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Leitgeb: "Challenger sind die Universitäten des Tennis"

Florian Leitgeb im LAOLA1-Interview über Ziele, die Bedeutung der Challenger und den weltweiten Tennis-Boom.

Leitgeb: Foto: © GEPA

Es hat sich viel getan in Tennis-Österreich.

Während es vor vier Jahren noch kein einziges rot-weiß-rotes Challenger-Turnier gab, gehen heuer bereits vier Events dieser Kategorie über die Bühne.

Gespielt wird mittlerweile in Mauthausen, Salzburg, Bad Waltersdorf und Tulln, wo heuer vom 3. bis 10. September zum bereits dritten Mal die "NÖ Open powered by EVN" über die Bühne gehen.

Turnierdirektor in der Blumenstadt ist Florian Leitgeb, der zusätzlich auch noch die Challenger-Events in Mauthausen und Marbella organisiert.

LAOLA1 hat mit dem Sohn von Manager-Legende Ronnie Leitgeb über die aktuelle Turnierlandschaft in Österreich, die große Bedeutung von Challengern und den weltweiten Tennis-Boom gesprochen.

LAOLA1: Das Challenger-Turnier in Tulln wird in diesem Jahr zum mittlerweile bereits dritten Mal stattfinden. Man kann also fast schon von einer kleinen Tradition sprechen, oder?

Florian Leitgeb: Ja, das kann man so sehen. In den ersten beiden Jahren haben wir uns etabliert und auch auf der Tour einen gewissen Ruf erarbeitet. Wir sind kein Standard-Challenger, sondern schauen auf die Qualität und auch, dass wir den Spielern etwas Schönes bieten können.

LAOLA1: Du hast mit deiner Firma mit Mauthausen und Marbella noch zwei weitere Challenger als Veranstalter. Wie gestaltet sich diese Arbeit? Was sind da die Herausforderungen?

Leitgeb: Die größte Herausforderung bei Challenger-Turnieren, wie sie wir betreiben, ist, dass wir so nah wie möglich an ein ATP-250-Turnier herankommen wollen – allerdings mit einem bedeutend kleineren Budget. Ich bin ja auch noch verantwortlich für eine 250er Lizenz, die im Moment in Lyon ist.

LAOLA1: Welche Bedeutung haben diese Challenger-Turniere für die Tennis-Landschaft in Österreich?

"Für unsere Spieler ist es natürlich deutlich einfacher, wenn man solche Turniere im eigenen Land spielen kann. Deshalb haben wir ja auch diese Challenger ins Leben gerufen (...) Du bist im eigenen Land, hast keine hohen Reisekosten und bei den Spielen das Publikum hinter dir."

Leitgeb: Für das österreichische Tennis und den heimischen Verband sind diese Turniere sehr wichtig. Es ist die Bühne für unsere Jungs. Die Dichte der Spieler, die regelmäßig Challenger spielen, im Vergleich zu denen, die ATP-Tour spielen – da muss man schon ganz klar sagen, dass die meisten auf dieser Ebene unterwegs sind. Für unsere Spieler ist es natürlich deutlich einfacher, wenn man solche Turniere im eigenen Land spielen kann. Deshalb haben wir ja auch diese Challenger ins Leben gerufen. In Italien können die Spieler den ganzen Sommer über im eigenen Land Challenger-Turniere spielen. Du bist im eigenen Land, hast keine hohen Reisekosten und bei den Spielen das Publikum hinter dir. Für die jungen Spieler ist das extrem wichtig.

LAOLA1: In den letzten Jahren haben sehr viele österreichische Spieler bei den Challenger-Turnieren in der Heimat aufgezeigt. Filip Misolic hatte 2021 seinen Durchbruch in Tulln. Jurij Rodionov gewann 2022 das Challenger in Mauthausen, Erler/Miedler siegten im selben Jahr in Tulln.

Leitgeb: Ja, die nützen ihre Chancen – dafür sind diese Challenger-Turniere da. Es kann niemand erwarten, dass Novak Djokovic oder ähnliche Kracher Challenger spielen. Ich sag immer, dass Challenger die Universitäten des Tennis sind. Es ist der letzte Schritt, um dann wirklich nach ganz oben zu gelangen. Und den kann man in den meisten Fällen nicht auslassen.

