Nach dem Gruppen-Aus bei den ATP World Tour Finals in London steht für Dominic Thiem ein etwa zehntägiger Urlaub an, ehe ab 30. November auf Teneriffa die Vorbereitung auf 2018 ansteht.
Nach dem schwachen Herbst spricht der 24-Jährige erstmals selbst von einem "Knacks", der ihn nach der Serie knapper Niederlagen ab Wimbledon ereilte. "Sehr bitter, aber verlernt habe ich es sicher nicht", garantiert der Niederösterreicher. Auf gute Phasen würden unerklärliche Löcher folgen: "Da passieren Fehler, die unter jeder Kritik für einen Spieler wie mich sind."
Fragen nach einem vielleicht nötigen zusätzlichen Mann in seinem Team, der sich um Mentalarbeit kümmert, schmettert Thiem ab. "Nein. Es ist alles gut wie es jetzt ist, aber ich brauche wieder einmal ein größeres Erfolgserlebnis, damit das ganze Werkl wieder ins Laufen kommt." Selbst ein Sieg im knappen Match gegen Grigor Dimitrov in London hätte diesen Knoten lösen können, meint Österreichs Tennis-Star.
Aber es wurde wieder nichts: "Und das nervt einfach, das knabbert am Selbstvertrauen, an allem eigentlich."
Selbstvertrauen ist noch da
Im Rückblick helfen die ausgezeichneten Sandplatz-Ergebnisse mit dem einzigen Saison-Titel in Rio, den Finali beim Masters-1000 in Madrid und in Barcelona und natürlich die Halbfinali bei den French Open und in Rom nur bedingt.
"Die Sandsaison war sehr gut, da gibt es nichts zu bekritteln. Aber alles andere war nicht sehr gut, daran muss ich ansetzen. Ich bin der vollen Überzeugung, dass ich ein besserer Spieler bin als die letzten Jahre auf allen Belägen, nur habe ich derzeit Schwierigkeiten, das ins Match umzusetzen", erklärt Thiem.
Der Urlaub kommt da vielleicht gerade recht. Ganz abschalten wird der achtfache Turniersieger aber wohl kaum können. "Ich muss rausfinden, wie ich das wieder hinbiege, wie die ganze Selbstverständlichkeit wieder zurückkommt. Ich hoffe, dass ich es nach dem Urlaub und Training bis Doha wieder hinkriege."
Lange Saison gilt nicht als Ausrede
Vergeblich hat Thiem in der zweiten Saisonhälfte darauf gewartet, dass es wieder "klick" bei ihm macht. "Es wäre vielleicht möglich gewesen, dass mir ein Knopf aufgeht bei diesen großen Turnieren im Sommer. Das habe ich mir jedes Mal wieder verbaut mit diesen knappen Niederlagen. Das hängt mir sicher ein bisserl nach. Generell war die Saison, wenn man die Sandturniere ausnimmt, schwächer als letztes Jahr. Das ist nicht zu akzeptieren."
Die lange Saison lässt Thiem zurecht nicht als Ausrede gelten. Ein Rafael Nadal, Alexander Zverev oder David Goffin (trotz sechs Wochen Verletzungsausfall) kommen auf knapp mehr Spiele als Thiem, der 2017 nach 76 Tour-Matches (49:27-Siege) abschließt. Zudem hat der Lichtenwörther ja seit den US Open auf der ATP-Tour in sechs Turnieren inklusive London nur zehn Matches gespielt (Davis Cup und Laver Cup nicht mitgerechnet) - seine Bilanz: 3 Siege, 7 Niederlagen.
Es sei leichter, Niederlagen zu akzeptieren, wenn es einen triftigen Grund dafür gäbe, sagt Thiem. Sogar, wenn es Müdigkeit wäre. "Aber jetzt? Ich spiele (im Training) gut, fühle mich relativ fit und trotzdem baue ich die meiste Zeit einen Scheiß, das ist mühsam."
Die Turnierplanung steht
Platz 5, den er ab Montag zum Saisonschluss einnehmen wird freut ihn dennoch. "Sicher kann ich mich freuen, es ist das Ergebnis von einem ganzen Jahr. Wäre die Sandplatzsaison bis jetzt gewesen, wäre ich wahrscheinlich der glücklichste Mensch gerade."
Nun liegen die Erfolge schon einige Zeit zurück, "aber das sollte die Leistung nicht schmälern".
Schon ehe es in die Vorbereitung geht, steht die Turnierplanung für das erste Halbjahr 2018: Doha, die Australian Open, der Heim-Davis-Cup in St. Pölten, dann die Südamerika-Turniere in Buenos Aires, Rio, Acapulco sowie Indian Wells, Miami und die Sandsaison.
Ob er Davis Cup im Falle eines Sieges im Februar dann auch im April spielt? "Zuerst müssen wir einmal gewinnen", sagt er lächelnd.