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Doping-Skandal: Nächster Radprofi gesteht

Nach Stefan Denifl ist weiterer Österreicher in Doping-Fall verwickelt.

Doping-Skandal: Nächster Radprofi gesteht Foto: © getty

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Der Doping-Skandal, der den österreichischen Spitzensport bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld erfasst hat, weitet sich aus. Nun steckt auch der Radsport mittendrin.

Am Wochenende wurde bekannt, dass Stefan Denifl von den Behörden einvernommen worden sein und dabei ein Geständnis abgelegt haben soll (Alle Infos >>>). Jetzt hat Georg Preidler die Flucht nach vorne angetreten, ein Doping-Geständnis abgelegt.

Der 28-Jährige gibt an, Kunde des Doping-Netzwerkes gewesen zu sein und Selbstanzeige erstattet zu haben.

"Die letzten Tage waren ein Albtraum"

Es war sicher der größte Fehler meines Lebens. Ich muss mich bei jedem, der sich jetzt betrogen fühlt, entschuldigen. Es tut mir leid!", sagt der Steirer in der "Krone".

Der mehrmalige österreichische Meister im Einzel-Zeitfahren, der zuletzt für Groupama-FDJ fuhr, hält aber fest: "Ich hab mir Blut abnehmen lassen, es aber nie rückgeführt. Aber alleine der Gedanke und die betrügerische Absicht sind schon ein Delikt."

Der 28-Jährige fühlt sich als Betrüger, aber nicht als Krimineller. "Ja. Ich hatte betrügerische Absichten oder Gedanken. Ich fühle mich aber nicht als Verbrecher", sagte Preidler zur "Kleinen".

Seine bisherigen Leistungen wie ein dritter Etappenplatz beim Giro d'Italia 2016 seien alle sauber zustande gekommen, behauptete der für das französische Spitzenteam Groupama-FDJ fahrende Profi. "Alle meine Erfolge, etwa beim Giro, waren sauber. Ich war ohne Doping gut, habe nie etwas getrickst", so Preidler in der "Kronen Zeitung".

Aber: "Die letzten Tage waren ein Albtraum. Ich habe nicht mehr geschlafen, nicht mehr gegessen. Ich konnte mit diesem Geheimnis nicht mehr leben."

"Du bist immer der Verarschte"

In der "Kleinen" meint der Steirer, er erwarte nun "viele negative" Reaktionen, "und dass man gesellschaftlich unten durch ist."

Zudem berichtet er über die Kontaktaufnahme: "Die kommen dann auf dich zu und reden dich an: 'Bei der und der Rundfahrt waren alle vor dir, die was gemacht haben.' Dann beginnst du zu überlegen. Das ist ein Prozess, du denkst: Du gibst alles, trainierst so hart, du schaust genau auf das Essen und alles und bis trotzdem nicht ganz vorne. Du bist immer der Verarschte. Doch irgendwann reicht dir das."

Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

"Irgendwann fällt die Hemmschwelle weg"

Wann die Hemmschwelle, Blutdoping zu betreiben, bei ihm gefallen sei, wollte Preidler nicht angeben. "Dazu kann ich noch nichts sagen, weil alles mit der Staatsanwaltschaft im Laufen ist. Aber sie ist erst vor kurzem gefallen. Nach langem Überlegen habe ich mich zu diesem Riesenfehler und dieser Dummheit entschlossen." Im Profizirkus höre man, dass ohnehin viele dopen. "Irgendwann fällt die Hemmschwelle weg."

Sein Umfeld habe nichts gewusst, er habe alleine gehandelt, erklärte Preidler. Außerdem gab der mehrfache Staatsmeister an, er kenne keine weiteren Kunden des Netzwerkes. "Ich kenne keine Namen." Die Selbstanzeige sei wegen des Drucks der Enthüllungen der vergangenen Tage erfolgt. "Ich kann nur sagen, mit dem Wissen des Betrugs im Hinterkopf zu leben, ist die Hölle. Ich weiß nicht, wie das andere aushalten. Ich musste nun an die Öffentlichkeit gehen. Ich habe das nicht mehr ausgehalten."

"Man bekommt keine Informationen über das System"

Die jüngsten Entwicklungen um den während der Nordischen WM ausgebrochene Skandal mit den Verhaftungen und späteren Geständnissen der Langläufer Max Hauke und Dominik Baldauf hätten ihn zu dem Geständnis veranlasst. Er sei sich nicht sicher gewesen, ob und wann sein Name im Zuge der Ermittlungen gegen den Arzt herauskommen würde.

Preidler: "Ich weiß nicht, wie sehr dieser Arzt alles vertuscht, verschlüsselt oder verdunkelt hat. Man bekommt keine Informationen über das System. Er ist ja auch nicht dumm und macht das schon viele Jahre. Ich hätte jetzt auch zu Hause sitzen können und warten, aber das bin ich nicht und das kann ich nicht."

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