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Mehr Begriffe aus dem Scouting-Jargon

Bernd Freimüller stellt einige weitere Scouting-Begriffe vor.

Mehr Begriffe aus dem Scouting-Jargon

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Wie jede Berufsgruppe haben auch Hockey-Scouts ihre eigenen Fachbegriffe und -phrasen, deren sie sich in Gesprächen und in ihren Reports bedienen.

Nachdem Bernd Freimüller schon einige der Begriffe seines Handwerks näher erläuterte (HIER geht es zum ersten Teil), geht der LAOLA1-Experte nun etwas tiefer in die Materie.

Im zweiten Teil gibt er einen weiteren Einblick in die Hunderte von Redensarten, die man in nordamerikanischen Rinks hören kann.

"He’s a plumber" – der eigentlich ehrbare Beruf des Installateurs wird dazu gebraucht, einen mäßig begabten Stürmer zu bezeichnen. In der AHL sind das dann die Dritt- oder Viertlinienspieler mit überschaubarem Output. Wenn ich dieser Bezeichnung höre, weiß ich meistens, dass er in Europa keine großen Wellen schlagen wird. Oft verbunden mit der Redensart "Can’t put a puck into the ocean" – er mag vielleicht zu Chancen kommen, kann diese aber nicht verwerten. An seiner Arbeitseinstellung gibt es aber meist nichts auszusetzen.

Auch für Verteidiger gibt es eine ähnliche Bezeichnung – "a meat-and-potatoes-D". Was eigentlich eine einfache Mahlzeit bezeichnet, gilt auch für einen Verteidiger – er hält das Spiel simpel, begnügt sich damit, den Puck zu seinen Kollegen weiterzuleiten, ein kurzer Pass ist das höchste der Gefühle. Erwarte keine großen "Outlet Plays" (Aufbauspiele) und schon gar keine Hilfe im Powerplay. Im Gegensatz zum "Plumber" ist dieser Begriff aber noch eher neutral gehalten, auch wenn diese Art von Defendern heutzutage immer weniger geschätzt wird.

"A disruptive player" – (meist) ein Stürmer, der das Spiel des Gegners stören und unterbrechen kann, selbst aber eher keine großen offensiven Beiträge leistet. Niki Petrik wäre ein Beispiel für solche Spieler, die von den Coaches sehr geschätzt werden und vor allem auch im Penaltykilling zum Einsatz kommen.

"A plug-and-play-player" - eine eher noch neuere Redensart. Kann nach dem Anschließen sofort in Betrieb genommen werden, der Spieler braucht keine lange Anlaufzeit, kann in fast jeder Reihe spielen und seine Leistung bringen, egal wie hoch seine Eiszeit ist.

Es gibt auch beschönigende Umschreibungen

Nicht immer kommen Scouts mit klaren Antworten, ab und zu finden sich in ihren Reports auch (rhetorische) Fragen, die aber natürlich auch irgendwie Einschätzungen darstellen. Vor allem bei Spielern, die als "Must Reports" gelten, sprich von Kollegen geschätzt werden, aber dann wenig zeigen, sind Scouts mitunter unentschlossen. Sie wollen einerseits nicht die Vorschläge ihrer Kameraden abschießen, können aber beim besten Willen keinen positiven Bericht erstellen.

"He was very vanilla" – so wie Vanilleeis als gut, aber doch irgendwie fade gilt, trifft das auch für die Darbietung des Spielers zu. Er war nicht richtig schlecht, stach aber aus der Masse auch nicht heraus. Wenn das bei mehreren Spielen so ist, kommen dann die Fragen: "What’s his niche?/Is there something he hangs his hat onto?" Welche herausragende Stärke weist sein Spiel auf, als was für einen Spielertyp kann man ihn klassifizieren? Solche Spieler, die ein Spiel nach dem anderen herunterspielen, sich nicht durch krasse Schwächen disqualifizieren, aber auch nichts Besonders zeigen, führen zu Frustrationen unter den Scouts und führen zu solchen Fragen. Irgendwann werden sie dann ausgesondert...

Auch wenn das Spiel auf beiden Seiten des Ozeans immer weniger körperbetont wird und daher immer weniger Mut bedingt – Spieler, die vor das Tor gehen und vor allem im Powerplay dort dem Goalie die Sicht nehmen, werden als "Front-of-net player" bezeichnet und sehr geschätzt. "Goes to the hard-hat areas" – der Spieler betritt gefährliche Zonen, für die man etwa auf einer Baustelle einen Schutzhelm brauchen würde. Der Ex-Dornbirner Graham Mink oder Thomas Raffl (wenn auch nicht in letzter Zeit) wären solche Spieler. Sie suchen nicht aktiv den physischen Kontakt, aber sie gehen mit Gusto vors gegnerische Tor und sorgen dort für stete Irritationen. Dabei kann es auch passieren, dass man sich eine blutige Nase holt, was natürlich eine Auszeichnung ist ("gets his nose dirty")...

Das Eislaufen ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden, schlechte Skater kann sich kaum ein Team mehr leisten, schon gar nicht in der NHL. Vor allem die ersten Schritte sind hier wichtig – "he can pull away", der Spieler kann sich vom Gegner absetzen. Eine ähnliche Bezeichnung dafür: "He can create separation", er kann im Laufduell (das meist über eher kürzere Distanzen geht) ein wenig Distanz zum Gegner finden und diesen abschütteln.

Für Defender vor allem wichtig: "He can peel off" – wie die Rinde zuerst noch am Baum klebt, dann aber abgetrennt wird, zieht der Verteidiger unter Druck von einem Forechecker weg oder dreht sich einfach in eine andere Richtung und kann so den Puck sichern oder gar nach vorne tragen. In der EBEL ist Jamie Fraser ein Meister dieses Faches.

Scouts, die auch Eislauf-Ästheten sind, verwenden öfters die negative Phrase "He has a broken stride". Sein Laufstil ist nicht nur hässlich anzusehen, sondern hindert ihn auch in seiner Effektivität, die Schritte kommen nicht dynamisch-gleichmäßig. Weniger negativ, wenn auch nicht schön anzusehen, ist folgendes Phänomen: "He runs on his skates" – eigentlich läuft er nicht Eis, sondern läuft auf seinen Eislaufschuhen und tritt dabei stark am Eis auf. Kommt nicht oft vor, bei Zagrebs letztjährigem Topscorer Tyler Morley bildete ich mir das manchmal ein, seiner Effektivität tat dies aber keinen Abbruch...

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