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Ex-Leichtathletikstar Pistorius muss weiter in Haft bleiben

Sein Antrag um eine vorzeitige Entlassung wurde abgelehnt. Der Südafrikaner ist wegen Mordes an seiner damaligen Freundin zu 13 Jahren Haft verurteilt worden.

Ex-Leichtathletikstar Pistorius muss weiter in Haft bleiben Foto: © getty

Zehn Jahre nach der Inhaftierung des früheren südafrikanischen Sprintstars Oscar Pistorius wegen Mordes an seiner Freundin Reeva Steenkamp ist dem 36-Jährigen eine vorzeitige Haftentlassung verwehrt worden.

Der Bewährungsausschuss, der am Freitag in Pistorius' Gefängnis in einem Vorort von Pretoria getagt hatte, habe das Ansinnen des früheren Behindertensportlers abgelehnt, sagte die Anwältin von Steenkamps Eltern, Tania Koen. Grund ist laut Behörde ein bürokratischer Fehler: Der Antrag wurde zu früh gestellt.

Hälfte der Haftstrafe wurde noch nicht abgesessen

Pistorius habe noch nicht, wie ursprünglich angenommen, die Hälfte seiner Haftstrafe von 13 Jahren und fünf Monaten abgesessen, die ihm laut südafrikanischem Gesetz automatisch Anspruch auf eine Bewährungsanhörung gewährleistet hätte. Wie es im Vorfeld zu dem Fehler kommen konnte, blieb unklar. Vor dem Gefängnis hatten sich Medien aus aller Welt versammelt.

Pistorius hatte in der Nacht des Valentinstags 2013 seine damalige Freundin Reeva Steenkamp mit vier Schüssen durch die Toilettentür seiner Villa getötet. Er war gleich nach der Tat festgenommen worden. 2014 wurde er zunächst wegen fahrlässiger Tötung zu fünf Jahren Haft verurteilt. Die Staatsanwaltschaft legte Berufung ein und klagte ihn wegen Mordes an. Daraufhin wurde die Haftzeit 2016 auf sechs Jahre erhöht. In einem erneuten Berufungsprozess wurde Pistorius 2017 schließlich zu 13 Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt.

Pistorius sowie die Mutter der getöteten Reeva Steenkamp waren am Freitag vor dem Bewährungsausschuss erschienen. Es sei ein sehr stressiger Tag, sagte Mutter June Steenkamp bei ihrer Ankunft vor dem Gefängnisgebäude. Es sei "sehr schwierig" für sie, mit Pistorius im gleichen Raum zu sitzen.

"Die Zeit hat ihre Wunden nicht geheilt"

Die Steenkamp-Familie hatte gegen eine Freilassung auf Bewährung plädiert. Pistorius habe keine Reue gezeigt und es gäbe weiterhin offene Fragen, die er damals im Gericht nicht beantwortet habe. "Wir haben ihm nie geglaubt", sagte June Steenkamp. Zehn Jahre nach der Tat trauerten die Steenkamps noch immer täglich um ihre Tochter, sagte die Rechtsvertreterin der Eltern, Tania Koen, vor laufenden Kameras: "Die Zeit hat ihre Wunden nicht geheilt."

Pistorius' Fall vom international gefeierten Athleten zum Todesschützen und die darauffolgende juristische Auseinandersetzung durch mehrere Instanzen hatte weltweit Aufsehen erregt. Der erfolgreiche Athlet und seine damals 29-jährige Freundin, das Model Reeva Steenkamp mit Jurastudium, waren Teil der Promi-Elite des Landes und wurden in südafrikanischen Medien als Traumpaar bejubelt.

Sprinter Pistorius hatte bei Paralympischen Spielen auf eigens angefertigten Carbon-Prothesen sechs Goldmedaillen gewonnen. In London startete er 2012 als erster beinamputierter Sportler bei den Olympischen Spielen.

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