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"Djokovic zu coachen ist wie Trainer von Real zu sein"

Für Coach Goran Ivanisevic ist Novak Djokovic "von anderer Spezies". Rekorde treiben den Serben an, im Duell mit Rafael Nadal steht es nun 22:22.

Foto: © getty

Novak Djokovic hat im Kampf um den Allzeit-Grand-Slam-Rekord am Sonntag mit Rafael Nadal gleichgezogen.

Durch seinen 10. Triumph bei den Australian Open hat der 35-jährige Serbe nun wie der spanische Sandplatzkönig 22. Major-Turniersiege zu Buche stehen.

"Jüngere Spieler rücken nach, das ist großartig für die Zukunft des Tennis. Aber diese Beiden kämpfen immer noch. Das ist verblüffend, sie pushen sich gegenseitig", sagte Djokovic-Coach Goran Ivanisevic. Es sei ein spannender Kampf. "Im Moment steht es 22:22, auf uns wartet daher ein sehr interessantes Jahr", frohlockte der 51-jährige Kroate.

Djokovic hat in Melbourne keines seiner zehn Finalspiele verloren, Stefanos Tsitsipas bezwang er mit 6:3, 7:6(4), 7:6(5). Nadal hat dort nur zweimal den Titel geholt, ist dafür bei den French Open mit 14 Erfolgen die klare Nummer eins. "Das war der Heim-Court von Novak, beim nächsten Grand-Slam-Turnier geht es auf den Heimplatz von Rafa", so Ivanisevic.

Nadal und Federer gratulieren Djokovic

In Roland Garros wird zwischen Ende Mai und Anfang Juni auf Sand gespielt. Doch auch davor gibt es zahlreiche Möglichkeiten für die beiden Aushängeschilder, wertvolle Punkte für die Weltrangliste zu sammeln. Djokovic führt das Ranking seit Montag mit 7.070 Zählern erstmals seit 6. Juni 2022 wieder an und erlebt seine 374. Woche ganz oben.

Damit hat er Allzeit-Rekordhalterin Steffi Graf in absoluter Reichweite, am 20. Februar würde er die 377 Wochen der Deutschen wettmachen. Nadal fielen hingegen fast alle Punkte vom Vorjahressieg im Melbourne Park aus der Wertung, weshalb er den Rückfall auf Position sechs (3.815) hinnehmen musste.

Unabhängig davon gratulierte er Djokovic zum "großartigen" Erfolg. "Sehr verdient, genieße den Moment", kommentierte der 36-jährige Spanier am Montag in den sozialen Medien. Bereits zuvor hat der im Vorjahr zurückgetretene Schweizer Roger Federer, mit 20 Major-Erfolgen ein Teil der ehemaligen "Big Three", seine Bewunderung für die "unglaubliche Anstrengung" des Melbourne-Champions ausgesprochen.

Der kann wie Nadal weiter Eigenwerbung im Kampf um die Bezeichnung bester Spieler der Geschichte betreiben. "Ich vergleiche mich nur ungern mit anderen, aber Teil dieser Diskussion zu sein, schmeichelt mir", gab Djokovic zu.

Djokovic ist "von einer anderen Spezies"

Fraglich ist, wann die beiden wegen ihrer Verletzungsprobleme wieder ins Geschehen eingreifen werden. Nadal erlitt bei der Zweitrunden-Niederlage gegen Mackenzie McDonald bei einem langen Schritt eine Blessur im Hüftbereich. Djokovic spielte bei seinen Auftritten in der Rod Laver Arena auf dem Weg zu seinem Titelgewinn stets mit einem Verband am linken Oberschenkel, nachdem er sich bereits auf dem Weg zum Triumph beim Australian-Open-Vorbereitungsturnier in Adelaide verletzt hatte.

"Lass mich die Sache so darstellen. Ich würde nicht sagen 100 Prozent, aber 97 Prozent der Spieler wären, nachdem sie am Samstag vor Turnierstart so einen MR-Befund erhalten hätten, direkt zur Turnierleitung gegangen und hätten ihre Teilnahme zurückgezogen. Aber nicht Novak, er ist von einer anderen Spezies", verlautete Ivanisevic. Er habe alles gegeben. "Es ist jeden Tag besser und besser geworden, was ich nicht erwartet hatte", so die ehemalige Aufschlagkanone.

Kein Ende für Djokers "Verrücktheit"

Sein Schützling werde einfach immer verrückter. "Und es gibt kein Ende für die Verrücktheit. Natürlich meine ich das auf eine positive Art und Weise", ergänzte Ivanisevic.

Im gesamten Turnierverlauf gab es trotz seiner Überlegenheit immer wieder Situationen, in denen Djokovic sichtlich unzufrieden war und da auch immer wieder verbal das eine oder andere Wort in Richtung seines Trainers richtete. "Ich war auch Tennis-Profi und auch ein bisschen verrückt. Ich weiß also, wie er sich fühlt. Ich habe ihm oft gesagt, du kannst mir sagen, was du willst, aber du musst gewinnen, sonst hast du ein Problem", sagte Ivanisevic.

Im anderen Fall hätte er aber auch selbst ein Problem. "Ihn zu coachen ist wie der Trainer von Real Madrid zu sein. Druck ist immer da, nur Titel und Rekorde zählen", wagte der Kroate einen Vergleich mit dem spanischen Fußball-Topklub, bei dem ÖFB-Star David Alaba spielt.

Djokovics Titelhunger ist jedenfalls nicht gestillt. "So viele Slams wie möglich zu gewinnen, ist die größte Motivation, um weiterzuspielen", betonte der Weltranglistenerste. "Ich fühle mich mit meinem Tennis großartig, physisch gut und mental stark. Ich habe die Chance, bei jedem Grand Slam gegen jeden Gegner zu gewinnen."

Offen ist, ob er 2023 an allen Turnieren teilnehmen darf. Denn seine Impfweigerung könnte ihn den Start bei den März-Turnieren in Indian Wells und Miami kosten. In den USA gilt weiterhin die vollständige Corona-Impfung als Einreisevoraussetzung.


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