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Marcos Nader: "Ein Schlag kann entscheiden!"

Comebacker Marcos Nader bei LAOLA1 über seine Karriere und das Boxen.

Marcos Nader:

Nach dreieinhalb Jahren Pause ist mit Marcos Nader Österreichs Box-Aushängeschild wieder zurück im Ring.

Bei der "Bounce Fight Night" (Samstag, ab 18:40 Uhr LIVE auf LAOLA1.tv) steigt der 28-Jährige gegen den Serben Darko Knezevic in den Ring.

Vor dem Kampf hat LAOLA1 dem ehemaligen EU-Titelträger einen Besuch im Box-Klub "Bounce", der von Naders Bruder Daniel betrieben wird, abgestattet, um mit ihm über sein Comeback und viele Dinge rund um das Boxen zu reden.

Marcos Nader spricht über…

…seine dreieinhalb Jahre lange Pause

Ich hatte eine langwierige Verletzung am Ellbogen, dann weitere Probleme, danach kam ein Motivationstief. Ich trainiere seit meinem siebten Lebensjahr, mein Lebensmittelpunkt war immer nur das Boxen. Es gibt Profis, die 32, 33 Jahre alt sind und bei weitem noch nicht so viele Kämpfe wie ich absolviert haben – um die 140 insgesamt, das muss mir erst jemand nachmachen. Jetzt ist erst meine starke Zeit. Dreieinhalb Jahre sind lang, ich war aber im Training. Am Anfang war die Rhythmusfindung sehr zach für mich, aber wir hatten das Ziel vor Augen: Die Bounce Fight Night, bei der ich wieder im Rampenlicht stehen will.

…bisherige Erfolge

Nach meinen ersten elf Profikämpfen war ich unter den Top-100 der Weltrangliste. Ich habe gegen keine Kasperl gekämpft, die hatten alle schon Titel, fallen nicht von einem Windstoß um. Daher ist meine K.o.-Bilanz nicht so gut, aber so schnell unter den Top-15 der WBA-Weltrangliste war noch keiner, schon gar nicht in Österreich. Mein EU-Titel von der EBU ist nur knapp hinter einem Europameister-Titel anzusiedeln, ich war auf Platz 1 der Rangliste und der Europameister wollte nicht boxen. Mittelfristiges Ziel ist, wieder um einen EM-Titel mitzuboxen. Hundert Prozent wären ein Weltmeister-Titel! Das ist sehr schwierig, war zur damaligen Zeit aber nicht unmöglich, weil ich weit vorn war.


VIDEO - Marcos Naders Plädoyer für den Boxsport:

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)


…einen Fehler, den er gemacht hat

Ich bin sehr erfolgsverwöhnt, bin von klein auf gepusht worden, den ersten Zeitungsartikel über mich gab es, als ich 12 Jahre alt war. Ich hatte immer nur Boxen, Boxen, Boxen im Kopf. Da muss man sich breiter aufstellen. Ich bin sehr froh, dass mein Bruder mit dem Betrieb in unserem Box-Klub Bounce eine zweite Perspektive für mich gehabt hat.

Da bin ich vom Kopf her reifer geworden, habe gelernt, dass man nicht alles so verbissen sehen muss. Als junger Bursch willst du die Welt zerreißen, da hätte ich realistischer denken müssen. Niederlagen gehören dazu, aber man braucht sie nicht unbedingt. Ich lerne lieber von einem schlechten Sieg als von einer guten Niederlage.

…Boxen in Österreich

Es ist populär! In Zeiten von Hans Orsolics ist die Stadthalle voll gewesen. Der Ur-Österreicher liebt den Sport. Durch die Migration hat sich das nicht verändert, nein – es ist noch populärer geworden. Es fehlen etwas die ganz großen Erfolge und die Präsenz, aber das fehlt in anderen Ländern auch und der Sport ist trotzdem populär.

Niemand braucht Angst haben, dass er beim Boxen schreckliche Sachen sieht. Man hat das Gefühl, für viele ist es ein sinnloser Sport, aber wenn man sich zwei wirklich gute Kämpfer ansieht, ist das wunderbar anzusehen.

