Der “Turm von Tandil” thront wieder über Flushing Meadows. Drei Operationen am linken Handgelenk musste Juan Martin Del Potro seit Februar 2014 über sich ergehen lassen.
Nun steht der US-Open-Sieger von 2009 bei seinem ersten Start in New York seit drei Jahren bereits wieder im Achtelfinale.
Gegner um sein erstes Grand-Slam-Viertelfinale seit den US Open 2012 ist am Montag (ab 17 Uhr im LAOLA1-Ticker) kein Geringerer als Österreichs Top-Star Dominic Thiem.
„Froh, wieder Tennis spielen zu können“
„Ich bin einfach nur froh, endlich wieder Tennis spielen zu können“, strahlt der 27-jährige Argentinier über das vorläufige Ende seiner langen Leidensgeschichte und seinen aktuellen Lauf zurück in die Weltspitze.
In den vergangenen beiden Jahren konnte er aufgrund der Operationen so gut wie keine Turniere bestreiten. Nur langsam heilte das fragile Handgelenk, ehe er sich im Februar dieses Jahres wieder auf die Tour zurückwagte. „Mein größtes Ziel für diese Saison war es, einfach nur gesund zu bleiben und Tennis spielen zu können.“
Teilweise ließ er aber schon bei seinen ersten Turnieren erkennen, dass er weder seinen krachenden Aufschlag noch seinen hämmernde Vorhand verlernt hat.
Ein Leidtragender war Thiem bereits selbst: In Madrid setzte es eine 6:7, 3:6-Niederlage gegen den aufstrebenden Gaucho, der im ATP-Ranking mittlerweile schon wieder auf Position 142 zu finden ist.
Bresnik: „Del Potro kann mit Top-3-Spielern mitspielen“
„Er hat sich immer mehr gesteigert im Jahr und ist jetzt sicher ein ganz anderer Spieler, als er damals in Madrid war“, zeigt Thiem vor der ehemaligen Nummer vier der Welt viel Respekt.
Kein Wunder, schließlich sorgte Del Potro erst vor wenigen Wochen beim Olympischen Turnier in Rio de Janeiro mit seinem Final-Einzug für viel Furore. Auf dem Weg ins Endspiel eliminierte er unter anderem Novak Djokovic und Rafael Nadal.
„Er ist einer der Wenigen, der mit den Top-3-, Top-4-Spielern mitspielen kann und das auch tut. Das hat man ja bei Olympia gesehen“, sagte Thiem-Coach Günter Bresnik zur APA.
Probleme mit der Rückhand
„Ich versuche, so zu spielen wie 2009, aber das ist nicht leicht, weil ich einfach immer älter werde“, gibt sich Del Potro zurückhaltend. Vor allem mit der Performance seiner Rückhand ist er derzeit nicht wirklich zufrieden.
"Ich glaube, dass die Rückhand immer noch nicht die ist, die sie einmal war. Darum will ich mein Spiel auch über seine Rückhand aufziehen. Weil die Vorhand ist eine der besten, die es jemals in dem Sport gegeben hat, vielleicht sogar die beste."
„Ich würde die Rückhand gerne so wie früher wie meine Vorhand schlagen. Ich muss härter schlagen, um auch mit meiner Rückhand Winner zu schießen“, erklärt der Südamerikaner, der im Gegensatz zu früher bei der Rückhand nun öfter einen Slice einsetzt. Damit agiert Del Potro zwar variantenreicher, „ich kann damit aber nicht wirklich die Initiative ergreifen.“
Dementsprechend hat sich Thiem, der am Samstag seinen 23. Geburtstag feierte, taktisch auch schon seinen Gameplan zurechtgeschnürt: „Ich glaube, dass die Rückhand immer noch nicht die ist, die sie einmal war. Darum will ich mein Spiel auch über seine Rückhand aufziehen. Weil die Vorhand ist eine der besten, die es jemals in dem Sport gegeben hat, vielleicht sogar die beste."
Für viele Beobachter ist Del Potros Vorhand sogar stärker, als sie es bei seinem Triumph vor sieben Jahren in Flushing Meadows war.
„Das muss sie ja auch sein, schließlich ist meine Rückhand nicht mehr so gut“, scherzte der Gaucho darauf angesprochen. „Ich muss extrem aggressiv spielen und komme auch sicher öfter ans Netz als früher. Trotzdem arbeite ich natürlich hart daran, wieder zu meiner alten Rückhand zu finden.“
Del Potro sieht sich als Außenseiter
Gegen den in New York an Nummer acht gesetzten Thiem sieht sich Del Potro übrigens sogar in der Außenseiterrolle. „Er ist sicher der Favorit. Es hängt auch viel von meiner Physis, meinem Körper, meinem Spiel ab. Wenn ich so spiele wie heute, dann habe ich vielleicht eine Chance, ein großartiges Match gegen ihn zu spielen“, meinte der 18-fache Turniersieger nach seinem überzeugenden Drittrunden-Auftritt gegen David Ferrer.
Schließlich spiele Thiem „wirklich gut. Er ist sehr gefährlich. Seine Rückhand ist so gut, er bewegt sich schnell. Das wird ein interessantes Match für mich."
Del Potro wird in jedem Fall frei aufspielen. Schließlich hatte der Gaucho selbst nicht gerechnet, so schnell wieder in der Weltspitze mitspielen zu können.
„Ich habe weder die Silbermedaille von Rio erwartet, noch, dass ich hier in der zweiten Woche noch mit dabei bin. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so schnell wieder auf so einem hohen Level Tennis spielen kann. Ich glaube, dass ich in Zukunft wieder sehr gefährlich sein kann.“
Die Zukunft beginnt aus österreichischer Sicht allerdings hoffentlich erst am Dienstag.