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Thiem vor Nadal-Duell: "Muss selbst in Offensive"

So will Dominic Thiem den spanischen Superstar überraschen:

Thiem vor Nadal-Duell: Foto: © getty

Wie erhofft darf sich Tennis-Österreich im Viertelfinale des ATP-1000-Turniers von Madrid am Freitag (nicht vor 17 Uhr im LIVE-Ticker) auf den Kracher Dominic Thiem gegen Rafael Nadal freuen.

Spielerisch konnte der 24-jährige Niederösterreicher bei seinen knappen Drei-Satz-Siegen über Federico Delbonis und Borna Coric zwar nicht durchgehend überzeugen, zumindest kämpferisch agierte er aber mit dem großen Sandplatz-Rivalen auf Augenhöhe. In beiden Fällen drehte er die Partie nach 0:1-Satz-Rückstand.

Gegen den spanischen Sandplatz-König wird sich Thiem in der Neuauflage des Vorjahres-Finales diesmal wohl eher keinen Fehlstart erlauben dürfen. Erst vor wenigen Wochen musste er selbst am eigenen Leib erfahren, was es heißt, gegen einen Nadal einen verschlafenen Beginn zu wagen. Mit 0:6 kassierte er gegen den Spanier in Monte Carlo im ersten Satz die Höchststrafe, am Ende hieß es 0:6, 2:6. Eine bittere Schlappe, die auch heute noch weh tut.

„Von der ersten Sekunde weg auf 100 Prozent“

„Gegen andere Gegner kann ich reingehen und mir ein bisschen was erlauben. Gegen ihn hat man diesen besonderen Druck, dass man von der ersten Sekunde weg mit 100 Prozent spielen muss – sonst geht man als klarer Verlierer vom Platz“, hat Thiem aus dieser Lektion gelernt. Wobei man aus einer derartigen Lehrstunde grundsätzlich eigentlich nur wenig lernen kann.

„Das sind so Partien, aus denen kannst du gar nix mitnehmen. Da war ich einfach zu schlecht und das Match war zu schnell vorbei“, will sich Thiem gar nicht allzu sehr an diese Vorstellung erinnern.

Gute Erinnerungen an Nadal

Viel wichtiger sind ihm hingegen seine beiden in bisher acht Duellen eingefahrenen Erfolge über den 16-fachen Grand-Slam-Sieger. „Ich habe ihn auf Sand schon zwei Mal geschlagen. Mit diesem Gefühl können nicht viele gegen ihn reingehen. Wenn ich gegen ihn noch nie gewonnen hätte, würde ich sicher vor Angst erstarren, so weiß ich aber, dass ich ein richtig gutes Spiel spielen kann.“

Ich glaube, dass ich einer von den wenigen bin, die ihn auf Sand schlagen können.

Thiem über Chancen gegen Nadal

„Ich glaube, dass ich einer von den wenigen bin, die ihn auf Sand schlagen können. Außer mir sehe ich da ehrlich gesagt nur sehr wenige“, so Thiem, der sich auch aufgrund der in der spanischen Hauptstadt herrschenden Bedingungen realistische Chancen ausrechnet.

„In Rom, Madrid und Paris ist es glaube ich noch am leichtesten, weil da die Plätze extrem schnell sind. Da können ihm auch ein Del Potro oder ein Dimitrov sehr, sehr wehtun. Grundsätzlich ist der Kreis jener, die ihn schlagen können, aber sehr klein.“

Der perfekte Gameplan

Dabei sei der perfekte Gameplan gegen Nadal auf der Tour kein großes Geheimnis: „Ich brauche viele erste Aufschläge, mit denen ich den Punkt gleich kontrollieren kann. Und dann natürlich den schnellen Schlag gegen seine Vorhand.“

„Das versuchen aber bereits seit einem Jahrzehnt alle Spieler auf der Tour“, erklärt Thiem im Rahmen eines Sky-Abends in Madrid. „Dafür muss ich nämlich den Ball schon im Aufsteigen nehmen und das ist mit meiner Rückhand gegen seinen Vorhand-Spin nicht so einfach. Es kann natürlich gelingen, so wie letztes Jahr in Rom. Der Schlüssel zum Erfolg sind sicher die schnellen Bälle gegen seine Vorhand. Wenn man ihn da unter Druck setzt, ist das eine seiner wenigen Schwachstellen.“

Unglaublicher Nadal-Rekord

Von dieser Schwäche ließ sich Nadal auf seinem Lieblingsbelag allerdings schon lange nicht mehr aus der Ruhe bringen. Am Donnerstagabend stellte er dank seines glatten Zwei-Satz-Sieges über Diego Schwartzman einen neuen Rekord auf. 50 Sätze gewann Nadal auf Sand bereits in Folge. Ein Sieg mehr, als es John McEnroe im Jahr 1984 auf Teppich auf 49 Satzgewinne hintereinander brachte. Ein unglaublicher Rekord!

Doch was macht Nadal auf Sand eigentlich so stark? „Da passt einfach alles zusammen“, erklärt Thiem. „Er hat vom ersten Ballwechsel an eine unglaubliche Präsenz am Platz. Du darfst dir in fast keinem Ballwechsel einen Fehler erlauben und du musst immer alles selbst unter Kontrolle haben.“

„Sobald er dich hat, lässt er dich nie mehr los. Selbst in die Offensive gegen ihn zu kommen, ist auf Sand das größte Problem. Er retourniert extrem stark und serviert sehr unangenehm. Die einzige Chance besteht, die Rollen umzudrehen und selbst in die Offensive zu gehen.“

Keine Zeit zum Genießen

Ein Erlebnis wird das Duell gegen Nadal im mit über 12.000 Zuschauern ausverkauften Stadion „Manuel Santana“ in der „Caja Magica“, wie der 17 Hektar große Sportkomplex am Ufer des Manzanares heißt, in jedem Fall. Wirklich genießen wird es Thiem aber wohl nicht können.

„Es gibt schönere Gefühle, als gegen Nadal einzulaufen. Selbst wenn es die ganz große Bühne bei einem Grand-Slam-Turnier ist. Weil ich weiß, dass ich die bestmögliche Leistung abrufen muss, um gegen ihn zu gewinnen“, ist sich Thiem der Schwere seiner Aufgabe mehr als bewusst.



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