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Was im Kids-Tennis Sinn macht und was nicht

Experte Michael Ebert spricht über kleinere Spielfelder und mögliche Ergebnis-Abschaffung wie im Fußball.

Was im Kids-Tennis Sinn macht und was nicht Foto: © GEPA

Im Oktober verkündete der österreichische Tennisverband eine neue Offensive im Kinder-Tennis (Bericht >>>).

Mit besser ausgebildeten Trainern soll der Kids-Tennis-Bereich weiter gestärkt werden.

Zu den Zielen dieser Initiative gehört es, Eltern besser unterstützen zu können und den heimischen Vereinen eine bessere Orientierung anbieten zu können, wenn sich diese verstärkt engagieren möchten.

Kidstennis-Experte Ebert legte vor 15 Jahren den Grundstein

Maßgeblich daran beteiligt ist auch der heimische Kidstennis-Experte Michael Ebert, der schon vor 15 Jahren den Grundstein für das heutige Kinder-Tennis legte.

In seiner damaligen Verantwortung als National Director Kids Tennis Development führte er ein neues Turnierformat ein, das auf den Richtlinien der weltweiten ITF-Kampagne "Play and Stay" basierte.

Seitdem wird im Kinderbereich in Österreich mit orangen und roten Bällen auf verkleinerten Spielfeldern gespielt.

"Die Laufwege der Kinder zum Ball und wieder zurück entsprechen dadurch jenen Laufwegen, die ein Erwachsener auf dem normalen Feld vollführt", erklärt Ebert im Gespräch mit LAOLA1, warum auf kleinere Spielfelder gesetzt wird.

"Der Weg zum Netz ist dadurch auch angepasst. Das Kind kommt schneller in eine günstige Situation am Netz. Eine 9-Jährige ist am orangen Feld laut einer Studie beispielsweise zu 52 Prozent erfolgreich, bei großen Feldern nur zu 32 Prozent. Die Kinder können das Angriffsspiel bessern lernen, weil sie diesen Übergang in die Offensive leichter meistern können", erläutert der 59-jährige Kindertennis-Experte die Vorteile der angepassten Spielfelder.

"Kinder sollen spielerisch herangeführt werden. Das heißt nicht notwendigerweise, dass sie keine Techniken lernen sollen. Im Vordergrund soll aber das Erlebnis stehen", so Ebert, der aber auch weiß: "Kinder wollen oft sobald wie möglich ein Match spielen. Deshalb müssen wir in der zweiten Stufe schauen, dass wir sie so schnell wie möglich match-fit machen können. Wenn sie sich dann entschieden haben, intensiver im Tennis zu sein, dann sollen sie eine solide technische Basis-Ausbildung bekommen."

Abschaffung der Punkte im Kids-Tennis kein Thema

Im Fußball und anderen Sportarten wurde in den vergangenen Jahren das Ergebnis im Kinderbereich immer mehr in den Hintergrund gerückt. Tore werden nur mehr in internen Datenbanken gezählt. Auch Tabellen werden im Fußball erst ab der U13 geführt.

Im Tennis wird hingegen weiterhin schon ab der U8 über Sieg und Niederlage entschieden. Ebert zeigt sich skeptisch, ob das Tennis eine ähnliche Entwicklung wie beispielsweise der Fußball gehen kann.

"Das Ziel des Tennisspiels ist es, einen Punkt zu gewinnen. Der Punktgewinn liegt also in der Natur der Sache", kann er sich nicht vorstellen, dass man sich nur mehr auf die Schläge und die Ballwechsel konzentriert.

Ebert plädiert viel mehr dafür, die Match-Ergebnisse von außen nicht überzubewerten: "Die Frage ist, was mit den Ergebnissen gemacht wird? Was machen Eltern, Vereine und Verbände daraus?"

Die Punkte sollen aber klar ausgespielt und einem Spieler zugeordnet werden. "Wir müssen den Kindern auch die Möglichkeit geben, Spielkompetenzen also Lösungssituationen in Spielsituationen zu finden. Wenn sie nicht spielen, werden sie diese Situationen nicht finden."

"Das Ergebnisorientierte ist durchaus etwas, dass man da ein bisschen wegschauen kann. Mir ist zum Beispiel bei Turnierserien wichtig, dass alle Kinder gleich viel spielen. Beim Tennis ist es ja meistens so, dass der Sieger die meisten Partien spielt. Und das es am Ende nicht notwendigerweise einen Turniersieger gibt, sondern die gleiche Siegerurkunde für jeden Teilnehmer."

Praktiziert wird das beispielsweise bei den U8-Bewerben, wo in Vierer-Gruppen jedes Kind drei Matches spielen darf.

Auf der Suche nach den Mädchen

Schon in diesem Alter ist übrigens ein Problem zu sehen, dass sich durch das gesamte österreichische Tennis zieht: Während die Burschen-Bewerbe gut besetzt sind, wollen sich bei den Mädchen oft nur wenige Spielerinnen miteinander messen.

"Da blutet mir wirklich das Herz und das stört mich wirklich im Nachwuchsbereich", gibt Ebert zu. Dabei gäbe es durchaus viele weibliche Nachwuchsspielerinnen, die aber oft den Wettbewerb scheuen.

"Wir finden viele Mädchen in den Tennisschulen, die es aber nicht auf diesen Weg schaffen. Da muss man schon sagen, dass es Kinder gibt, die weniger competitive sind – also Mädchen an dieser Stelle."

Eine mögliche Lösung sieht Ebert in zusätzlichen Mannschaftsbewerben. "Ich glaube, dass für Mädchen Teambewerbe entscheidender sind. Das Traurige ist, dass wir oft nur drei, vier, fünf Teilnehmerinnen haben – in manchen Altersklassen kommt gar nichts zu Stande. Und da wird’s dann mit Teambewerben schwierig. Jeder Fokus darauf wäre unbedingt notwendig."

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