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Djokovic gewinnt verrücktes Wimbledon-Finale

Tiebreak-Drama für Federer, der auch Matchbälle vergibt.

Djokovic gewinnt verrücktes Wimbledon-Finale Foto: © getty

Novak Djokovic verteidigt in einem völlig irren Wimbledon-Finale seinen Vorjahres-Titel und triumphiert am Sonntag nach Abwehr von zwei Matchbällen zum insgesamt bereits fünften Mal im Rasen-Mekka.

Der Weltranglisten-Erste aus Serbien zwingt den achtfachen Sieger Roger Federer erst nach fünf hartumkämpften Sätzen mit 7:6(5), 1:6, 7:6(4), 4:6, 13:12 (3) in die Knie. Bei 7:8 und 40:15 bei Aufschlag Federer wehrt Djokovic als Rückschläger mit vier Punkten in Folge zwei Matchbälle ab.

Djokovic gewann damit vier der letzten fünf Grand-Slam-Turniere. Insgesamt hat der 32-jährige Belgrader nun schon 16 Major-Titel auf dem Konto und damit nur mehr zwei bzw. vier weniger als Rafael Nadal und Rekordhalter Federer.

Für Federer blieb damit auch der Traum vom neunten Wimbledonsieg, womit er die Rekordhalterin bei den Damen, Martina Navratilova, eingeholt hätte, vorerst unerfüllt.

Djokovic, der für seinen Titel umgerechnet 2,62 Mio. Euro kassierte, verteidigte damit seinen Titel aus dem Vorjahr erfolgreich.

Im Head-to-Head mit dem Schweizer stellte Djokovic nun auf 26:22-Siege. Federer ist es übrigens bisher bei keinem Grand-Slam-Turnier gelungen, sowohl Rafael Nadal, als auch Djokovic zu bezwingen. Das Match ist mit 4:55 Stunden das längste Herren-Finale der Wimbledon-Geschichte gewesen.

Das Match zwischen dem Weltranglisten-Ersten und dem Grand-Slam-Rekordsieger begann ausgeglichen wie erwartet. Mit zwei Assen gleich im Auftakt-Game zeigte Federer, dass er gegen den Serben in seinem zwölften Wimbledon-Finale reüssieren will. Im umstrittenen dritten Spiel vergab der Schweizer den einzigen Breakball im ersten Durchgang zum 3:1.

Danach ging es aber ohne einen weiteren ins Tiebreak. In diesem geriet Djokovic nach einer 3:1-Führung mit 3:5 in Rückstand, machte dann aber vier Punkte en suite zum Satzgewinn. Satz eins dauerte mit 58 Minuten allein drei Minuten länger als das einseitige Damen-Finale zwischen Siegerin Simona Halep und Serena Williams am Vortag.

Schneller Satz-Ausgleich

Federer blieb fokussiert, während der "Djoker" durchatmete. Der Eidgenosse nutzte seine nächsten Breakchancen im ersten Game zum ersten Break des Matches zum 1:0, schaffte unerwartet zum 3:0 das Doppelbreak.

Nach nur 73 Minuten stand es schon 4:0, der 32-jährige Serbe hakte den zweiten Durchgang ab und gab sogar zum 1:6 erneut den Aufschlag ab. Das Match verlief bis dahin ähnlich wie Federers Halbfinale gegen Nadal, als der Schweizer nach gewonnenem Tiebreak Satz zwei 1:6 hatte abgeben müssen.

Der dritte Durchgang verlief dann wieder wie der erste, wobei Federer bei 5:4 und 30:40 den bis dahin einzigen Breakball, gleichzeitig Satzball zur 2:1-Führung, nicht verwerten konnte.

Federer, der in diesem Satz leichte Vorteile hatte, stellte zu Null auf 6:5, musste aber neuerlich ins Tiebreak. Und wie schon im ersten Satz, als dem Eidgenossen fünf unerzwungene Vorhandfehler passiert waren, waren es Eigenfehler, die ihm das Tiebreak kosteten. Vier unerzwungene Fehler, diesmal von der Rückhand, brachten ihn mit dem Rücken zur Wand. Und dies nach vergebenem Satzball bei 5:4.

Tiebreak-Drama für Federer

Mit zwei gewonnenen Tiebreaks samt 2:1-Satzführung im Rücken war der fast sechs Jahre jüngere Djokovic nun klarer Favorit. Doch Federer darf nie abgeschrieben werden. Plötzlich gelang dem Eidgenossen bei 2:2 ein Break und zum 5:2 ein weiteres. Dann fand Djokovic seinen ersten Breakball des gesamten Spiels vor, den zweiten nutzte er zum 3:5-Rebreak. Doch Federer ließ sich vom Herannahen seines Gegners auf 4:5 nicht beirren und servierte sich mit einem Zu-Null-Game nach 2:55 Stunden in den fünften Durchgang. Wer hätte gedacht, dass dieser noch zwei Stunden dauern würde?

In der Entscheidung fand zunächst Djokovic bei 2:1 gleich drei Breakchancen vor, doch Federer wehrte alle ab. Die dritte mit seinem 16. Ass. Doch als der Weltranglisten-Erste im sechsten Game neuerlich bei 15:40 zwei Chancen hatte, nutzte er die zweite zur 4:2-Führung. Federer schaffte das sofortige Rebreak. Danach ging es mit dem Aufschlag dramatisch weiter. Diesmal ging es bei 6:6 nach fast vier Stunden aber nicht ins Tiebreak. Seit 2019 gibt es zwar auch in Wimbledon im fünften Satz eines, aber erst bei 12:12.

Nach 4:08 Stunden gelang Federer das Break zum 8:7. Federer hatte in der Folge bei 40:15 und nach 4:10 Stunden zwei Matchbälle zum 9:7, doch er vergab beide und musste das Rebreak hinnehmen. Auch bei 11:11 hatte Federer noch zwei Breakbälle, konnte sie aber nicht verwerten. Die neue Tiebreak-Regel kam tatsächlich zur Anwendung: nach 4:48 Stunden ging es bei 12:12. Und auch das dritte "jeu decisif" des Tages verlor Federer.

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