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Reinbacher und Co.: So geht es unseren NHL-Hoffnungen

Marco Rossi hat es geschafft, ein heimisches Quartett will noch dorthin: in die NHL. LAOLA1 betrachtet die bisherigen Saison-Leistungen der ÖEHV-Talente.

Reinbacher und Co.: So geht es unseren NHL-Hoffnungen Foto: © GEPA

Marco Rossi hat sich bei den Minnesota Wild endlich in der NHL etabliert.

Mit Marco Kasper, Thimo Nickl, David Reinbacher und Vinzenz Rohrer schicken sich vier weitere heimische Eishockey-Talente an, früher oder später den Sprung in die stärkste Eishockey-Liga der Welt zu schaffen.

Allen voran Kasper und Reinbacher, den NHL-Erstrundenpicks der Jahre 2022 und 2023, werden natürlich große Chancen eingeräumt. Doch auch beim bereits 2020 gedrafteten Nickl sowie seinem 2022 gewählten Kollegen Rohrer ist der Zug noch längst nicht abgefahren. Die Entwicklungen in der laufenden Saison stimmen positiv.

LAOLA1 liefert einen Überblick, wie es dem Quartett in ihren jeweiligen Teams heuer geht:

Marco Kasper (Grand Rapids Griffins/AHL):

Marco Kasper (Grand Rapids Griffins/AHL):
Foto: © GEPA

Nach seinem NHL-Debüt für die Detroit Red Wings zum Ende der vergangenen Saison, bei dem der Kärntner einen Kniescheibenbruch erlitten hatte, ist Kasper heuer Teil des Farmteams Grand Rapids Griffins.

In der "Knochenmühle" AHL musste sich der 19-Jährige erst einmal zurechtfinden, hatte anfangs, zum Teil auch durch seine Verletzung bedingt, Anpassungsschwierigkeiten an die kleinere Eisfläche, das Tempo sowie die höhere Intensität und wirkte ab und an "over the place", wollte das Spiel förmlich zerreißen.

In den letzten Wochen fand der Kärntner immer mehr zu seinem Spiel, trug sich auch auf dem Scoresheet ein. Beim 6:3-Auswärtssieg am 30. Dezember gegen die Chicago Wolves steuerte Kasper ein Tor und zwei Assists bei, seine bisher beste Punkteausbeute in einem Spiel.

Als Drittlinien-Center mit wenig bis kaum Eiszeit in Überzahl kommt der Sohn von Peter Kasper in seiner Rookie-Saison trotzdem auf beachtliche zwölf Scorerpunkte aus 29 Spielen. In der Central Division liegen die Griffins mit 28 Punkten zudem auf einem Playoff-Platz.

Head Coach Dan Watson meinte im Dezember auf die Entwicklung des Österreichers angesprochen: "Er ist ein Wettkämpfer, bewegt seine Beine, beherrscht seine Checks. Er gewinnt die Rennen um den losen Puck, die 50:50-Duelle. Er arbeitet extrem hart, will lernen und besser werden."

Der Trend geht nach einem schwierigen Start nicht nur für das Team, sondern auch für Kasper aufwärts - dass der Erstrunden-Pick von 2022 in dieser Spielzeit noch zu NHL-Einsätzen kommen wird, scheint aktuell aber unwahrscheinlich.

Thimo Nickl (Wheeling Nailers/ECHL):

Thimo Nickl (Wheeling Nailers/ECHL):
Foto: © GEPA

Der Traum vom Dasein in der stärksten Eishockey-Liga der Welt schien vor wenigen Monaten noch ausgeträumt. 

Die Anaheim Ducks, die Nickl im NHL-Draft 2020 in der vierten Runde gewählt hatten, machten keinerlei Anstalten, dem Defender einen Vertrag anzubieten - und tradeten seine Rechte im vergangenen März etwas unerwartet zu den Pittsburgh Penguins.

Nach einer soliden WM statteten ihn die Wilks-Barre/Scranton Penguins mit einem Vertrag aus. LAOLA1 hat Nickl danach zum ausführlichen Interview gebeten >>>

Pittsburghs AHL-Farmteam schickte den 22-jährigen Kärntner für seine erste Profi-Saison in Nordamerika aber noch eine Stufe tiefer in die East Coast Hockey League (ECHL) zu deren Affiliate-Team, den Wheeling Nailers.

