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Wiens Karten liegen auf dem Tisch

Der neue Anzug des zweifachen win2day Basketball-Superliga-Champions BC Vienna scheint zu sitzen.

Wiens Karten liegen auf dem Tisch Foto: © GEPA

Lange war es still um den BC Vienna. Der Double-Gewinner von 2022 und Runner-Up zu den OCS Swans Gmunden in der Vorsaison gab sich ungewohnt zurückhaltend. Grundsätzlich im rot-weiß-roten Basketball-Oberhaus nichts Ungewöhnliches – speziell im Frühsommer eine gelebte Tradition.

Auch als dann die Konkurrenz erste Kaderänderungen anpries, waren aus Wien keine Updates zu vernehmen. Dennoch wurde im Hintergrund an einer neuen Mannschaft gefeilt. Das musste die sportliche Leitung auch: Enis Murati will sich im 3x3 seinen Olympia-Traum erfüllen, Carlos Novas Mateo zog es nach Island und auch das Gros der Legionäre sagte Wien ade – so auch der Hauptsponsor. Er brach seine Zelte ab, wechselte die Sportart.

Je näher es zum Supercup und Meisterschaftsstart kam, desto größer wurde das Interesse am neuen Wien-Kader. Aber selbst bei der Auftaktpressekonferenz im win2day Hub – fünf Tage vor Wiens erstem Saisonspiel – ließ Jozo Rados die Fragen von Moderator und Journalisten nach potentiellen neuen Mitspielern unbeantwortet. Lediglich der BCV-Youtube-Channel fütterte die gespannte Basketball-Community mit ersten Kadernews – vorerst noch ohne Namen.

Von "dem Herausforderer" zu "einem Herausforderer"

Zurückhaltung gab es auch auf anderer Ebene: Die in den letzten Jahren immer plakativen Saisonziele – 22/23 ist jenes von allen Titeln (Supercup, Cup, Meisterschaft und Alpe Adria Cup; Anm.) oft schon überstrapaziert worden – blieben diesmal aus. Petar Stazic war in einem TV-Interview ungewohnt wortkarg, machte seine Mannschaft von "dem Herausforderer" der OCS Swans Gmunden zu "einem Herausforderer".

Dass der BC Vienna in der Lage ist, ein Herausforderer der Oberösterreicher zu sein, hat er dann prompt beim Supercup bewiesen: Nach einem trefferreichen Swans-Auftakt inklusive frühem 12-Punkte-Rückstand der Wiener, spielte die neue Mannschaft von Head Coach Hrvoje Radanovic mit den "Schwänen" auf Augenhöhe. Erst in den Schlussminuten holte sich Gmunden den Titel. Vergangenes Wochenende feierte Wien dann seinen ersten Saisonsieg, blieb gegen Traiskirchen, dank phänomenaler Quote von jenseits der Dreipunktelinie (15/31 bzw. 48%) und trotz Ausfällen, mit 83:69 souverän.


Demarkus Stucky Jr. ist mit 24 Punkten pro Spiel aktuell Wiens Top-Scorer.
Foto: © GEPA

Vier neue Legionäre ergänzen Nationalteam-Duo

Und spätestens mit dem zweiten Auftritt war auch das Rätsel um den Kader gelöst: Die beiden Nationalteam-Stützen Bogic Vujosevic und Jozo Rados, er kurierte den Sommer über seinen Bandscheibenvorfall aus, waren gesetzt – zumindest Ersterer hatte noch einen gültigen Kontrakt. Routinier Ivan Siricevic blieb auch in Wien, nach seinen 31 Minuten im Supercup dann aber ohne Einsatz im Duell mit den "Löwen". Mustafa Hassan Zadeh und Nemanja Zdravkovic dürften heuer auch Bruchteile der insgesamt 200 Minuten für sich beanspruchen.

Dazu kommt ein Legionärs-Quartett: US-Guard Demarkus Stucky Jr., mit Stationen im Kosovo, Zypern, Deutschland und zuletzt Slowakei bringt der mittlerweile 28-Jährige reichlich Europaerfahrung mit, bekam bislang die meisten Minuten (37:47) pro Spiel und legte 23 bzw. 25 Punkte auf.

Sein Landsmann Spencer Levi hinkt da noch nach: Im Supercup gab es für den Forward nur 4,5 Minuten, gegen Traiskirchen dann deren knapp 25. Nach zwei Spielen ist er von seinen Stats aus den Niederlanden – dort legte er Yoast United Bemmel im Schnitt ein Double-Double auf – noch weit weg.

Davor Konjevic ist Kroate und hat in seiner Karriere auch schon so Einiges gesehen: Letzte Saison spielte der mittlerweile 32-Jährige bei Apoel Nikosia auf Zypern, war dort Top-Scorer seines Teams und All-Star. Dass er auch in der win2day Basketball Superliga zu den "Stars" zählen kann, blitzte auf. Gegen Traiskirchen saßen sechs von acht Dreier, mit 7,5 Rebounds pro Spiel besitzt er auch unter dem Brett entsprechende Qualität.

Darko Bajo komplettiert den Grundstock der Radanovic-Truppe. Der 2,05m-große Big-Man kam vom deutschen PRO-A-Semifinalisten Karlsruhe nach Wien, bekleidet die Fünf. Dort zeigte er sich bis dato solide, aber noch etwas anfällig auf Turnover (drei pro Spiel).

Damit liegen die Karten vom BC Vienna am Tisch. Ein, zwei Asse hat der zweifache BSL-Champion da schon in der Hand. Ob sie auch stechen, werden die nächsten Runden zeigen. Am Samstag geht es zum ungeschlagenen SKN St. Pölten. Gegen die "Wölfe" gab es zuletzt neun Siege am Stück.

 


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