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Corona-Chaos in der ICE - Was passiert?

Was sagen die Regeln wirklich? Wie soll es weitergehen? Bernd Freimüller klärt auf:

Corona-Chaos in der ICE - Was passiert?

Corona hat die ICE-HL voll im Griff.

Nach der spielintensiven Weihnachtzeit mit unzähligen Absagen könnten jetzt aber wieder bessere Zeiten anbrechen.

Mit dem Nachtrag zwischen Innsbruck und Fehervar am Mittwoch melden sich heute die ersten beiden Teams wieder zurück. LIVE-Ticker >>>

Ein Überblick:

Die Zahlen

In der heurigen Saison wurden bis jetzt 23 Spiele wegen (nicht "an oder mit") Corona verschoben. Dazu kommt noch das Spiel der Capitals gegen den KAC, das aufgrund des Todesfalls von Boris Sadecky kurzfristig abgesagt wurde. Das Spiel zwischen Znojmo und Innsbruck wurde bereits nachgetragen.

Von den 23 ausstehenden Nachtragsspielen sind betroffen:

Innsbruck, KAC, VSV (5), Pustertal, Fehervar, Ljubljana, Linz (je 4), Znojmo, Capitals, Salzburg (je 3), Bozen, Graz, Dornbirn (je 2)

Von diesen 23 Spielen wurden erst drei neu terminisiert. Heute gehen der HC Innsbruck und Fehervar wieder auf die Platte, zumindest Salzburg, Linz und Ljubljana sollten am Wochenende folgen.

Dem gegenüber steht ein vorverlegtes Spiel, das zwischen Wien und Graz am Sonntag. Beide Teams erfreuten sich bis jetzt bester Gesundheit, trotzdem rissen sie eben bereits drei verlegte Spiele auf.

Die Daten

Innsbruck, das (wie Salzburg) bereits zweimal von Covid gebeutelt wurde, ist das größte Sorgenkind der Liga. Sie haben schon zwei mögliche Wochentagsrunden (diese und nächste Woche) verplant, danach noch drei Spiele offen.

Allgemein bleibt dann nur noch der 25. 1. als offener Dienstagstermin. Bis zum Ende des Grunddurchgangs am 27. 2. sind pro Woche bereits drei Spiele regulär angesetzt.

Das heißt, Wochen mit (mindestens) vier Spielen werden sich für einige oder alle Teams nicht vermeiden lassen.

Der Länderspielbreak

In der letzten Saison gab es ein Gezanke zwischen ÖEHV und der Liga um den Österreich-Cup im Februar. Ist Ähnliches heuer zu erwarten?

Wer auf die Webseite des ÖEHV schaut, findet kein Wort über das Turnier im Länderspielbreak, das in weniger als einem Monat stattfinden sollte. Wohl auch ein Zeichen von Realismus: Von den Teilnehmern Frankreich, Norwegen und Dänemark sind vor allem die beiden letzteren eher vorsichtige Länder, die auch mit genug Absagen in der eigenen Liga zu kämpfen haben. Schon im letzten Jahr sagten sie ihre Teilnahme vorzeitig ab, bevor der ÖEHV nachzog.

Die zu erwartende Absage des Turniers (wie im Vorjahr) gäbe der Liga drei neue Spieltermine in der Woche vom 7. – 13. Februar, was einen großen Unterschied machen würde.  

Regeln und Mythen

Der Covid-Appendix des ICE-Gamebooks umfasst 33 Seiten, ist aber natürlich nicht mehr als eine lose Vorgabe, die nach Bedarf abgeändert oder umgestoßen werden kann, was auch so festgehalten wurde.

Man könnte sagen (und das habe ich auch schon oft genug), die ICE verordnete sich ja schon immer gerne Regeln, um die sie sich dann nach Bedarf nichts pfiff. In diesem Fall wäre das aber nicht zutreffend. Covid bzw. Omikron schaffen jeden Tag neue Probleme und nicht zu vergessen: Die Bundesregierung hat ja auch mit großem Brimborium einen Stufenplan bekanntgegeben, den sie dann stillschweigend in einer Lade verschwinden ließ und Maßnahmen ohne jegliche Grundlagen einführte oder aufrechterhielt.

Das Beispiel dazu, das den Eishockeysport betrifft: Mit den jetzigen Intensivzahlen (Grundlage für den Stufenplan) wäre Stufe Eins erreicht. Das würde bedeuten: Volle Hallen zugelassen, keine Masken, nur 3G (mit Antigen-Tests) als einzige Restriktion. Man vergleiche diese einstigen Vorgaben mit der Realität.

Da kann man einer Sportliga parallel dazu schwer vorschreiben, sich nicht auf Punkt und Komma an ein Regelwerk zu halten, das noch dazu zu Delta- und nicht zu Omikron-Zeiten geschrieben wurde.

Zwei Regeln wurden in den Medien öfters erwähnt:

"Bei bis zu drei positiven Tests muss gespielt werden" – schon das ist falsch, hier der genaue Wortlaut: "When a team has 1-3 positive test results, a game has the possibility to take place, based on medical approval."

Von den bisherigen 23 Covid-Absagen gab es die eine oder andere, wo Teams nicht mehr als drei positive Tests vorweisen konnten. Als Begründung für ein Ansuchen um Absage reicht, dass die Infektion erst im Beginnen wäre und auf den Rest des Teams übergreifen könnte. Die Covid-Kommission der ICE (an Kommissionen mangelt es der Liga seit jeher nicht) gibt solchen Ansuchen eigentlich immer statt.

