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Wiens Sportstätten-"Schwachstelle"

Probleme offenkundig, was tut die Stadt? Verbände sollen Schwerpunkte ermitteln.

Wiens Sportstätten- Foto: © GEPA

Sport ist in der Bundeshauptstadt Wien allgegenwärtig.

Hobbysportler joggen durch die geschichtsträchtige Stadt, die wenigen publikumswirksamen Großevents - etwa der Marathon, das jährliche Beachvolleyball-Event und das ATP-500-Turnier - erhalten zwar viel Rampenlicht, in deren Schatten tun sich für die vermeintliche Sport-Stadt Wien aber viele Baustellen auf.

Ganz zu schweigen von der, sich wie ein Kaugummi ziehenden, Causa um ein neues Nationalstadion, ist generell die Situation der Sportstätten in Wien für viele Seiten nicht ausreichend, geschweige denn zufriedenstellend.

Im Gespräch mit LAOLA1 bestätigt Sportstadtrat Peter Hacker (SPÖ), dass die Situation auch aus seiner Sicht keinesfalls zufriedenstellend ist. Der Frage, wo denn das größte Manko und der größte Aufholbedarf herrschen würden, weicht er jedoch größtenteils aus: "Da will ich mich ehrlich gesagt noch gar nicht festlegen. Aber wir haben schon einige starke Schwachstellen. Aber da liegt es auch an den Verbänden, zu sagen, wie intensiv sie da hineinwollen."

"Sportstättenplan" bis zum Ende des Jahres?

(Noch) keine Mehrzweckhalle, kein adäquater Leichtathletik-Austragungsort und zu wenige Schwimmbecken in Wettbewerbs-Distanz sind nur einige Beispiele, die die triste Situation vor allem im rot-weiß-roten Breitensport unterstreichen.

Für Hacker stellt sich die Situation so dar: "Ich gehöre zu den Menschen, die nie zufrieden sind, die aber gleichzeitig auch sagen: Wo ist die Benchmark, noch besser zu werden? Nein, wir sind sehr ehrgeizig, besser werden zu wollen. Wir sanieren ja auch laufend unsere Hallen, aber wir entwickeln gerade einen Sportstättenplan zusammen mit sämtlichen Sportverbänden, um zu schauen, wo wir die Schwerpunkte in den nächsten Jahren setzen wollen."

Multifunktionshalle St. Marx - Erste Bank Open und was noch?

Vorweggenommen sei, dass in Neu Marx eine neue, große Mehrzweckhalle entstehen soll, die Bagger sollen 2021 anrollen, um im dritten Wiener Gemeindebezirk eine Konzert- und Sportstätte mit einer Kapazität von bis zu 20.000 Zuschauern zu erschaffen.

Durch diese soll auch die in die Jahre gekommene Wiener Stadthalle entlastet werden. Einer der wenigen bereits fixen Beschlüsse ist, dass das große ATP-500-Turnier, die Erste-Bank-Open, in einigen Jahren gänzlich nach St. Marx übersiedeln werden.

Im Rahmen der Pressekonferenz vor dem diesjährigen Tennis-Spektakel unterstreicht Hacker dieses Vorhaben.

"Die Stadthalle, die jetzt der Standort ist, wird noch die nächsten vier, fünf Jahre auf jeden Fall der Standort sein und dann wird das in die neue Halle wechseln. Das wird ein ganz fließender, problemloser Übergang sein", ist sich der Politiker sicher. "Wir sind da eine langjährige Partnerschaft eingegangen und wollen einfach unbedingt, dass dieses Turnier auch auf dieser Flughöhe in Wien weitergeht."

Das prestigeträchtige, seit 45 Jahren in Wien ausgetragene, Turnier hat große Bedeutung für die Stadt, die auch als Partner auftritt. Andere Sportarten genießen dabei viel weniger Bedeutung oder zumindest nicht diese Wertschätzung.

"Entwickeln Konzept nicht alleine am grünen Tisch"

Dies spiegelt sich im Sportstätten-Bau und Logistik deutlich wider. Der von Hacker angesprochene "Sportstättenplan" soll künftig Abhilfe schaffen. So leicht wird das bei den unterschiedlichen Interessen diverser Verbände aber mit Sicherheit nicht werden.

Schwerpunkte und Schwachstellen sollen sich herauskristallisieren und dadurch ein Konzept erarbeitet werden. Die Verbände seien nun in der Pflicht, ihre Ist-Situation darzubringen und ihre verbesserungswürdige Situation darzustellen.

"Da will ich gar nichts vorwegnehmen, sonst werden die Schwerpunkte falsch gesetzt. Nicht, dass ich dazu nicht vieles bereits im Kopf habe, aber ich will da nicht vorweggreifen, weil es mir wichtig ist, dass damit auch klar ist: Wir entwickeln dieses Konzept nicht alleine am grünen Tisch, sondern machen es wirklich gemeinsam mit sämtlichen Verbänden", schließt Hacker einen Alleingang der Politik aus.

Laut seinen Aussagen sei man bereits in einem fortgeschrittenen Stadium, ehe das Projekt bis zum Jahresende 2019 abgeschlossen sein soll - aber nicht muss.

"Die Verbände sind jetzt gerade in der Phase, wo es um die Komprimierung der Ideen geht und ich habe eine Frist gesetzt bis zum Ende des Jahres. Aber wenn sie bis dahin nicht fertig sind, dann dauert es halt bis zum Frühjahr – ist mir auch egal. Viel wichtiger ist, dass wir dann gemeinsam mit den Sportverbänden – den großen wie den kleinen Sportarten – gemeinsam einen Plan haben."

Zurück zum Start nach den Wien-Wahlen?

Wie dieser Plan aussehen kann, bleibt vorerst im Verborgenen. Dass es für einige Verbände jedoch so nicht weiter gehen kann, liegt auf der Hand. In dieser Hinsicht sei erneut der Schwimmverband angesprochen, mit dem es auch bereits Annäherungen gegeben haben soll.

"Ja klar, sowieso", versteht Hacker die Unzufriedenheit über kaum vorhandene Wettkampf-konforme Einrichtungen. "Das ist eine Sorge, die ich mehr als nachvollziehen kann. Und die Präsidentin des Schwimmverbands und ich haben schon intensiv darüber gesprochen und wälzen auch schon Ideen, wie wir das umsetzen können."

Sollten alle Ideen bis zum Ende des Jahres oder bis zum Frühjahr 2020 auf dem Tisch liegen, gibt es jedoch einen nicht unerheblichen Haken. Denn schon bald danach könnte es wieder - und nicht zum ersten Mal heißen: Zurück zum Start!

Durch die Wien-Wahlen, die voraussichtlich im Herbst 2020 stattfinden, könnte es nämlich zu politischen und personellen Rochaden kommen, wodurch das dann ausgearbeitete Konzept wieder hinfällig sein könnte. Im Sinne der Stadt Wien wäre zu hoffen, dass noch davor gehandelt wird.

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