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Alps Hockey League: Wo das meiste Potenzial schlummert

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller wirft einen genauen Blick auf die österreichischen Vertreter der Alps Hockey League.

Alps Hockey League: Wo das meiste Potenzial schlummert Foto: © GEPA

Knapp ein Monat nach Saisonstart wird auch in der Alps Hockey League das Bild allmählich klarer. Ein Blick auf sechs österreichische Teams und deren interessantesten Personalien:

Natürlich stehen bei meinen AlpsHL-Besuchen die österreichischen Teams im Blickpunkt – mit der Ausnahme des EHC Lustenau habe ich sie bereits alle gesehen. Die Farmteams sind in der Tabelle zwar meist weiter hinten zu finden, trotzdem aber mit Abstand am interessantesten. Was fiel bei der Teamzusammensetzung auf, welche Spieler haben Potential?

EK Die Zeller Eisbären

(1., 30 Punkte aus elf Spielen)

Kein Wunder, dass die Zeller die Tabelle anführen, nur logisch bei der Entwicklung der letzten Jahre. Spitzenteams wie Asiago, Feldkirch/Pioneers und Ljubljana verließen die Liga, das Team wurde parallel sukzessive verstärkt. Zu einem guten Kern kamen zuletzt mit Tyler Cuma, Adis Alagic, Alexander Lahoda und Clemens Paulweber vier Spieler mit jahrelanger ICE-Erfahrung.

Bei Vollbestand träufelt das Talent bis in die vierte Linie, bei Verletzungen (z. B. Berger oder Artner) kommen wenigstens die Leihgaben aus Wien zum Zug. Nur der Verfolger aus Jesenice ist ähnlich dicht aufgestellt.

Interessante Spieler: Aus ICE-Sicht haben die meisten ihre Karrieren schon hinter sich. Bei Daniel Aschauer (klein, aber schnell) und Leon Widhalm könnte ich mir über kurz oder lang eine Heimkehr nach Wien vorstellen, allerdings eher nicht in exponierten Rollen.

EC Bregenzerwald

(6., 20/12)

Ein überraschend guter Auftakt eines Team, das hinter den fünf Legionären (darunter der langjährige Liga-Goalgetter Roberts Lipsbergs) keine großen Namen aufweist. Allerdings: Dass Ali Schmidt ein sehr guter Torhüter für diese Klasse ist, sollte nicht überraschen. Gebürtige Wiener wie Philipp Poschmann, Fabian Ranftl oder Richard Schlögl sind schon seit Jahren in Vorarlberg angesiedelt und bringen Jahr für Jahr ihre Leistung.

Interessante Spieler: Die Zukunft wird zeigen, ob Schmidt in dieser Spielklasse hängenbleibt und wie etwa Max Zimmermann in Zell auf der Goalieposition einen Ausländer einspart. Oder findet sich doch wieder ein ICE-Team für ihn?

EC Die Adler Kitzbühel

(7., 15/11)

Ein eklektischer Mix – mit Raffi Rotter sicher der größte einheimische Name der Liga, dazu einige langjährige Ligacracks wie Mario Ebner, David Kreuter, Kevin Szabad oder Rene Tröthan, ergänzt durch eine Reihe von Leihgaben des Kooperationspartners VSV. Nach gutem Beginn auch durch einige Verletzungen in der Tabelle wieder abgesunken, danach aber wieder solider. Potential für die Top-6 sollte für das Team von Marco Pewal allemal da sein.

Interessante Spieler: Defender Martin Urbanek (2002) und Flügel Johannes Tschurnig (2004) bringen beide mehr Skills als der durchschnittliche österreichische Nachwuchscrack mit. Urbanek kann im PP Akzente setzen, Tschurnig verfügt über gute Hände. Für Urbanek scheint der Zug beim VSV abgefahren, Tschurnig verlor bei seinem Heimatklub gegenüber anderen Cracks wie Dominik Prodinger oder Tim Geifes an Land. Sehen wir die beiden noch einmal eine Stufe höher? Für Tschurnig steht im Dezember die Junioren-WM an, Teamchef Philipp Pinter kennt ihn natürlich ganz genau.

Red Bull Hockey Juniors

(9., 15/10)

Nach vier Auftaktniederlagen wieder im Kommen. Nicht zuletzt deswegen, weil im Angriff mit dem Letten Daniels Mursniks und den beiden Finnen Kalle Myllymaa und Jesse Helander nachgerüstet wurde. Keiner von ihnen ist älter als 21, trotzdem stellen sie Verstärkungen für ein Team dar, das sich aus U20-Cracks aus Österreich und Deutschland zusammensetzt. Da geht es um die Jahrgänge 2004 – 2006, die in Deutschland überschaubares Niveau bedeuten. Das Team sollte in der Tabelle weiter nach oben trenden, doch die Einzelteile sind wie immer interessanter als das große Ganze.

Interessante Spieler: Den abschlussstarken Winger Daniel Assavolyuk (2004) könnte ich mir durchaus in der DEL (vielleicht nicht unbedingt München) vorstellen, ebenso den etwas zarten, aber smarten Defender Lars Bosecker. Aus österreichischer Sicht am interessantesten: Defender Maxi Kirchebner (2005), ein großgewachsener Mann mit geringer Fehlerquote sowie der aus Klagenfurt gekommene Forward Paul Noll (2005), der seine Größe ums Tor herum gut einsetzt.

