Die Auslosung für die 1. Runde im Hauptbewerb von Wimbledon bringt den Österreichern keine einfachen Gegner.
Dominic Thiem, in London als Nummer acht gesetzt, trifft zum Auftakt auf den Kanadier Vasek Pospisil, der 2015 das Viertelfinale in Wimbledon erreicht hatte. Im Head-to-Head gegen die Nummer 75 der Welt steht es 1:0 für Thiem.
Pospisil hat aktuell in der kurzen Rasensaison in Hauptfeldern mit je drei Siegen und Niederlagen aber eine bessere Bilanz als Thiem (1:2).
Der als Nummer 8 gesetzte Österreicher befindet sich mit Siebenfach-Gewinner Roger Federer (gegen Alexander Dolgopolov/UKR) und Novak Djokovic (Martin Klizan/SVK) im unteren Rasterviertel. Rafael Nadal (ESP) startet "oben" gegen John Millman (AUS).
In Vorbereitung mit Luft nach oben
Thiems Anspruch als Nummer acht der Weltrangliste sowie in der Wimbledon-Setzung muss spätestens seit seinem erneuten Einzug ins French-Open-Halbfinale sein, die zweite Woche auch dieses Grand Slams zu erreichen. In seinen Vorbereitungsturnieren brillierte der 23-Jährige allerdings nicht, in Halle und Antalya reichte es für ihn in drei Matches zu nur einem Sieg. Aus 2016 hat Thiem eine zweite Runde zu verteidigen.
Während er mit den sehr schnellen Bedingungen beim neuen Event in Antalya topgesetzt überhaupt nicht zurecht kam, hat er nach einem Kurzstopp daheim aber immerhin bis Dienstag Zeit, sich auf die Verhältnisse auf dem "heiligen Rasen" einzugewöhnen. Denn erst dann spielt die untere Raster-Hälfte der Herren wie auch die obere der Damen. Die Spieler in den anderen Raster-Hälften bestreiten ihre Auftaktmatches am Montag.
Pospisil gilt als starker Aufschlag- und Volley-Spieler, womit er für Rasen-Tennis prädestiniert sein sollte. Allerdings wird dieses klassische Rasen-Tennis früherer Tage lange nicht mehr so häufig angewandt, bisher letzter Wimbledonsieger mit dieser Spielanlage war Goran Ivanisevic 2001. Pospisils Glanzlichter auf Rasen waren bisher auch eher punktuell verteilt, von 34 Partien gewann der auf den Bahamas lebende 1,85-m-Mann 14.
Pospisil überrascht gegen Murray
Sein heuriges Ausrufzeichen war ein Zweitrundensieg beim Masters-1000-Turnier in Indian Wells gegen den Weltranglistenersten Andy Murray (GBR). Auf Grand-Slam-Ebene hat er heuer noch keinen Sieg stehen. Auf Rasen hat Pospisil in den vergangenen Wochen in Hertogenbosch als Qualifikant das Viertelfinale erreicht, in Halle verlor er in Runde eins und diese Woche in Eastbourne im Achtelfinale gegen Novak Djokovic (SRB).
Sollte Thiem gegen Pospisil wie schon auf Sand in München 2015 gewinnen, würde sein Raster-Achtel für ihn nicht unlösbar sein. Zweitrundengegner wäre der Gilles Simon (FRA) oder ein Qualifikant, erster gesetzter Gegner wäre laut Papierform der als Nummer 32 gerade noch unter die Gesetzten gerutschte Italiener Paolo Lorenzi. Gegen Djokovic könnte es idealerweise wie in Paris zu einem Viertelfinalduell kommen.
Schweres Los für AHM
Kein Losglück hatte Haider-Maurer bei seinem Comeback - mittels "protected ranking" - nach 19-monatiger Verletzungspause auf der World Tour. Der 30-Jährige erhielt mit Roberto Bautista Agut die Nummer 18 des dritten Saison-Majors, der Spanier führt im Head-to-Head 1:0.
Haider-Maurers bisher letzter Grand-Slam-Anlauf hat bei den US Open 2015 nach einem Fünfsatzsieg über Pospisil in Runde zwei gegen Djokovic geendet. Dort war "AHM" ein Jahr davor in Runde eins Bautista nach 2:1-Satzführung in fünf Durchgängen unterlegen. Der Österreicher sprach danach von einer seiner bittersten Niederlagen überhaupt, nachdem der Iberer wegen angeblicher Probleme auch länger den Platz verlassen hatte.
In Wimbledon hat sich der 30-jährige Wahl-Innsbrucker ab 2009 siebenmal in Folge versucht, bei vier Hauptfeldeinsätzen kam er zweimal in Runde zwei. Bautista hat zu Jahresbeginn in Chennai seinen fünften ATP-Titel geholt, kam bei den Australian und French Open ins Achtelfinale. Auf Rasen blieb der 29-Jährige vergangene Woche in Halle im Viertelfinale hängen. Haider-Maurer - Bautista wird am Montag gespielt.
Haider-Maurer "sehr, sehr happy"
Haider-Maurer trainiert seit Dienstag täglich zweimal eine Stunde in Wimbledon, dazu kommt Physiotherapie. Seine lange Verletzungspause war durch einen Faszien-Einriss und einer damit verbundenen Entzündung im Bereich der rechten Ferse bedingt, das scheint überwunden. Sein Manager Bernd Haberleitner bezeichnete vor seiner Anreise nach London Roberto Bautista Agut als "toughes Los".
"Er ist kein typischer Spanier, hat flache, schnelle Schläge und spielt auf Rasen sehr gut", erklärte Haberleitner. "Er wäre in diesem Match in jedem Fall Favorit." Für seinen Schützling sei es wichtig, dass er sich im Training langsam steigert und der Körper besser in Schwung kommt. "Er ist auf alle Fälle derzeit sehr, sehr happy, dass er wieder spielen kann", meinte Haberleitner über Haider-Maurers Gemütszustand.
Ofner trifft auf Brasilianer
Der Steirer Sebastian Ofner, der sensationell die Qualifikation für den Hauptbewerb geschafft hat, trifft in der ersten Runde auf den Brasilianer Thomaz Bellucci.
Im Damen-Einzel ist Österreich nicht dabei. Barbara Haas hat wie bei den Herren Gerald und Jürgen Melzer die Qualifikation verpasst.