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Frühere Underdogs der Super Bowl

Was uns am Championship Sunday in der NFL bewegte:

Frühere Underdogs der Super Bowl Foto: © getty

Und da sind wir schon wieder!

Die Ergebnisse sind euch allen freilich bekannt, doch die größte und teuerste Profiliga der Welt hat viele Stories zu erzählen.

Wie gewohnt widmet sich LAOLA1 den Auffälligkeiten des Spieltages.

Wer ist Winner? Wer ist Loser? Wer oder was war awesome? Wer oder was war awful? Wer sorgte noch für Aufsehen?

Das ist der Playoff Monday - die Postseason-Endzone von LAOLA1 - dieses Mal nach den Conference Finals:

Who let the dogs out? Who? Who? Who? Oder: Skol? Foles! Wie auch immer: Herzlichen Glückwunsch an die Philadelphia Eagles, die zum dritten Mal nach 1981 und 2005 in der Super Bowl stehen. Die Underdogs - ja, die Hundemasken finden wir auch cool - überfuhren die Minnesota Vikings nach 0:7 mit 38 unbeantworteten Punkten und treffen wie schon in ihrem letztem Endspiel auf die Patriots. Und wie heißt der Held des Tages? Nick Foles. 33 Versuche, 26 Completions, 352 Yards, drei Touchdown-Pässe, zwei davon über zumindest 40 Yards. So tritt man als Backup auf, Chapeau! Aber es war ja nicht nur der Quarterback. Die Coaches hatten den perfekten Gameplan, das Team hebelte die beste Defense der Liga aus und ließ nichts zu. Der verdiente Lohn heißt Super Bowl LII. Herzlichen Glückwunsch!

Wo ein glasklarer Gewinner, da ein glasklarer Verlierer: die Minnesota Vikings. Auf eines können wir uns weiterhin verlassen: Kein Team spielt im eigenen Stadion die Super Bowl. Next on the clock: Die Atlanta Falcons. So gut die Partie für die Gäste begann, nämlich mit einem Touchdown von Kyle Rudolph nach Pass von Case Keenum, so bitter wurde es danach. Ein 50-Yards-Interception-Return-Touchdown schmerzt, die stolze Defense kassierte just in diesem NFC-Finale die höchste Punkteanzahl. Kein Zugriff auf die Eagles und selbst keinen Plan, das zu ändern. Dann hat man einfach keine Chance, wenn der Quarterback nicht zufällig Tom Brady heißt und man keinen Coaching-Guru hat, der es wie kein anderer versteht, erfolgreich zu adaptieren. Schade, aber das war nicht mal knapp.

"Wenn du nach 'gutem Football-Spieler' im Wörterbuch suchst, ist daneben gleich ein Bild von ihm". Für Bill-Belichick-Verhältnisse ist das eine Liebeserklärung an Danny Amendola. Und es ist so typisch Patriots, es ist so typisch gut. Da ist Julian Edelman die Saison über out, da scheidet Rob Gronkowski verletzungsbedingt aus - und dann ist eben ein anderer zur Stelle. Einmal James White, dann Dion Lewis, mal Chris Hogan, am Sonntag war es Danny Amendola. Fünf seiner sieben gefangenen Pässe fanden im vierten Viertel statt, zwei davon waren Touchdowns. Stellvertretend sei der Game-Winning-TD als "Play of the Week" von uns auserkoren. Pass, Catch, Füße klar am Spielfeld - bitte, danke, Patriots stehen in der Super Bowl. Gute Spieler sind da, wenn es drauf ankommt. Und ja, er ist ein guter Spieler.

Wir leiden mit euch, liebe Fans der Jacksonville Jaguars. Na, habt ihr auch Anfang des vierten Viertels kurz nur für eine Sekunde geglaubt, dass es reichen könnte? Ja, hat es leider am Ende nicht. Drei Viertel sind gegen diese Patriots einfach zu wenig. Dabei war alles angerichtet. 14:3-Führung, gute Offense, starke Defense. Ja, dann gab es etwas Pech bei so mancher Schiedsrichter-Entscheidung, man hätte aber auch eine Minute vor der Halbzeit nicht abknien müssen. Die Patriots verkürzten zuvor noch, blieben im dritten Viertel dennoch blass - und dann kam das Comeback Kid. So ist Football. Dieses Mal konnte Tom Coughlin Belichick und Co. nicht genügend anhaben. Die Jaguars verpassten auch im dritten Versuch, erstmals die Super Bowl zu erreichen. Nie war man näher, oh boy!

