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Zehn Dinge, die man über Medvedev wissen muss

Zehn Dinge, die du über US-Open-Finalist Daniil Medvedev wissen musst:

Zehn Dinge, die man über Medvedev wissen muss Foto: © getty

Rafael Nadal und Daniil Medvedev bestreiten heute Abend (ab 22 Uhr im LIVE-Ticker) das Endspiel bei den US Open in New York und kämpfen damit um den abschließenden Grand-Slam-Titel des Jahr.

Während der spanische Superstar nach seiner bereits 19. Major-Trophäe greift und jedem auch nur halbwegs sportaffinen Menschen bekannt sein sollte, ist sein Finalgegner in Flushing Meadows bislang nur unter Tennis-Fans kein Nobody mehr.

Es gibt also einige Wissenslücken über den Russen, die es zu stopfen gilt. Wir haben zehn Dinge über Daniil Medvedev zusammengetragen, die man unbedingt über den kommenden Top-Star der ATP-Tour wissen muss:

Ausbildung in Frankreich

Wie viele russische Spitzenspieler kommt auch Daniil Medvedev aus Moskau. Wie so viele seiner Landsleute wagte allerdings auch er früh den Sprung ins Ausland. Im Alter von 18 Jahren zog er nach Frankreich, wo er in der Tennis-Akademie des ehemaligen Profis Jean-Rene Lisnard in der Nähe von Cannes unter die Fittiche von Gilles Cervera kam.

Der 38-jährige Franzose ist auch heute noch Chef-Coach des Wahl-Monegassen und natürlich auch in New York mit dabei. "Daniil ist ein Genie und Genies sind nicht immer leicht, weil man sie nicht immer versteht, weil sie einfach anders sind", versucht Cervera die Arbeit mit seinem Schützling zu beschreiben. Grundsätzlich sei die Arbeit mit ihm aber einfach, "weil er klug genug ist, um etwaige Fehler selbst zu erkennen". 

"Schlampiger" Spielstil

Mit den 1,98 Meter Körpergröße verfügt Medvedev zwar über einen ausgezeichneten Aufschlag, sein Glück hat er aber überraschenderweise in einem ausgesprochen defensiven Spielstil gefunden. Der Russe spielt mit sehr wenig Spin und nimmt in den Ballwechseln oft das Tempo heraus, um seine Kontrahenten aus dem Rhythmus zu bringen.

"Er hat sein sehr komisches Spiel. Er spielt irgendwie schlampig, aber in einer guten Art und Weise", versucht Stefanos Tsitsipas den eigenwilligen Spielstil des Russen in Worte zu fassen. "Das meine ich gar nicht böse. Es ist einfach sehr unangenehm gegen ihn zu spielen", sagt Tsitsipas, der bei allen vier bisherigen Duelle mit Medvedev das Nachsehen hatte. "Er gibt dir kaum einen Winkel und bei einem Fehler weißt du nicht, warum du den jetzt eigentlich gemacht hast." Medvedev bestätigt diese Analyse: "Das stimmt. Ich versuche, dass die Gegner Schläge spielen müssen, die sie normalerweise nicht spielen und dadurch Fehler machen."

Diesen Stil habe er sich bereits während seiner Juniorenzeit in Frankreich angeeignet. "Ich mag es, wenn ich die Gegner mit meinem Spiel verrückt mache. Früher haben sie gesagt, dass mein Stil schrecklich sei, heute bezeichnen mich einige schon als Taktik-Gott."

Ehefrau Daria

Einen großen Anteil an seinem steilen Aufstieg in den letzten Monaten hat - laut eigener Aussage - auch Medvedev-Ehefrau Daria. Nach vier Jahren Beziehung führte er sie im September 2018 vor den Traualtar. Seitdem ist die attraktive Blondine ein fixer Bestandteil in der Spielerbox des jungen Moskauers.

"Sie gibt mir viel Selbstvertrauen. Erst seitdem ich ihr den Antrag gemacht habe, ging es im Ranking so richtig steil nach oben. Das war im vergangenen Jahr kurz nach Wimbledon. Da war ich noch Nummer 65 der Welt", erklärt Medvedev.

Am Montag, das ist bereits vor dem Endspiel gegen Nadal fix, wird der 23-Jährige in der Weltrangliste Dominic Thiem von Platz vier der verdrängen. "Daria macht extrem viel für mich, damit ich besser Tennis spielen kann. Sie nimmt mir viele kleine Aufgaben des Lebens ab und passt gut auf mich auf."

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12.09.18 ❤️????