LAOLA1: Wieviele Challenger-Turniere verträgt Österreich?

Leitgeb: Ich würde es cool finden, wenn wir in jedem Bundesland einen Challenger haben könnten. Ich wüsste nicht, was dagegen spricht.

LAOLA1: Hast du vielleicht selbst noch Interesse an einem dritten Challenger-Turnier in Österreich unter deinen Fittichen?

Leitgeb: Man müsste sich eine Woche suchen, die zum einen Sinn macht auf der Tour, und zum anderen, wo wir irgendwie noch halbwegs Luft haben. Wenn ich mir meinen Kalender anschaue, dann wird das schon eher eng – aber warum nicht?

LAOLA1: Der Vertrag mit Tulln wurde über drei Jahre abgeschlossen. Dieser Vertrag läuft heuer aus. Wie sieht es für die Zukunft mit dem Tulln-Challenger aus?

Leitgeb: Wir wünschen uns natürlich, dass es weitergeht. Der niederösterreichische Sportlandesrat Udo Landbauer hat sich auch dazu bekannt, dass es in seinem Interesse liegt, dass es weitergeht. Dementsprechend spricht da nichts dagegen. Der Plan vom ÖTV und uns ist, weiterhin hier zu bleiben.

LAOLA1: Was ist für diese Auflage an Neuerungen zu erwarten?

Leitgeb: Verbesserungen werden wir hoffentlich jedes Jahr erzielen. Bezüglich des Spielerfelds ist es noch schwierig, etwas zu sagen. Es gibt natürlich schon Kontakt zu dem einen oder anderen Spieler. Klarerweise wäre Dominic Thiem ein Traum. In Mauthausen war er dabei und wird natürlich auch weiterhin Kontakt.

LAOLA1: Vor zwei Jahren war in Tulln ein gewisser Holger Rune zu Gast. Es könnte also leicht auch heuer wieder ein zukünftiger Superstar einen Abstecher nach Niederösterreich machen.

Leitgeb: Genau das macht solche Turniere aus. Wie oft kriegt man schon im Tullner Raum oder sonst irgendwo in Österreich so hautnah einen Spieler zu sehen, der jetzt als Nummer eins der Zukunft gehandelt wird? Das macht es schon besonders.

LAOLA1: Du hast aktuell wie gesagt drei Challenger-Turniere, wie sehr reizt dich der nächste Schritt, ein großes ATP-Turnier zu veranstalten?

Leitgeb: Es reizt mich natürlich. Ich muss aber ehrlich sagen, dass der Markt in Österreich relativ gesättigt ist. Wir haben das 500er von Herwig Straka in Wien, das 250er in Kitzbühel. Man muss das Ganze auch finanzieren können. Ich glaube, dass der Markt in Österreich ganz gut bedient ist, mit dem was wir haben. Drum stehe ich auch gerne in der zweiten Reihe und versuche von hier aus den Österreichern zu helfen.

LAOLA1: Herwig Straka sprach erst von einem weltweiten Tennis-Boom. Wie schätzt du die derzeitige Situation ein?

Leitgeb: Es herrscht derzeit absolut ein großer Tennis-Boom. In den letzten Jahren war ja doch ungewiss, was nach Federer und Nadal passiert. Bevor diese Ära aber schon vorbei war, hat eigentlich schon die nächste begonnen. Die Ära Alcaraz wird ganz besonders und da wird es tolle Matches und einzigartige Erlebnisse mit dem jungen Kerl. Es ist wie immer im Leben. Man glaubt, es ist das Limit erreicht und es kann nicht besser werden und dann kommt doch immer noch irgendwas. Der Tennis-Boom ist definitiv da – das unterschreib ich sofort. Jetzt gilt es auch, international Kinder zu akquirieren, die auch selber spielen wollen. Zum einen ist klar, dass das Publikum das Feuer für jeden Tennis-Spieler ist. Wir haben in Covid-Zeiten gesehen, dass es vor leeren Hallen und leeren Stadion anders wirkt – auch wenn es der gleiche Sport ist. Deshalb ist es wichtig, das Ganze zu modernisieren und für Kinder und Jugendliche attraktiver zu machen. Da ist die ATP auf einem guten Weg.

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