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Die drei Hürden auf dem Weg zu Olympia

Bernd Freimüller kennt die drei Gegner des ÖEHV-Teams in Bratislava:

Die drei Hürden auf dem Weg zu Olympia Foto: © GEPA

Der Start ins Eishockey-Jahr hat gleich einen Ernstfall für das ÖEHV-Nationalteam zu bieten.

Von Donnerstag bis Sonntag (alle Österreich-Spiele im LIVE-Stream bei LAOLA1) bietet sich die nur alle vier Jahre wiederkehrende Möglichkeit zur Qualifikation für die Olympischen Winterspiele, die diesmal schon in nicht einmal einem halben Jahr in Peking steigen.

In Bratislava zieht nur der Sieger der Vierergruppe um die Gastgeber der Slowakei, Belarus, Polen und eben Österreich ins olympische Turnier ein.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller kennt nicht nur das ÖEHV-Aufgebot, sondern auch die Gegnerschaft wieder genau und stellt die drei konkurrierenden Teams vor:

Slowakei

Donnerstag, ab 19:15 Uhr im LIVE-Stream>>>

Der Viertelfinaleinzug bei der WM in Riga war das beste Ergebnis eines slowakischen Nationalteams seit 2013. Teamchef Craig Ramsey – mittlerweile wohlfeile 70 Jahre alt – nominierte auch diesmal 15 Spieler aus diesem Aufgebot, ICE-Crack David Buc (Bratislava Capitals) schaffte den Cut aber nicht.

Im Tor waren die letzten Jahre für die Slowakei von einer steten Rotation begleitet, auch in Riga kamen alle drei Goalies zum Einsatz. Branislav Konrad wäre der Routinier, Adam Huska aus der Rangers-Organisation vielleicht der Hoffnungsträger für die Zukunft.

An Größe fehlt es der Slowakei an der blauen Linie nicht, Routinier Marek Daloga (109 Länderspiele) ist dazu auch noch ein guter Skater. Martin Gernat versilberte seine sehr gute Saison mit Tschechien-Meister Trinec mit einem KHL-Vertrag und wird sicher im Powerplay gesetzt sein. Dazu kommen noch die beiden Teilzeit-NHLer Martin Fehervary (Washington) und Christian Jaros (New Jersey) sowie Martin Marincin (Trinec) und Peter Ceresnak (Plzen) - alles äußerst solide Defender mit einem Soupcon an Offensive.

Columbus-Draftpick Samuel Knazko ist mit 19 Jahren noch zwei Jahre älter als Simon Nemec. Dieser ist nicht nur der einzige Spieler aus der slowakischen Extraliga (Nitra), sondern auch ein Kandidat für einen Top-10-Platz im nächsten Draft: Smart, die Beine an der blauen Linie stets in Bewegung, kreiert dadurch Überzahlmomente und ist stark im Powerplay.

Auch im Angriff findet sich ein 17-Jähriger: Der hünenhafte Juraj Slafkovsky (TPS Turku), der die Scouting-Gemeinde etwas mehr spaltet als Nemec: Körperlich stark, toller Schuss, Offensivqualitäten, aber nicht immer mit dem Kopf bei der Sache und noch etwas schwerfällig.

Die Akzente werden aber ältere Spieler setzen: Die Reihe Lantosi-Hrivik-Cehlarik dominierte bei der WM, inzwischen haben alle drei neue Arbeigeber: Hrivik und Cehlarik übersiedelten von Schweden in die KHL, Lantosi kam aus Übersee zu Rögle in Schweden.

Hinter dieser Paradelinie sollte Ramsey mehr Auswahl haben als in Riga: Sniper Libor Hudacek kehrte nach zweijähriger Pause ins Nationalteam zurück, dazu kommen die Minor Leaguer/Teilzeit-NHLer Martin Studenic, Adam Ruzicka und Tomas Jurco. Jurco hat ebenso wie Marko Dano noch keinen Verein, bei Dano, der quasi turnusmäßig bei den Winnipeg Jets auftaucht, frage ich mich inzwischen, welche Vorzüge er noch mitbringt. David Griger, der sich in der tschechischen Extraliga hochdiente, gehört zu den offensiv stärkeren Cracks im Team.

 Belarus

Freitag, ab 15:15 Uhr im LIVE-Stream>>>

Die letzte WM hätte mit dem Wiederabstieg geendet, die Absage der B-Gruppe verhinderte dies aber. Coach Mikhail Zakharov musste aber trotzdem gehen, Craig Woodcroft, der die Spieler aus seiner Tätigkeit bei Dinamo Minsk kennt, übernahm.

Goalie Alexei Kolosov verletzte sich beim Sommertraining, steht aber auch ohne Matchpraxis im Kader. Die Torhüterposition ist schon seit Jahren ein Schwachpunkt bei den Weißrussen, der 19-Jährige gilt als Mann der Zukunft.

Powerplay-Verteidiger Nick Bailen ist einer von fünf eingebürgerten Kanadiern im Team, in der Defensive finden sich neben altbekannten Namen wie Kirill Gotovets oder Dmitri Korobov auch einige jüngere Spieler: Vladislav Yeromenko (Nashville), Ilya Soloviev (Calgary) und Vladislav Kolyachonok (Arizona). Alle sind NHL-Prospects ohne jegliche Liga-Erfahrung, allerdings Indikatoren dafür, dass das weißrussische Eishockey wieder im Kommen ist. Kolyachonok sollte neben Bailen im Powerplay zum Einsatz kommen.

Zugpferd des Teams und Kapitän ist natürlich Yegor Sharangovich, dessen Breakout-Saison in New Jersey einigermaßen unerwartet kam. Geoff Platt ist mit 36 Jahren der Teamsenior, Shane Prince hat als weiterer Doppelstaatsbürger mit 29 Jahren noch einige WMs vor sich. Francis Pare (34) kann immer noch durch Beinarbeit punkten.

Auch im Angriff bietet Woodcroft einige jüngere Cracks auf, der baumlange Alexei Protas könnte bei Washington eine NHL-Karriere vor sich haben, muss dafür aber noch Speed zulegen.

Woodcroft trennte sich schon vor diesem Turnier von einigen Altlasten (beide Kostitsyns, Stefanovich, Antonov) – dieser Generationenwechsel war schon lange überfällig.

 Polen

Sonntag, ab 13:30 Uhr im LIVE-Stream>>>

Wie auch beim knappen 3:2-Erfolg beim Turnier im Ljubljana im Mai zu sehen: Gegen Polen zu spielen ist selten ein Vergnügen. Allerdings verhält es sich bei Spielen gegen sie wie beim Steineklopfen: Monoton und ermüdend, allerdings stets im Bewusstsein, dass sie auch nicht zurückschlagen können.

Was die Polen am Kampfeseifer mitbringen, fehlt ihnen am Eislaufen und der Stocktechnik. Aron Chmielewski gehört noch zu den größeren Offensivhoffnungen, ist aber in Trinec als auch sonst eher ein harter Arbeiter. Patryk Wronka kennen wir noch aus Znojmo – ein kleiner Flitzer ohne Defensivverhalten, der sich im Ausland einfach nicht etablieren konnte.

Der Großteil des Teams rekrutiert sich aus der einheimischen bzw. zweiten tschechischen Liga, der 34-jährige gebürtige US-Amerikaner John Murray wird die Nummer Eins im Kasten sein.

Insgesamt ein Team, das von der Besetzung her keinen Scout hinter dem Ofen hervorlockt und für keinen der Teilnehmer einen Stolperstein darstellen dürfte.

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