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Wer landet heuer aus der ICE im DEL-Einkaufswagen?

ICE-Klubs greifen gerne in Deutschland zu, die DEL blickt für Verstärkungen ebenfalls hier und da zu uns. Bernd Freimüller mit einer Übersicht:

Wer landet heuer aus der ICE im DEL-Einkaufswagen? Foto: © GEPA

Während Transfers von der DEL in die win2day ICE Hockey League durchaus häufig sind, halten sich die Spielerbewegungen in die andere Richtung in Grenzen.

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller mit einem Blick auf die Abgänge ins Nachbarland der letzten Jahre:

Einige Spieler machten wieder auf sich aufmerksam

Dass Nicolas Mattinen in der nächsten Saison für die Straubing Tigers auflaufen wird, ist schon länger ein offenes Geheimnis. In den letzten Wochen befassten sich die DEL-Manager aber auch mit Namen wie Sam Harvey, Ben Finkelstein, Max Zimmer, Mitch Hults oder Matt Bradley, die von ihren Agenten mehr oder weniger aggressiv angeboten werden.

"Befassen" ist dabei ein Hilfsausdruck für eine professionelle Herangehensweise - nicht nur Live-Viewings schon während der Saison, sondern auch extensives Videostudium gehören dazu. Ein Manager fragte mich über einen der oben angeführten Spieler, klang dabei aber schon etwas erschöpft: "Ich habe mir gerade 600 Shifts von ihm angesehen."

Die Entscheidungsträger in den Klubs zeigen sich zwar vom derzeitigen ICE-Niveau nicht gerade angetan, der eine oder andere Spieler ist für sie aber trotzdem interessant. Finanziell sind sie natürlich alle zu stemmen, die Geldschere zwischen den beiden Ligen ist zuletzt sehr weit auseinandergegangen.

Aber bei längeren Gesprächen mit den DEL-Managern kommt immer wieder ein Name aufs Tapet - "Brian Lebler". Der wuchtige Power Winger walzte über eine Dekade durch die EBEL/ICE, dominierte oft nach Belieben, seine Beinarbeit erwies sich aber für Ingolstadt als zu großes Handicap und er gilt heute noch als Warnbeispiel für Transfers aus Österreich und Umgebung.  

Deutsche Spieler - fast ausschließlich aus der Red Bull Academy - sind in ihrem Heimatland logischerweise gerne gesehen, der einheimische Spielermarkt ist in der DEL natürlich größer als in Österreich, aber von unendlich weit entfernt. Diese sollen auch nicht Bestandteil dieser Übersicht sein, ebenso wenig wie Spieler, die über Umwege aus der hiesigen Liga in die DEL wechselten. Es geht hier rein um Legionäre, für die sich die DEL-Teams trotz eines großen Angebots entschieden:

Saison 22/23:

D Mark Maione von Bozen zu Bietigheim - seine besten Zeiten als Rover sind vorbei, er war auch in Bozen eine Enttäuschung. Trotzdem der Team-Topscorer beim Absteiger, kann einem PP immer noch helfen.  

D Josh Atkinson von Fehervar zu Bietigheim - verletzte sich in der Vorbereitung, dann nochmals im Jänner. Das sollte auch nicht verwundern, war er doch schon in der weniger physischen ICE öfters ein wehrloses Ziel von Checks. Eine Rückkehr in unsere Liga würde nicht überraschen, war in Szekesfehervar ein wendiger Defender mit Produktion.

C Rick Schofield von Villach nach Nürnberg (Nachverpflichtung) - nach neun ICE-Jahren ohne Engagement im Sommer, bevor er im Oktober in Nürnberg unterschrieb. Dort eine wesentliche Verstärkung, doch mit 36 Jahren (noch) ohne Anschlussvertrag. Schade, dass er nicht jünger wechselte.

D Carl Neill von Ljubljana nach Schwenningen (Nachverpflichtung) - ein typischer zusätzlicher Ausländer, der dann aber regelmäßig, wenn auch durchschnittlich, spielte.

21/22:

W Austin Ortega von Salzburg nach München - eine konzerninterne Umleitung, Ortega war und ist in beiden Ligen eine wendige und spielstarke Attraktion.

C Colin Campbell von Wien nach Augsburg - in Wien nach einer Gehirnerschütterung lange out, trotzdem holte ihn Augsburg. Seine Beinarbeit war in der DEL ein größeres Problem als hierzulande, aber er hangelte sich danach via Kosice in die KHL.

D Blaz Gregorc von Linz nach Augsburg (Nachverpflichtung) - verließ die chancenlosen Black Wings und spielte in Augsburg so gut, dass er einen weiteren Vertrag bekam. Nie ein Mann, der groß ins Auge sticht, aber verlässlich. Ein weiterer DEL-Vertrag würde aber überraschen.

