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Aubin: "Nimm Crosby und Malkin raus..."

Verletzungen, Spielverläufe, Abschlussschwäche - Erklärungsversuche in Kagran.

Aubin: Foto: © GEPA

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38:16 – das war die Siege-Niederlagen-Bilanz der Vienna Capitals vor dem Start der EBEL-Playoffs.

39:14 – das war das Schussverhältnis im fünften und letztlich entscheidenden Halbfinal-Spiel gegen den HC Bozen, der die Serie nach dem 2:1-Auswärtssieg mit 4:1 für sich entscheiden konnte.

Nicht nur der amtierende Meister, auch der Favorit auf die Titelverteidigung und ganzjährige Tabellenführer strich gegen den absoluten Außenseiter der Playoffs die Segel. Der seinerseits vor drei Monaten noch gegen die Rote Laterne ankämpfte.

Und am Ende haderte man auf Seiten der Wiener. Mit dem Spielverlauf, den eigenen Schwierigkeiten und auch ein wenig mit dem Schicksal.

Zwei Fehler und es war vorbei

Dabei lief es in den ersten 20 Minuten noch gut: Der Wille war erkennbar, die Chancen da. Ein Tor gelang – nur ein Tor.

Denn im 2. Drittel schlug der Fehlerteufel wieder zu: Ein eigentlich gesicherter Puck, den Jean-Philippe Lamoureux ausließ. Ein gegnerischer Konter, der den Moment zu viel Freiheit bekam.

Und der Faden war gerissen, bis zum Ende.

Die Capitals wollten, aber das Geschehen am Eis spielte nicht mit. Wie in Spiel 3, als man in der letzten Minute den Ausgleich kassierte.

Oder Spiel 4, als man als aktivere Mannschaft drei Treffer in Unterzahl bekam.

Keine Erklärung bei Nödl

"Ich habe keine Erklärung. Im 1. Drittel haben wir uns so gut gefühlt, und dann… war es mental aus", konnte mit Andreas Nödl der Kapitän nicht beschreiben, was passiert war.

"Wir haben die Chancen kreiert, aber ihr Tormann hat gut gehalten. Dazu kamen individuelle Fehler im 2. Drittel – und das war es dann. Es war keine Frage der Kraft, wir hatten mehr als sie, aber sie haben es cleverer gespielt", meinte der ehemalige NHL-Export.

"In jedem Spiel waren 2-3 gravierende Fehler dabei, immer andere. Bozen hat daraus Tore gemacht, wir aus ihren wenigen nicht."

Die Spiele nicht "beendet"

Playoff-Begegnungen verliert man nicht in einem Spiel, sondern in vier bis sieben. Das wusste auch Serge Aubin.

"Es geht nicht um heute. Wenn ich etwa an Spiel 3 denke – man muss Wege finden, solche Spiele zu beenden. Das haben wir verabsäumt. Ich bin dennoch stolz auf die Jungs", so der scheidende Head Coach.

"Es ist nicht spaßig, so zu verlieren. Im Fünf-gegen-Fünf waren wir das bessere Team, aber manche Tore haben wir zu wirklich schlechten Zeitpunkten gegen uns bekommen: Als wir das Momentum hatten und angedrückt haben", analysierte der Kanadier.

Dabei lobte er vor allem den defensiven Auftritt, den die Südtiroler an den Tag legten. "Bozen hat einen tollen Job dabei gemacht, uns 'rauszuboxen' – also unsere Stürmer vorm Tor wegzuschieben."

Zwei wie Crosby und Malkin

Genau die Momente, in denen Riley Holzapfel und Rafael Rotter fehlten. Der MVP der vergangenen Saison musste schon länger zusehen, und der "MVP dieses Jahres", wie ihn Aubin bezeichnete, musste in den letzten zwei Spielen aussetzen.

"Auch das ist keine Entschuldigung, wir hatten immer noch genug Jungs in petto, aber sie sind schwer zu ersetzen. Nimm Sidney Crosby und Evgeni Malkin aus Pittsburgh raus und es ist eine andere Mannschaft", verglich der Coach mit einem anderen Titelträger.

Nur zwei Ausfälle, die das Mannschaftsgefüge aber entscheidend verschoben. "Dann saß jeder am falschen Stuhl. Wir haben Offensive von Jungs gebraucht, die es nicht so abgeliefert haben, wie sie es vielleicht können."

Das sei letztlich auch der Unterschied zu den souveränen Playoffs 2017 gewesen, als man von gravierenden Verletzungen verschont blieb.

Ein schlechter Moment für einen Tiefpunkt

Damit endet die Ära von Serge Aubin bei den Vienna Capitals mit einem Tiefpunkt: Vier Niederlagen en suite mussten die Schwarz-Gelben nun zum ersten und einzigen Mal in seiner zweijährigen Amtszeit hinnehmen.

Der Meistertrainer des letzten Jahres nimmt bei den ZSC Lions aus Zürich in der Schweizer NLA eine noch größere Aufgabe an.

"Ich hatte die Chance, nach Wien zu kommen und die letzten 24 Monate waren eine unglaubliche Reise, nicht nur für mich, auch für meine Familie. Diese Zeit werde ich sicher nicht vergessen", schwang beim Kanadier Stolz und Wehmut mit.

Nach Verdauung der Enttäuschung wird sich Aubin, noch bis zum Sommer in Wien bleibt, mit den Spielern zusammensetzen, "um sich anzuhören, was sie zu sagen haben. Ich werde ihnen auch meinen Input geben, was sie tun können, um bessere Sportler zu werden."

Um dann im kommenden Jahr einen neuen Anlauf auf den dritten Meisterbanner in Kagran zu nehmen – allerdings unter einem anderen Trainer.

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