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"Nicht krampfhaft nach Schwächen suchen"

Vater Wolfgang Thiem sieht Dominic spielerisch und technisch "abgeschlossen".

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Zum bereits fünften Mal in Folge ist Dominic Thiem bei den am Sonntag beginnenden ATP Finals in London am Start.

Doch zum ersten Mal kommt der 27-jährige Niederösterreicher als Grand-Slam-Gewinner in die diesmal aufgrund der Coronavirus-Pandemie allerdings leere O2-Arena.

Im vergangenen Jahr scheiterte Thiem im Endspiel hauchdünn am Griechen Stefanos Tsitsipas.

"Favoriten bei den Finals sind immer schwierig zu nennen. Alle Spieler haben hier das Zeug zum Titelgewinn", wagt sich Vater und Coach Wolfgang Thiem LAOLA1-Interview nur zaghaft an eine Prognose. Einen Titel-Kandidaten nennt er dann aber trotzdem.

Außerdem spricht er über die derzeitige Verfassung seines Sohnes, die schwierige Planung für den kommende Saison und die Bedeutung, der in dieser Woche erfolgten Kür zum Sportler des Jahres.

LAOLA1: Dominic ist am Dienstag erstmals in seiner Karriere zu Österreichs Sportler des Jahres geehrt worden. Das Ambiente war corona-bedingt etwas ungewohnt, aber trotzdem wird die Freude bei euch groß gewesen sein, oder?

Wolfgang Thiem: Wenn man die Umstände bedenkt war es eine tolle Veranstaltung. Natürlich war es nicht mit den Veranstaltungen der Jahre zuvor zu vergleichen, es war aber ein sehr netter Rahmen. Im Endeffekt geht es sowieso darum, den Preis gewonnen zu haben. Und das ist schon eine tolle Auszeichnung. In Österreich gibt es so viele tolle Sportler, dass das schon ziemliches Gewicht hat. David Alaba hat heuer immerhin die Champions League, die Meisterschaft und den DFB-Pokal mit den Bayern gewonnen. Dominic freut sich auch dementsprechend über die Auszeichnung.

LAOLA1: Wie geht es Dominic? Ist er nach der Blasengeschichte in der Stadthalle wieder voll fit?

Thiem: Ja, alles ausgeheilt. Dieses Blasenproblem tritt leider manchmal auf. Wenn er dann ein paar Tage nichts macht, beruhigt es sich aber auch schnell wieder. Diesmal war es vielleicht ein bisschen schlimmer, weil es so schnelle Wechsel von Hartplatz auf Sand und wieder zurück gab. Dieser Umstand hat den Effekt vielleicht ein bisschen verstärkt. Es ist jetzt aber alles wieder okay und kein Thema mehr.

LAOLA1: Habt ihr ohne Einschränkungen trainieren können bzw. wie lief die Vorbereitung auf die ATP Finals in London ab?

Er spielt derzeit sehr gut und dementsprechend müssen wir auch nicht auf etwas Spezielles ein Augenmerk drauflegen. Spielerisch und technisch ist Dominic ja quasi abgeschlossen.

Thiem über aktuelle Trainingseinheiten

Thiem: Nein, wir haben ganz normal trainieren können und zwar schon seit Dienstag vergangener Woche. Er spielt derzeit sehr gut und dementsprechend müssen wir auch nicht auf etwas Spezielles ein Augenmerk drauflegen. Spielerisch und technisch ist Dominic ja quasi abgeschlossen. Er ist die Nummer drei der Welt und man muss da jetzt nicht krampfhaft nach irgendwelchen Schwächen suchen. Das hat ihn früher eher blockiert als entwickelt. 

LAOLA1: Wie sind die Erwartungen für London?

Thiem: Dominic ist spielerisch in den letzten eineinhalb Jahren extrem konstant geworden. Er hat sich sehr gut entwickelt und auch Experten wie Patrick Kühnen, Patrick Muratoglou oder Boris Becker sehen diese Entwicklung. Es geht jetzt eigentlich nur mehr darum, wie er seine Schlagauswahl trifft, wie er seine Taktik auslegt und wie er seine Positon am Platz aufstellt. Er muss auch nicht mit 210 km/h servieren. Das Tempo ist nicht so entscheidend wie die Platzierung. Genau bei diesen Sachen hat er sich extrem weiter entwickelt und auch eine tolle Konstanz erarbeitet. Für mich ist das die größte Entwicklung in den letzten eineinhalb Jahren.

LAOLA1: Auch mental hat er wahrscheinlich einen Riesenschritt gemacht, weil er davon überzeugt ist, zur absoluten Weltklasse zu gehören, oder?

Thiem: Das ist natürlich ein Riesenthema. Wir wissen, dass der mentale Part extrem wichtig ist und da ist er auch stabiler geworden. Wenn du die ganze Zeit hörst, dass du eigentlich ein Wappler bist und du nur spielen kannst, wenn dein Trainer da ist, dann setzt sich das auch ein bisschen im Kopf fest. Das hat schon ein bisschen gedauert, bis sich der Knoten gelöst hat.

LAOLA1: Wer sind die Top-Favoriten auf den Titel?

Thiem: Das ist bei den ATP Finals immer schwierig, weil hier natürlich nur die Spieler dort sind, die das ganze Jahr gut gespielt haben. Nadal und Djokovic stechen natürlich immer heraus. Rublev hat sehr, sehr gut gespielt in den letzten Monaten gespielt. Medvedev hat zuletzt Paris gewonnen. Ein kleines Fragezeichen sehe ich nur bei Tsitsipas, weil der der zuletzt ein bisschen verletzt war. Der hatte scheinbar ein paar kleinere Probleme, aber näheres weiß ich da auch nicht. Im Moment ist er wohl nicht in der Überform. Trotzdem sind alle Spieler dort in der Lage, das Turnier zu gewinnen.

LAOLA1: Gibt es da für dich also keinen Spieler, den du da speziell herausstreichen würdest?

Thiem: Mir fällt es wirklich schwer, hier den einen oder zwei Favoriten zu nennen. Wenn ich mich festlegen müsste, dann bist du mit einem Djokovic natürlich immer auf der sicheren Seite. Ich glaube aber, dass die anderen auch dazu in der Lage sind, den Titel zu holen. Und ein Nadal kann sich innerhalb einer Woche immer so weit steigern, dass er am Ende ganz vorne steht.

LAOLA1: Wie sieht der Plan nach den Finals aus? Geht sich ein Urlaub aus? Wann werdet ihr nach Australien fliegen?

Thiem: Die Spieler wissen immer noch nicht genau, wie der Plan für Australien ist. Deshalb wissen wir auch nicht wirklich, wann wir fliegen werden. Es ist auch fraglich, ob sich eine Art Urlaub ausgeht, wenn jetzt doch noch ein harter Lockdown kommen sollte. Eine weite Reise wird sich sowieso nicht ausgehen, aber vielleicht geht sich ja ein kleiner Urlaub in Österreich aus. 

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