G Tom McCollum von Innsbruck nach Bietigheim (Nachverpflichtung) - spielte noch 10 Spiele in der DEL, bevor er nach Österreich zurückkehrte. Hatte er wirklich ein Angebot zur Vertragsverlängerung in Bietigheim? In Innsbruck zog er hinter einer sehr offensiven Mannschaft öfters die Arschkarte.

D Philip Bruggisser vom KAC nach Bremerhaven (Nachverpflichtung) - seine acht Spiele für den KAC (wo Petri Matikainen keine rechte Verwendung für ihn hatte) spielten nach drei DEL-Jahren zuvor bei der Offert-Unterbreitung durch die Fischtown Pinguins wohl keine Rolle. Heute noch einer der schussstärksten DEL-Defender.

20/21:

Brandon Maxwell spielte sich beim VSV in die Auslage
Foto: © GEPA

G Brandon Maxwell von Villach nach Bremerhaven - sowohl in der EBEL als auch in der DEL ein überdurchschnittlicher Goalie. Presste sich aber heuer während der Saison aus seinem Vertrag, machte sich so einen schlechten Ruf und ist nach seinem Gastspiel in Malmö wieder auf Klubsuche.

D Layne Viveiros von Salzburg nach Augsburg (Nachverpflichtung) - in Salzburg nicht mehr benötigt, spielte er noch 13 DEL-Spiele, ehe er sich schwer verletzte und die Saison danach kein Spiel bestritt.

G David Kickert von Linz nach Augsburg (Nachverpflichtung) - eine Goalie-Absicherung für die Playoffs, seine fünf Grunddurchgangs-Spiele endeten aber mit einem Gegentorschnitt von über 5!

19/20:

C Brett Findlay von Bozen nach Iserlohn - kam weder im Sauerland noch in Ingolstadt, an das er Mitte der Saison weitergereicht wurde, zurecht. In Bozen danach wieder stark, zuletzt bei Fehervar aber mit einer schwächeren Saison.

W Alex Petan von Bozen nach Iserlohn - im Doppelpack mit Findlay aus Bozen gekommen, dort als Frontliner aber ebenso nicht gut genug. Spielte die Saison im Gegensatz zu Findlay bei Iserlohn fertig. Ein typisches Beispiel für einen sehr guten EBEL/ICE-Spieler, der in der DEL mit den größeren Gegenspielern an seine Grenzen stößt. Petan und Findlay waren nur zwei der vielen Iserlohn-Fehleinschätzungen der letzten Jahre. Mike Halmo, der zuvor bei Ilves Tampere tätig war, komplettierte in dieser Saison das Ex-Bozen-Trio.  

18/19:

D Ryan McKiernan von Wien nach Düsseldorf - zweifellos der beste Transfer dieser Aufzählung. Spielte sich via der DEG und Berlin (wie in Wien Meister) in die SHL, nach einem Jahr dort heute in München. Kombinierte immer physisches Spiel mit PP-Fähigkeiten und einem sehr guten Schuss.

W Brandon Buck von Wien nach Nürnberg - ein kurioser Fall, hatte er den Vertrag mit Nürnberg doch schon in der Tasche, als er nach Stationen in Ingolstadt und Davos gegen Ende der Saison 17/18 noch in Wien aushalf. Machte sich dort nicht schmutzig, war danach bei den Ice Tigers sehr wohl noch ein Punktegarant.

W Miha Verlic von Villach nach Bremerhaven - in dieser Liste nur mit Vorbehalten, lagen zwischen seinen Engagements in Villach und an der Nordsee auch neun Spiele für JYP in Finnland. Noch heute ein Teil des Karawanken-Expresses mit Jan Urbas (bereits zwei Jahre zuvor aus Villach gekommen) und Ziga Jeglic. Alle drei entwickelten sich zu überdurchschnittlichen DEL-Spielern, wobei aber Urbas und Jeglic jetzt doch in die Jahre kommen.

C Jamie Arniel von Wien nach Augsburg (Nachverpflichtung) - nach fünf Saisonen in Dornbirn kam er in Wien überhaupt nicht zurecht, wechselte dann noch vor den Playoffs nach Augsburg, wo es nur für eine Handvoll Spiele reichte. Heute ein wertvoller DEL2-Crack.

Drei Cracks ragen heraus

McKiernan, Ortega und Verlic sind die wohl besten Spieler unter diesen 18 Namen, am anderen Ende der Skala stehen Flops wie Atkinson, Findlay oder Petan. Auffallend auch, dass sich Augsburg fünfmal insgesamt und davon viermal während einer Saison in der EBEL bediente, nur Gregorc hatte davon aber ein längeres Leben.

Cracks wie Ben Finkelstein oder Max Zimmer gehören ohne Zweifel zu den überragenden Spielern der heurigen ICE-Saison, haben aber natürlich auch ihre Schwächen (Größe und/oder Defensivverhalten). Reicht es für ein DEL-Angebot und wenn so, werden sie ihre neuen Arbeitgeber glücklich machen?


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