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Veränderter Lebensstil

Mit der Heirat wandelte sich auch der Lebensstil des jungen Russen: "Seit eineinhalb Jahren bin ich viel professioneller als früher. Ich bin nicht mehr die ganze Nacht auf einer Party und spiele während der Turniere auch weniger auf der Playstation", meint Medvedev, der auch deshalb nach Monte Carlo zog, um sich nicht ablenken zu lassen. "In den großen russischen Städten hat 24 Stunden am Tag alles offen. Hier in Monaco bin ich am Sonntag ganz alleine auf der Straße unterwegs. Ich trainiere hier mehr. Nach den Trainingseinheiten in Frankreich bin ich vollkommen ausgelaugt."

Stinkefinger-Eklat in Flushing Meadows

Normalerweise wird in einem Finale der Außenseiter von den Zuschauern favorisiert. Beim Endspiel gegen Nadal werden die Sympathien allerdings voraussichtlich dem Spanier gelten, denn Medvedev spielte sich in den vergangenen zwei Wochen trotz seiner Erfolge nicht gerade in die Herzen der New Yorker Tennis-Fans.

Bei seinem Drittrunden-Sieg über Feliciano Lopez wurde der Russe ausgepfiffen, weil er einem Balljungen ruppig das Handtuch aus der Hand schlug, nach einem Schlägerwurf quittierte Medvedev die Pfiffe der Zuschauer mit dem Stinkefinger. Nach dem Match zeigte sich der Osteuropäer bei der Siegesrede trotzig: "Ich danke euch. Eure Energie hat mir den Sieg gebracht", stichelte er gegen das Publikum. "Wenn ihr heute Nacht schlafen geht, sollt ihr wissen, dass ich nur dank euch gewonnen habe."

Disqualifikation aufgrund von Rassismus

Auch mit den Unparteiischen hatte Medvedev in der Vergangenheit so seine Probleme: Vor zwei Jahren verlor er in Wimbledon in der zweiten Runde in fünf Sätzen gegen den Belgier Ruben Bemelmans. Nach dem Matchball grifft der Russe in seine Tennistasche, holte seine Geldbörse heraus und warf Kleingeld vor den Stuhl der Schiedsrichterin.

"Ehrlich gesagt war ich ein Idiot. Ich habe Dinge gemacht, auf die ich nicht stolz bin", versuchte sich Medvedev danach zu verteidigen. Ein Jahr davor verdächtigte er eine Schiedsrichterin, dass sie seinen Gegner bevorzuge, da die beiden dieselbe Hautfarbe hätten. Medvedev wurde dafür prompt disqualifiziert.

Fan des FC Bayerb und von David Alaba

Wie so viele andere Tenns-Spieler ist auch Daniil Medvedev ein großer Fußball-Fan. Sein Lieblingsverein ist – für einen Russen vielleicht etwas ungewohnt - der FC Bayern München. Neben Stürmer-Star Robert Lewandowski kann sich die momentane Nummer 5 des ATP-Rankings übrigens ausgerechnet für ÖFB-Teamspieler David Alaba begeistern.

Playstation-Leidenschaft

Medvedevs größte Leidenschaft neben dem Tennis sind allerdings Videospiele. Auch hier suchte er schon früh den Wettkampf. Mit 14 Jahren nahm er sogar an den russischen Staatsmeisterschaften für das Videospiel FIFA teil.

"Ich war richtig gut und damals sogar auf dem gleichen Level wie der Typ, der heute regelmäßig die Meisterschaften gewinnt", so Medvedev, der seine spärliche Freizeit auch heute noch am liebsten mit dem Gamepad in der Hand verbringt. "Mein perfektes Wochenende wäre, den ganzen Tag Playstation zu spielen", verriet Medvedev in einem Interview mit dem russischen Verband. Darin bezeichnete er seine Playstation-Leidenschaft scherzhaft auch als seine größte Schwäche.

Studium

Zu Beginn seiner Karriere setzte Medvedev noch auf eine duale Ausbildung: Nach dem Abschluss auf einer Schule für Physik und Mathematik inskribierte er auf der Moskauer Universität für internationale Wirtschaftsbeziehung und studierte dort Wirtschaft und Handel. Nachdem es im Tennis aber immer besser lief, verzichtete er schon bald auf die Doppelbelastung.

Medvedev? Da war doch was…

Ein Medvedev mischt die Tennis-Weltklasse auf? Das hatten wir doch schon einmal. Ältere Semester werden sich mit Sicherheit noch an Andrey Medvedev erinnern. Der mittlerweile 44-jährige Ukrainer gehörte in den 90er Jahren lange Zeit zu den Top Ten und lieferte sich auch mit Österreichs Tennis-Legende Thomas Muster einige denkwürdige Duelle. Der Sandplatz-Spezialist stand 1999 sogar im Finale der French Open, wo er Andre Agassi nach einer 2:0-Satz-Führung noch in fünf Sätzen unterlag. Mit Daniil Medvedev ist Andrey allerdings nicht verwandt.

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