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Casper Ruud: Ein Nadal-Fan fordert sein Idol

Für den jungen Norweger ist das Finale der French Open etwas ganz Besonders:

Casper Ruud: Ein Nadal-Fan fordert sein Idol Foto: © getty

An beidseitigem Respekt wird es am Sonntag im Herren-Finale der French Open (ab 15 Uhr auf ServusTV Österreich und im LIVE-Ticker) ganz gewiss nicht mangeln.

Bei Rafael Nadal ist dies sowieso eine Selbstverständlichkeit. Und Finalgegner Casper Ruud bekommt es in seinem ersten Major-Finale schließlich mit seinem ganz großen Vorbild zu tun.

Selbst ein großer Sandplatz-Liebhaber, hat der 23-jährige Norweger alle 13 bisherigen Paris-Finali mit Nadal-Beteiligung gesehen und sich am Ende bislang immer über den Spanier als Sieger freuen dürfen.

Die Freude würde sich bei Finale Nummer 14 bei einem ähnlichen Ausgang diesmal zwar wohl in überschaubaren Grenzen halten, dafür ist er seinem Idol am Sonntag so nah wie selten zuvor, trifft er doch überhaupt zum ersten Mal in seinem Tour-Leben auf den 21-fachen Grand-Slam-Gewinner.

Nadal im Finale? "Perfektes Timing"

"Er ist der letzte Spieler der 'Big Three', gegen den ich noch nie gespielt habe, und der einige absolute Top-Spieler, gegen den ich noch nie spielen habe dürfen. Ich glaube, dass das perfekte Timing ist und es das Warten wert war. Gegen Rafa in einem Grand-Slam-Finale spielen zu dürfen, ist ein ganz besonderer Moment für mich. Hoffentlich auch ein bisschen für ihn", lächelt der Norweger, der als Kind wegen Nadal sogar einmal in Tränen ausbrach, als der spanische Superstar im Jahr 2008 bei den Australian Open völlig überraschend gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga verlor.

Nicht weniger emotional war es für Ruud, als er vor vier Jahren als 19-Jähriger die Möglichkeit bekam, zur Rafa Nadal Academy in Mallorca gehen zu dürfen. "Da wurde ein Kindheitstraum Realität", erinnert sich Ruud zurück. Bis zum heutigen Tag kehrt er regelmäßíg zur Akademie zurück und bestreitet dort auch immer seine Saisonvorbereitung.

30. Major-Finale für Nadal

Während Ruud mit dem ersten Grand-Slam-Final-Einzug eines Norwegers Geschichte schrieb, ist für Nadal ein Major-Endspiel schon so etwas wie Routine. Zum bereits 30. Mal in seiner Karriere steht der 36-jährige Ausnahme-Athlet in einem solchen. "Er hat so viele Finali gespielt, aber jetzt trifft er auf einen Schüler seiner eigenen Akademie. Das wird lustig, hoffentlich", freut sich Ruud auf das große Finale, das höchsten taktischen Ansprüchen gerecht werden sollte.

Schließlich sind beide Akteure vor allem für ihre beeindruckende Performance von der Grundlinie bekannt. Wir dürfen also wohl eine gepflegte Runde Sandplatz-Schach erwarten.

Ruud stand seinem Vorbild in den vergangenen zwei Jahren auf roter Asche nicht viel nach. 65 Matches konnte der Norweger auf Sand seit dem Jahr 2020 für sich entscheiden. In acht Endspielen holte er sich sieben Mal den Turniersieg. Der Skandinaver fühlt sich auf Sand sichtlich pudelwohl.

Casper überflügelte Vater Christian

"Ich weiß auch nicht warum, aber ich fühle mich auf Sand einfach ein bisschen wohler als auf anderen Belägen. Der Belag kommt meinem Spiel einfach mehr entgegen. Ich mag den Kampf. Natürlich ist es körperlich anstrengend, weil man lange Rallys spielt, aber ich mag das", so Ruud, dessen Vater Christian ebenfalls Tennis-Profi war - bis zum großen Durchbruch seines Sohnes war der heute 49-Jährige sogar der erfolgreichste norwegische Tennis-Spieler der Geschichte.

Im ATP-Ranking schaffte es Christian Ruud bis auf Position 39 - im einzigen ATP-Finale seiner Karriere musste er sich in Bastad 1995 allerdings geschlagen geben.

Sohn Casper spielt bereits in einer anderen Liga. In der kommenden Woche wird in der Herren-Weltrangliste auf den sechsten Platz nach vorne stoßen. Freilich ändert auch dies nichts an der klaren Außenseiter-Position im Finale gegen Nadal.

"Natürlich bin ich da der Underdog - keine Frage. Vielleicht hat Rafa deshalb aber auch etwas Druck. Ich will einfach die ganze Situation genießen. Obwohl ich natürlich weiß, dass ich noch besser spielen muss als in meinen Matches davor, um gegen den besten Sandplatz-Spieler aller Zeiten eine Chance zu haben. Wir wissen ja alle, dass er einer der größten Spieler überhaupt ist. Für mich ist er der größte aller Zeiten. Nicht umsonst hat er 21 Grand-Slam-Turniere gewonnen und 13 davon in Roland Garros. Es gibt keine größere Herausforderung im Tennis, als gegen Rafa im Finale von Paris zu spielen. Aber immerhin hab ich diese Chance jetzt."

Nadal von Ruuds Finaleinzug nicht überrascht

Für Nadal kam der Final-Einzug von Ruud wenig überraschend. "Mit ihm ist bei jedem Sandplatz-Turnier zu rechnen. Das ist keine Überraschung, dass er es ins Finale geschafft hat. Casper ist ein richtiger Profi. Er hat einen sehr guten Charakter, um Tennis zu spielen. Er ist sehr entspannt und bescheiden und immer in guter Stimmung. Ich freue mich für ihn und auch für seine Eltern. Ich kenne sie alle sehr gut. Das ist eine super gesunde Familie mit großartigen Menschen. Ich freue mich immer, wenn solche tollen Leute Erfolg haben."

Der sympathische Spanier würde sich am Sonntag wahrscheinlich sogar nach einer Finalniederlage ein bisschen mit seinem Bezwinger mitfreuen. 

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