…Nachwuchs-Erfolge in Österreich

Im Nachwuchsbereich sind wir stärker als in der offenen Klasse. Mein Bruder leistet sehr gute Arbeit mit dem Trainerteam vom österreichischen Boxverband. Ich hoffe, dass wir 2020 wieder einen Olympia-Teilnehmer haben. Das wäre automatisch ein Kandidat für eine Medaille, weil die Qualifikations-Richtlinien so schwierig sind. Unser letzter Olympia-Teilnehmer war Biko Botowamungu 1988, der bei keinem Qualifikationsturnier mitmachen musste.

…warum man mit dem Boxen anfangen sollte

Wir holen im Bounce Kinder und Jugendliche von der Straße und bieten Perspektiven. Damit die nicht auf Blödsinnigkeiten kommen, wollen wir ihnen auch beibringen: Was ihr hier lernt, wird da draußen nicht angewendet. Das ist Stressabbau, den jeder normale Mensch braucht – egal, woher er kommt oder wie alt er ist. Den kannst du auf der Straße nicht rauslassen, denn wenn du das tust, bist du ein Tier und gehörst in den Zoo.

Im Training schlägt man in die Hände des Partners oder in den Sandsack, da schadest du niemandem. Du kannst deine negative Energie auslassen und bist danach viel ausgelassener. Das ist wichtig, nicht nur für frustrierte Jugendliche. In der Pubertät kommt viel in den Kopf, was eigentlich unnötig ist, da braucht es ein Ventil.

Wir machen auch Kinderboxen, und die Eltern rufen uns an: "Was haben Sie mit unserem Kind gemacht? Seit er bei Ihnen trainiert, haben sich die Schulnoten verbessert, er ist ruhiger und macht uns nicht mehr so viel Stress!" - das ist das schönste Lob. Das Bounce ist ein großer Bestandteil, aber es gibt auch viele andere gute Vereine, die das machen. Wichtig ist nur qualifiziertes Personal, kein Trainer, der 2-3 Sparrings in der Disco hatte und sagt, er ist Boxtrainer, da gibt es nämlich viele.


VIDEO - Marcos Nader über David Alaba:

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)


…David Alaba, der gern im Bounce trainiert

Er war jetzt zwar einige Zeit nicht mehr bei uns, aber David Alaba ist nicht umsonst der größte Sportler in Österreich, einer der besten Fußballer der Welt. Er ist ein Ehrgeizler, eine Maschine. Wenn die anderen Urlaub machen, kommt er zwei Wochen früher wieder her und versucht, seine Kondition und Grundlage aufzufrischen. Das ist für mich Leistungssport, er ist ein Vorbild. Es ist generell für Fußballer und Sportler aus anderen Bereichen eine gute Sache, wenn man mal eine andere Sportart im Kopf hat als Balli herumschießen, man kann Energien bündeln und den Kopf freibekommen.

…das Box-Business

Es gibt bei jedem großen Verband extrem viele Titel, es wird undurchsichtig. Viele Menschen von außerhalb des Sports kennen sich deswegen nicht mehr aus, das ist schlecht. Ein Weltmeister wäre gut, aber natürlich ist es für die Verbände auch eine Geldfrage. Boxen ist nicht nur Sport, sondern vor allem Business. Deswegen braucht man ganz oben auch Menschen um sich, die von Management und Marketing Ahnung haben. Du brauchst sehr viele Kontakte in die ganze Boxwelt, das gibt es so nicht in Österreich. Es ist schwer, aber nicht unmöglich. Wir sind beim Boxen, wenn du eine Chance bekommst, könntest du die nutzen. Ein Schlag kann entscheiden! Und wenn du einmal einen größeren Titel hast, stehen dir alle Türen offen. Sportlich kochen auch die Größten nur mit Wasser.

>>> Die Bounce Fight Night - Sa., 7.4. ab 18:40 Uhr LIVE auf LAOLA1.tv <<<

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