetzen. Das mache ich, damit die Generationen nach mir es besser haben als wir.

Frage: In den vergangenen Jahren wurden seitens des Verbandes viele Schritte unternommen, um das Frauen-Eishockey dem Männer-Eishockey anzugleichen. Kommen diese Entwicklungen bei euch an?

Meixner: Ja. Vor wenigen Jahren mussten wir noch Tagesbeiträge zahlen, um an den Teamcamps teilnehmen zu können. Das ist heute nicht mehr der Fall. Mittlerweile erhalten wir auch Helme, Handschuhe und Hosen. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein, aber umso mehr wissen wir es wertzuschätzen, dass es diesen Wandel gibt.



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