Lediglich der HC Innsbruck begehrte in der Öffentlichkeit einmal auf, als er das Spiel gegen Bozen austragen musste, die Partien davor und danach wurden abgesagt. Nur gerade die Haie sollten in einem solchen Fall gute Argumente haben: Denn der kleine Kader wird auch in den nächsten Wochen nicht anwachsen und gerade Innsbruck stößt in Wochen mit vier Spielen schnell an seine Grenzen.

In der Vorsaison kam die Liga mit einer „10&1-Regel“ daher, die nie umgesetzt wurde. Statt 11 gesunden Spielern legte man sich heuer auf eine Anzahl von 14 Cracks (ein Torhüter, vier Defender und neun Stürmer) fest, was genau wie die Anzahl der positiven Tests nur ein Richtwert wurde. Je weiter die Saison fortgeschritten ist, desto weniger kulant kann sich die Liga allerdings zeigen.

Die "80-Prozent-Regel"

Hört sich an wie eine Werbung für Inländer-Rum, wurde in der ICE aber nach dem Ausstieg der Bratislava Capitals vorgestellt: Um den Grunddurchgang vollständig abzuschließen, muss ein Team 80 Prozent seiner Spiele absolviert haben, der Rest wird im Eventualfall durch den Punkteschnitt erledigt.

Die Ligagranden sind natürlich auch Schlaucherl: So wurden zwei Entscheidungen miteinander vermanscht und der Öffentlichkeit präsentiert, die sich natürlich eher auf die Punkteschnitt-Regelung konzentrierte. Dass etwa in jeder Fußballliga die Spiele gegen Bratislava nicht gewertet worden wären – geschenkt, sie wussten es besser.

Nur – das macht neue Fässer auf: 80 Prozent der Spiele, aber von welcher absoluten Zahl? Von 48 wie etwa Fehervar, das nie gegen Bratislava spielen durfte? Oder von 50 Spielen wie Graz (das Team von Ligapräsident Pildner-Steinburg erspielte vier Punkte aus den beiden Spielen gegen die Slowaken)? Oder aus 52, was die geplante Spielanzahl wäre? 42 Spiele sind der auszutragende Richtwert und der geht eben von der Höchstzahl von 52 Partien aus.

Mit anderen Worten: Mehr Spiele gegen Bratislava ergeben auch hier einen Vorteil, ebenso wie beim Tie-Breaker, der etwa zwischen Znojmo und Wien die Anzahl der errungenen Siege nach 60 Minuten wäre. Ob sich die aus damals aus dem Nichts entstandene Sonderkommission mit diesen Details je auseinandergesetzt hat?

Ein Blick in andere Ligen

Die AlpsHL- im gleichen Haus wie die ICE beheimatet - verordnete sich gerade eine Mindestanzahl von 70 Prozent an auszutragenden Spielen. Hier werden viele Nachtragsspiele gar nicht erst terminisiert werden, da ja auch noch eine Zwischenrunde ansteht.

Die SHL setzte sich gerade eine Zahl von fünf positiven Tests, bei denen ein Spiel noch möglich wäre, ein Muss ist das aber wie in der ICE nicht.

Ganz kurios die Regeln in Dänemark: Abgesagte Spiele, die nicht mehr nachgeholt werden, bringen jedem Team 1,5 Punkte in der Tabelle!

Die DEL sucht noch nach einem Ausweg. Beim Durchspielen während der Olympiapause würden die Teamspieler und einige Legionäre fehlen, was vor allem die Spitzenklubs kaum goutieren würden.

In Tschechien herrscht noch Corona-Ruhe (vor dem Sturm?). Lediglich Meister Trinec hat sich am letzten Wochenende abgemeldet. Die drei abgesagten Spiele wurden in Windeseile neu angesetzt.

Der Ausblick

Die Liga weiß natürlich, dass Covid noch lange nicht ausgestanden ist, Omikron wird sicher auch noch die letzten Teams betreffen. Die Vienna Capitals etwa, deren Farmteam (in der gleichen Halle beheimatet) sein letztes Spiel am 22.12. bestritt, während sich die Erste (noch) bester Gesundheit erfreut. Ähnliches galt für Dornbirn und die lange maroden Bregenzerwälder, die sich die Messehalle teilen.  

Und auch Teams, die wieder in den Spielbetrieb zurückkehren, sind ja keineswegs auf der sicheren Seite, wie im Falle von Innsbruck oder Salzburg gesehen. Was passiert etwa bei einem Team wie Ljubljana, wo die Gesundheitsbehörden schon nach einem positiven Test eine Teamquarantäne anordneten? Beginnt die ganze Chose beim nächsten positiven Test wieder von vorne?

Oder: Wenn ein Team wirklich den anderen hinten nach zuckelt und bis zum 17. Februar nicht alle bis dahin angesetzten Spiele ausgetragen hat – greift die Liga dann wirklich zu Strafverifizierungen, wie im Covid-Appendix beschrieben?

Ich beneide weder die Liga noch die Teams um ihre jetzige Lage. Finanziell dürfte wieder der Sportligen-Fonds aushelfen (Auszahlung für die Vorsaison: 11,7 Millionen Euro für die österreichischen Teams außer Salzburg), aber großen Spaß kann die tägliche Kärrnerarbeit (Teams steuern die Zehntausender-Marke bei Tests an) schon lange nicht mehr machen…

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