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Der bronzene Bolt zeigt Größe

Usain Bolt musste den Mann, der ihn vom Thron gestoßen hat, trösten.

Der bronzene Bolt zeigt Größe Foto: © getty

Es war für einige Momente mucksmäuschenstill im Londoner Olympia-Stadion. Dann folgten ohrenbetäubende Buhrufe und ein Pfeifkonzert. Die Fans hatten nicht das zu sehen bekommen, wovon sie alle geträumt hatten.

Vielmehr wurde das 100-Meter-Rennen der Leichtathletik-WM 2017 in der englischen Hauptstadt zu einer Enttäuschung. Usain Bolt - fast zehn Jahre lang schlichtweg unbesiegbar - ist entthront. In seinem letzten Einzelrennen lief der 30-jährige Jamaikaner nur auf den dritten Rang (Hier geht's zum Ergebnis).

Sein vierter Weltmeistertitel in der Königsdisziplin blieb ihm verwehrt. Stattdessen durfte sich ein Mann, der fünf Jahre älter ist, über Gold freuen. Wobei die Freude des Justin Gatlin doch sehr getrübt wurde.

Persona non grata

Die Fans in London hatten nicht vergessen, dass der US-Amerikaner, der 2005 in Helsinki schon einmal Weltmeister wurde, 2001 und 2006 positive Dopingproben abgegeben hatte. Schon bei seiner Vorstellung wurde Gatlin ausgebuht, nach seinem Sieg war er endgültig persona non grata für die Menschen im Olympia-Stadion.

Dementsprechend kam bei Gatlin auch nicht die ganz große Freude auf, sein Jubel wirkte verhalten. Dafür drehte Bolt seine obligatorischen Runden, um sich feiern zu lassen. Nicht aber, ohne davor seinen Widersacher innig zu umarmen.

Bolt spendete Trost

Foto: © getty

"Er hat zu mir gesagt, dass ich es nicht verdient habe, so ausgebuht zu werden", verriet der Goldmedaillen-Sieger danach. Während sich die beiden in den vergangenen Jahren aus dem Weg gegangen waren, wo es nur ging, und auch praktisch keine positiven Worte füreinander fanden, kam es am Ende von Bolts Karriere also doch noch zur Aussöhnung.

Galtin: "Es ist einfach surreal, hier gewonnen zu haben. Obwohl ich gewonnen habe, war es Usains großer Moment, er ist der größte Champions aller Zeiten. Ich danke ihm, dass er zu der Zeit, zu der ich auch da war, auch da war."

Bolt selbst erklärte nach dem Rennen: "Natürlich bin ich enttäuscht. Ich wusste, wenn der Start nicht hinhaut, habe ich keine Chance. Und das ist passiert. Als ich hochkam, war ich schon so weit hinten. Ich habe alles versucht, ich habe mein Bestes vergeben."

An seinen Rücktrittsplänen ändere das Ergebnis freilich nichts. Nach dem Staffelbewerb in London ist für den Weltrekordler endgültig Schluss.

Vorgeschmack auf die Zukunft

Einen Vorgeschmack darauf, wem die Zukunft gehören könnte, bekamen die Fans in London auch. Christian Coleman errang Silber. Der 21-Jährige bestätigte seine Rolle als Shootingstar der Saison. Der junge Mann aus Atlanta, der Bolt auch im Semifinale schon in die Schranken weisen konnte, gab sich gleichzeitig aber demütig: "Für mich ist es schon toll, in meinem Alter mit diesen Jungs auf der Bahn zu stehen."

Und so endet die unbeschreibliche Karriere des Usain Bolt mit einem Makel. An seinem Status als Legende wird diese Niederlage im finalen Rennen freilich nichts ändern.

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