Dort konnte sich der Rechtsschütze binnen kurzer Zeit zu einer verlässlichen Stütze entwickeln und dürfte seinen Scoring-Touch, den er 2019/20 in seinem einzigen QMJHL-Jahr unter Beweis stellte, in Schweden aber verloren zu haben schien, wieder entdeckt haben.

Ein Tor und neun Vorlagen stehen aus 28 Spielen zu Buche, damit liegt er in Reichweite seiner Abwehr-Kollegen Isaac Belliveau (17 Scorerpunkte) und Davis Bunz (13). Doch vielmehr besticht der 1,90-Meter-Mann mit seinem Defensivspiel, führt die teaminterne Plus-/Minus-Wertung mit +16 an - im Liga-Vergleich können nur sechs Cracks einen besseren Wert aufweisen.

Als fünftplatziertes Team der Western Conference befinden sich die Nailers außerdem auf Postseason-Kurs, der Vorsprung auf einen Nicht-Playoff-Rang beträgt jedoch lediglich drei Zähler.

Umso wichtiger wird es sein, dass Nickl weiterhin konstant performt. Dann würden seine Chancen, es zumindest ins AHL-Team der Penguins zu schaffen, gut stehen. 

Seine NHL-Rechte laufen derweil am 1. Juni 2024 aus, dann gilt Nickl im Sinne der NHL als Unrestricted Free Agent und könnte theoretisch bei jedem Team unterschreiben. Bis dahin läuft aber noch viel Wasser den Bach hinunter.

David Reinbacher (EHC Kloten/NL):

David Reinbacher (EHC Kloten/NL):
Foto: © GEPA

Österreichs höchster NHL-Draftpick (gemeinsam mit Thomas Vanek) aller Zeiten hat bislang eine eher schwierige Spielzeit hinter sich.

Nach der glanzvollen Vorsaison in Kloten sowie starken Performances bei der A-WM in Finnland, die ihn von einer projected Zweit- bis Drittrunden-Wahl bis in die Top 5 der Talenteziehung 2023 führten, waren die Erwartungen an den Defender hoch.

Auch deshalb, weil der Vorarlberger während der Preseason in Montreal nachhaltig Eindruck schinden konnte und es so schaffte, die kritischen Stimmen der Canadiens-Fans nach dem Draft vorerst verstummen zu lassen.

Doch das Jahr gestaltet sich aus vielerlei Gründen noch nicht so, wie Reinbacher es sich vorgestellt haben wird. 

Der Rankweiler verpasste in Kloten die gesamte Vorbereitung, stieg erst drei Wochen nach Saisonbeginn in den Liga-Betrieb ein - und schied nach einer im dritten Saison-Einsatz erlittenen Knieverletzung für rund drei Wochen aus.

Kurz nach seiner Rückkehr stand der Nationalteam-Break an, der weitere zwei Wochen Pause mit sich brachte. Wenig später musste der erst im Sommer angeheurte Gerry Fleming, welcher den Head-Coach-Posten von Jeff Tomlinson übernommen hatte, seine Position wieder räumen - Sportdirektor Larry Mitchell leitet das Team nach wie vor interimistisch.

Hinzu kommen Probleme nach der Knieverletzung, die Reinbacher länger als erhofft beeinträchtigt haben. In den ersten Wochen nach seinem Comeback war augenscheinlich, dass dem 19-Jährigen besonders in der Rückwärtsbewegung gewisse Skating-Moves schwer fielen, er dadurch nicht sein gewohnt sicheres Defensivspiel mit der ausgezeichneten Gap Control zu seinem Gegenspieler auf die Platte bringen konnte. Auch die aus dem letzten Jahr gewohnte Aggressivität vor dem Tor hat Reinbacher hier und da vermissen lassen.

Unter all den Problemen litt auch seine Offensiv-Produktion; in einem - zugegeben schlechten - Kloten-Team sank sein Punkteschnitt von 0,48 auf 0,35. Aber, und das muss mit einem genaueren Blick auf die Daten positiv herausgestrichen werden: Das Defensiv-Juwel spielt trotz alledem eine bessere Saison als im vergangenen Jahr.