Beim interessantesten Mann ist die Staatsbürgerschaft noch offen: Der Russe Vasili Zelenov kam mit seinem Zwillingsbruder Ivan und deren Familie vor Jahren nach Salzburg, sie siedelten sich um den Wolfgangsee an. Die beiden zertrümmerten im ÖEHV-Nachwuchsbetrieb die Gegner. Ivan – eher ein Arbeitertyp – spielt in der U20, strebt das US-College an. Vasili dagegen ist seit heuer fixer Bestandteil des AlpsHL-Teams, fällt dort als 2006er mit seinen Skills als Vorbereiter und Torschütze nicht nur auf, sondern schreibt auch fleißig an (elf Punkte in elf Spielen). Er rückt auch mehr und mehr in das Blickfeld von NHL-Scouts.

Warum ist ein gebürtiger Russe so interessant? Seine Familie strebt die österreichische Staatsbürgerschaft an, die beiden wären Riesen-Verstärkungen für unsere Nationalteams. Das politische Klima ist für Russen derzeit natürlich kein gutes, allerdings ist die Familie schon seit knapp sieben Jahren hier angesiedelt und hat keinerlei Verbindungen mehr in ihr Heimatland. Ein österreichischer Pass ist aber frühestens im nächsten Frühjahr zu erwarten und auch alles andere als garantiert.

Steel Wings Linz

(12., 13/11)

Die Steel Wings haben sich über die Jahre in der AlpsHL etabliert, scheinen jedes Jahr kleine Schritte zu machen und präsentieren sich unter Headcoach Matej Hocevar als strukturiertes und laufstarkes Team. Allerdings: Das individuelle Talentlevel ist überschaubar. Über die Jahre saugten die Linzer Nachwuchscracks aus ganz Österreich auf, darunter zuletzt die Defender Christoph Tialler (2003, KAC), Lukas Necesany und Luca Venier (beide 2003, Red Bull Salzburg) sowie die Stürmer Maxi Theirich (2003, KAC) und Timo Sticha (2004, Feldkirch). Mit dem bereits 24-jährigen Philipp Maurer (u.  a. Graz und Pioneers) könnte man hier den Bogen aber etwas überspannt haben.

Interessante Spieler: Benedikt Oschgan wird, wenn nichts Außergewöhnliches passiert, bei den nächsten beiden U20-WMs die Nr. 1 für das ÖEHV-Team sein. Er gehört sicher zu den interessantesten Torhütertalenten des Landes, braucht aber noch Zeit, um an Feinheiten (Reboundkontrolle, Winkelspiel) zu arbeiten. Der 2005er kommt aber als unumstrittener Starter der Steel Wings (Leon Winter ging im Sommer nach Nordamerika) zu ausreichend Spielpraxis. Winger Rafael Aigner (2005) zeigte zuletzt erste Offensivansätze und legte körperlich zu, sein Spiel mit der Scheibe ist aber weiter ausbaufähig.

 

EC-KAC Future Team

(14., 9/11)

Durch die Beförderung von Kirk Furey kam endlich etwas Bewegung in den Übergang vom Future Team zur Ersten. Tobias Sablattnig gehört seit dem Sommer zum Fixbestandteil der KAC-Defensive und spielt wenig überraschend ausgezeichnet und mit Selbstvertrauen. Die 2003er-Verteidiger-Riege diente überhaupt als Selbst- (Sablattnig und der derzeit verletzte Maxi Preiml) und Linz-Versorger (Lorenz Lindner & Tialler).

2004 lässt hier aus, im Jahrgang 2005 steht mit Thomas Klassek ein weiterer Defender mit durchaus guten Puckskills parat. Gregor Biber (2006) verabschiedete sich im Sommer zur Schweden-Dependance nach Rögle, wo er in der U20 auf zwei Jahre ältere Cracks trifft. Der nächste Nachwuchs-Defender ist 2007er Gerrit Böhs, der heuer seine ersten Schritte auf AlpsHL-Niveau macht.

Bei den Stürmern muss der Abgang von Noll nach Salzburg immens wehtun, er hätte als körperlich starker Netfront-Player gutes Upside gehabt. Oliver Lam (2005) sollte sich aber über kurz oder lang als Arbeitsbiene festsetzen können. Bei Tobias Piuk (2004), den letzte Saison eine Verletzungswelle in die Erste spülte, fehlt körperlich noch einiges. Jakob Lippitsch (2004) wäre dagegen ein großgewachsener Winger mit Abschlusspotential, seine Skating Issues sind aber weiter unübersehbar.

Bei allem Verständnis, dass man die oft blutjungen Cracks mit einigen Routiniers umgibt (bei Verletzungen und Teamabstellungen dünnt sich der Kader schnell aus): Die Einsätze des 22-jährigen (!) Trainersohns (!!) Vili Laurila aus der finnischen Viertklassigkeit (!!!) sollten weiter auf ein Minimum reduziert werden...

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