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Kuhnle: "Der zweite Fehler war deppert"

Die Olympia-Fünfte Corinna Kuhnle spricht über Fehler, ihr "Kopfproblem" und dessen Lösung.

Kuhnle:

Corinna Kuhnle hätte Olympia-Silber um den Hals hängen, wenn im Finale die zwei Tor-Berührungen und die daraus resultierenden vier Strafsekunden nicht gewesen wären.

"Hätti-wari-tätti...das zählt alles nichts", will sich die 29-Jährige, die mit 6,10 Sekunden Rückstand auf Siegerin Maialen Chourraut (ESP) Fünfte wurde, nicht einmal ansatzweise auf Spekulationen einlassen.

Unmittelbar danach stellt sich die zweifache Weltmeisterin im Kanu-Slalom den Medien und spricht über...

...ihr Gefühlsleben nach dem Verpassen der anvisierten Medaille:

"Gemischt. Einerseits hat es mir echt getaugt - der Lauf, der Tag, eigentlich die ganzen letzten drei Wochen hier. Andererseits ist es bitter, mit zwei Berührungen Fünfte zu werden. Es war nicht der Lauf, den ich mir für das Finale erhofft hatte. Er war aber auch kein kompletter Verhau."

...ihren möglichen Goldlauf, der ihr allerdings schon im Halbfinale ausgekommen ist:

"Das würde ich nicht so sagen. Ich hätte schon noch schneller können als im Halbfinale, aber es ist ein Lernprozess. Es wird nicht mein letzter Wettkampf gewesen sein. Wie ich nach den 50 Strafsekunden, die ich während des Halbfinals ja bewusst wahrgenommen habe, weitergefahren bin, hat bewiesen, dass da viel möglich gewesen wäre. Das Finale war nach der ursprünglichen Strafe dann schon wie ein Geschenk, dass ich da doch noch mitfahren durfte."

...ihre mentale Reifung der letzten Jahre:

"Das Halbfinale hat auch gezeigt, dass ich mich auf mentaler Ebene extrem verbessert und entwickelt habe. Wenn wir da so weitermachen, kann dabei in Zukunft noch sehr viel herauskommen. Wenn Leute von außen immer glauben, es besser zu wissen, und sagen: 'Die hat es im Kopf nicht drauf, die hat es im Kopf nicht drauf' - dann hat es das schon recht mühsam gemacht."

...die zwei Berührungen im Finale:

"Der erste Fehler war schwierig zu vermeiden, weil der Wind das Tor verweht hat. Normalerweise suche ich die Schuld immer bei mir, aber das war nicht hundertprozentig ein Fehler von mir. Der zweite ging voll und ganz auf meine Kappe. Deppert."

...den scheinbaren Medaillen-Fluch, der auf der österreichischen Mannschaft lastet:

"Schade! Ich hatte in den letzten Tagen die Judoka verfolgt und ihnen die Daumen gehalten. Es macht es nicht einfacher, dass wir seit acht Jahren keine Medaille mehr geholt haben. Es wäre sehr schön gewesen, das heute hier zu ändern. Das hat aber leider nicht sollen sein."

...die Tendenz - in London Achte, in Rio Fünfte, in Tokio...:

"Es ist keine g'mahte Wies'n, nach Tokio zu kommen. Wir haben gesehen, dass es schon innerhalb Österreichs eng ist. Mit den Jungen, die nachkommen, wird es nicht einfacher. Jedoch denke ich noch nicht daran, das Paddel an den Nagel zu hängen."

...den großen emotionalen Unterschied für sie zwischen London und Rio:

"London war etwas ganz anderes. Damals bin ich mit vollen Hosen am Start gestanden. Da war mir auch nicht zum Lachen zumute wie heute, weil es mir nicht so viel Spaß gemacht hat."

 

Aufgezeichnet von Reinhold Pühringer

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