Reinbacher versucht zwar weniger Schüsse zu nehmen, assistiert umgekehrt aber zu deutlich mehr Torschüssen seiner Teamkollegen. Zudem sind seine Werte bei Zone Entries/Exits zum Teil deutlich gestiegen oder gleich geblieben.

In Anbetracht dessen, dass der 19-Jährige seinen Spielstil zusehends gen NHL adaptiert, im Sommer auch deutlich an Masse hinzugewonnen hat und trotzdem besser als im Vorjahr performt, verläuft seine Entwicklung doch äußerst positiv - und schlägt sich in den letzten zehn Spielen mit vier Assists auch auf dem Scoreboard nieder. Seine durchschnittliche Eiszeit liegt unterdessen bei 17:56 Minuten.

Sollte Kloten in den nächsten Wochen der Sprung aus der Playout-Zone gelingen, ist es durchaus möglich, dass Reinbacher nach dem Ende des NL-Grunddurchgangs nach Nordamerika zurückgeholt wird und die Saison beim Canadiens-Farmteam Laval Rocket beendet. In der AHL läuft die Regular Season nämlich bis tief in den April.

Vinzenz Rohrer (ZSC Lions/NL):

Vinzenz Rohrer (ZSC Lions/NL):
Foto: © GEPA

Im Gegensatz zu seinen drei ÖEHV-Kollegen bestreitet der Vorarlberger nach zwei Jahren in der kanadischen Junioren-Liga OHL 2023/24 seine allererste Profi-Saison.

Und in dieser schlägt sich der Winger äußerst beachtlich. Auf das Development Camp in Montreal zu verzichten erwies sich als goldrichtig, der heimische Youngster absolvierte in Zürich dadurch die gesamte Vorbereitung und erspielte sich im stärksten Kader der Liga einen Fix-Platz.

Rohrer ist in der dritten Linie gesetzt, wurde von Head Coach Marc Crawford zwischendurch sogar in die zweite Reihe hochgezogen und bekommt regelmäßig Eiszeit in der zweiten Powerplay-Unit.

Die Befürchtung mancher Beobachter, dass der Feldkircher sich mit der Rückkehr nach Europa, und dann auch noch in eine Organisation wie Zürich, die zu den größten des Kontinents zählt, keinen Gefallen machen könnte, haben sich absolut nicht bewahrheitet. Der Rechtsschütze spielt wie ein vollwertiges Kadermitglied, wirkt nicht “out of place” und leistet stetig seinen Beitrag zum aktuellen Erfolg, den die Lions als Tabellenführer der National League haben.

Seine Einstellung, täglich und in jedem Spiel an sich arbeiten zu wollen, hat ihm unter anderem von Coach Crawford schon viel Lob eingebracht. Seit Saisonbeginn geht Rohrer in seiner Entwicklung große Schritte, allen voran im physischen Bereich. Auch in puncto Verantwortung erhält das Talent immer mehr Vertrauen, wird der Vorarlberger in kritischen Situationen auf das Eis gebracht, um mit dem Druck in solchen Situationen früh umgehen zu lernen. 

Dabei schreckt Crawford nicht zurück, Rohrer als Center zu wichtigen Faceoffs zu schicken - die Bilanz von 56,25 Prozent gewonnener Bullys in der Offensivzone und 52,94 Prozent im Verteidigungsdrittel gibt ihm recht.

In Montreal wird seine Entwicklung positiv bewertet, unter den Fans sehen in Rohrer viele einen Brendan Gallagher 2.0. Nicht unbedingt das schlechteste Kompliment, immerhin hat der 1,74 Meter große Flügelstürmer schon 712 NHL-Einsätze mit einer Ausbeute von 407 Scorerpunkten vorzuweisen und trägt seit 2015 das “A” auf der Brust.

Auf seinen NHL-Vertrag muss der ZSC-Angreifer noch warten, dafür bleibt Montreal aber noch Zeit. Aufgrund seines Wechsels in die Schweiz und des Alters ins einem Draftjahr (18) wurden Rohrers NHL-Rechte bis Juni 2026 ausgedehnt.



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