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Thiem spricht sich gegen AO-Absage aus

Eine Chancengleichheit für die Spieler in Quarantäne sieht er allerdings nicht.

Thiem spricht sich gegen AO-Absage aus Foto: © GEPA

Seit einer guten Woche befindet sich Österreichs Tennis-Ass Dominic Thiem mittlerweile in Australien und bereitet sich dort auf die Australian Open und den davor stattfindenden ATP-Cup vor. Im Interview mit der "Sportschau" spricht Thiem über die schwierige Corona-Situation vor dem ersten Major-Turnier des Jahres und seine Ziele für 2021.

Anders als das Gros der teilnahmeberechtigten Spieler darf Thiem seine 14-tägige Quarantäne nach der Australien-Einreise in Adelaide verbringen. In Melbourne sitzen nach einigen positiven Corona-Tests von Passagieren der Charterflüge mittlerweile mehr als 70 Spieler in strenger Quarantäne und dürfen ihre Hotelzimmer nicht verlassen.

Vor einem Grand-Slam-Turnier eine denkbare ungünstige Situation, wie auch Thiem bestätigt. "Dass da eine komplette Chancen-Ungleichheit herrscht, ist glaube ich klar", so die Nummer drei der ATP-Rangliste.

Die in der Wintervorbereitung antrainierte Fitness, gehe in 14 Tagen im Hotelzimmer zu einem Teil einfach wieder verloren. In Adelaide dürfen Thiem & Co., genau wie die nicht in Quarantäne befindlichen Spieler in Melbourne, das Hotel für täglich fünf Stunden zum Training verlassen.

"Es sind zwar noch neun Tage bis zum Start der Australian Open, aber im Gegensatz zu den anderen, die normal trainieren können, ist das ein riesen Nachteil. Da braucht man nicht zu diskutieren", betont der Niederösterreicher, der sich trotzdem gegen eine Absage ausspricht.

"Für mich ist es immer noch zumutbar. Es klingt jetzt hart, aber es sind nur 70 Spieler in der Quarantäne, alle anderen in Melbourne können normal trainieren. Es wäre allen anderen gegenüber unfair, die die weite Reise gemacht haben, wenn das Turnier jetzt ausfallen würde."

Erstmals wieder Fans erlaubt

Die strengen Corona-Regeln in Australien bringen für die Tennis-Asse aber auch positive Begleiterscheinungen mit sich. Da es in Down Under nur sehr wenige Infektionen gibt, dürfen wahrscheinlich wieder Zuseher in die Stadien.

Darauf freut sich auch Österreichs Top-Spieler, der sich aber nur zu gut an die Turniere unter Ausschluss der Öffentlichkeit erinnert: "Man spielt sensationelle Rallyes und Ballwechsel, und man erwartet, dass da 15.000 Leute ausrasten. Und dann ist da einfach gar nichts. Die einzigen Leute, die applaudieren, kommen aus der eigenen Box", so Thiem und fügt an: "Da sind dann schon relativ einsame Momente dabei."

Die Erinnerungen an seinen letzten Australian-Open-Auftritt sind da für Thiem schon deutlich angenehmer, immerhin rückte er 2020 bis ins Finale vor und unterlag dort Novak Djokovic denkbar knapp. Ein Spiel, das Thiem lange begleitete. "Letztes Jahr hier in Australien war so eine (Anm. Niederlage), an der ich sicher zwei, drei Monate arg geknabbert habe."

Auch deshalb zählt für den Niederösterreicher in diesem Jahr nur der Titel: "Das Turnier will ich auf jeden Fall gewinnen. Ich gehe in jedes Turnier rein, und will es gewinnen. Vielleicht mit Ausnahme von Wimbledon."

Training zuhause und Kampf gegen die Dämonen

Anders als in den Jahren zuvor bescherte die Corona-Pandemie Thiem eine Wintervorbereitung in heimischen Gefilden. Statt in der Sonne von Teneriffa oder Miami, wie in den Jahren zuvor, quälte sich der 27-Jährige diesen Winter in der österreichischen Kälte.

Ein Umstand, der ihm keine Kopfzerbrechen bereitet: "Das Training war sehr gut, wir haben den Bereich Fitness sehr gut machen können. Statt draußen haben wir in der Halle gespielt. Und Weihnachten und Neujahr wieder zuhause zu verbringen, war sehr schön. Es hat doch Vorteile gehabt, dass ich mit der Familie zusammen war."

Trotz alledem steht Thiem auch in Australien wieder ein Kampf mit den Dämonen bevor, wie er gegenüber der "Sportschau" zugibt. "Die Dämonen sind da. Ich weiß nicht, wie es bei den anderen Spielern ist, ich kann nicht in deren Kopf reinschauen. Bei mir sind die fast in jedem Match da. Es gibt ein paar Matches, in denen alles perfekt läuft. Aber Tennis ist mental einfach so ein schwerer Sport: weil dauernd Fehler passieren, weil man völlig einsam auf dem Platz steht, weil man nicht immer Einfluss auf alles hat."

French Open als großes Ziel 

Perfekt lief es auch bei seinem Fünf-Satz-Sieg im Finale der US-Open nicht, für den ersten Grand-Slam-Titel reichte es aber. Für Thiem ein Sieg, der Lust auf mehr macht. Vor allem mit den French Open, seinem Lieblingsturnier, hat Thiem noch eine Rechnung offen.

"Für mich ist das größte Ziel die French Open. Das war in den letzten Jahren auch immer so. Weil es noch immer das Turnier ist, was ich am allerliebsten habe, wo mir die Bedingungen auch am besten liegen. Ich habe schon 2011 das Finale als Junior gespielt. Und seit diesem Moment ist es das Turnier, das ich immer gewinnen wollte", gibt Thiem zu.

Doch vor Paris warten noch die Australian Open. Schafft es Thiem in Melbourne, die Dämonen ähnlich gut wie im Vorjahr zu bändigen, wird er auch im Jahr 2021 ein gewichtiges Wörtchen um den Titel beim ersten Major des Jahres mitreden.


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