YES, die Super-Bowl-Paarung steht! OH NO, damit heißt es auch Abschied nehmen vom Touchdown Tuesday/Playoff Monday. Es war uns auch in dieser Saison eine Ehre, euch 20 Wochen lang durch diese NFL-Saison zu begleiten. Wobei natürlich in Wahrheit vor allem hervorzustreichen ist, wie grandios ihr uns auf diesem Weg begleitet habt. Unser Stolz auf unsere Community ist riesig, eure fantastischen Beiträge im Kommentar-Bereich machen dieses Format erst so speziell. Und ich würde sagen, zu 99,8 Prozent haben wir es auch wieder schiedlich, friedlich und auf unglaublich hohem Diskussions-Niveau hingekriegt - die ein, zwei Ausrutscher in Sachen Kinderstube wollen wir mal vergessen. Es gehört sich eigentlich nicht, aus der Masse der tollen Diskutanten einen rauszupicken, aber da auch an euren Reaktionen zu bemerken ist, dass ihr ebenso begeistert seid wie wir, gilt unser spezieller Dank "muehli17", der uns Woche für Woche mit Insides aus der Welt seiner San Francisco 49ers, der NFL allgemein oder des Drafts versorgt hat - Danke für die Mühe, die du dir gegeben hast, das war schlicht und ergreifend ganz, ganz, ganz großer Sport! Wie groß der Sport ist, den ich ein wenig weiter unten beim ersten Pfeil des verehrten Kollegen Kastler erspähe, ist diskussionswürdig. Lustigerweise ist uns - Zufälle gibt's - bei unserem Super-Bowl-Tippspiel eine exakte Parallele zur Vorsaison "passiert". Damals hatten wir in Woche 6 beide auf New England gegen Atlanta getippt, diesmal wieder in Woche 6 (!) beide (!) auf New England gegen Philadelphia. 2016 war definitiv ich - sehr leicht beweisbar - früher dran als Kollege Kastler und er hat auf einem Unentschieden bestanden. Diesmal meint er sich erinnern zu können, dass er früher dran gewesen ist und beharrt natürlich auf seinem Sieg. Aus anderen Tippspielen weiß ich, dass Kollege Kastler im Vorfeld klar definitierte Regeln oftmals bis zur Unkenntlichkeit dehnt, nur damit er nicht verliert. In diesem Jahr hat der gute Herr Kollege tatsächlich oft vor mir geschrieben, also ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er früher dran war, also sei ihm das seltene Erfolgserlebnis gegönnt *grins. Abseits dieser Kindereien, die eigentlich nur zwei Leuten wichtig sind (denen dafür sehr!!), wünsche ich meinem kongenialen Touchdown-Tuesday-Partner aber unendlich viel Spaß bei der Super Bowl in Minneapolis. Und den wird er auch haben, unabhängig davon dass die Super-Bowl-Woche vor Ort das so ziemlich Geilste ist, was einem NFL-Fan passieren kann. Ja, natürlich kann man über die Paarung ein bisserl motzen - von wegen schon wieder die Patriots oder die Eagles mit einem Backup-QB. Aber ich denke, dass dieses Matchup spaßiger werden könnte als viele glauben. In diesem Sinne: Lieber Bernhard, genieß es!

Ja, ich muss zugeben, dass ich Nick Foles nicht eine derartige Show zugetraut hätte. Nie im Leben! Ich nehme an, ich war nicht der einzige, der weniger den genialen Foles aus der Saison 2013 im Hinterkopf hatte, sondern eher den - freundlich formuliert - biederen Spielmacher der vergangenen Jahre. Ich gebe freimütig zu, dass mir persönlich ein bisserl etwas fehlt, wenn im konkreten Fall nicht der Starter die Super Bowl bestreitet. Das ist ein wenig so, als wenn damals Eddie Irvine das langjährige Warten von Ferrari auf den WM-Titel in der Formel 1 beendet hätte und nicht Michael Schumacher - und nein, ich war nie ein sonderlich großer Schumi-Fan. Aber gut, das ist natürlich schwer subjektiv und wohl auch dem Umstand geschuldet, dass mich Carson Wentz bei meinem Besuch in Philadelphia Ende November schwer beeindruckt hat. Dieser Besuch ist es auch, der mich noch eine Spur besser als vorher einschätzen lässt, wie dringend und intensiv sich die Fans der Eagles diesen Super-Bowl-Triumph wünschen. Gut, das hätte auch für die fantastischen Anhänger der ebenfalls titellosen Minnesota Vikings gegolten. Dennoch: Philadelphia lebt Sport! Und zwar so richtig! Blöderweise kommt man aber so gut wie nie zum Feiern. Die "große" Eagles-Tradition beruht auf drei NFL-Championships aus der "Steinzeit", in der Super-Bowl-Ära hat man noch nie zugeschlagen. Und das schmerzt - ein, zwei Eagles-Fans aus Österreich sollen sich ja auch in meinem Bekanntenkreis befinden, dieses Loser-Image taugt ihnen gar nicht. Umso grandioser wäre es natürlich, die NFL-Title-Town dieses Jahrtausends zu besiegen. Um zu Foles zurückzukommen: Inzwischen ist es ein bisschen ungewohnt, dass ein Backup-QB um den Einzug in den Football-Olymp spielt - ein Novum ist es jedoch keineswegs. In den bisherigen 51 Super Bowls war schon der eine oder andere "Zweier"-Quarterback am Werk. Je nachdem, wie man es definiert, waren es sogar schon bis zu neun Backups, die ihr Team zum Super-Bowl-Sieg geführt haben.

Super Bowl V: Earl Morrall übernahm bei den Baltimore Colts für die verletzte Legende Johnny Unitas, allerdings erst während des Spiels.

Super Bowl VI: Roger Staubach ist eine Legende der Dallas Cowboys, hat aber erst während der Saison 1971 Craig Morton abgelöst.

Super Bowl IX: Terry Bradshaw ist eine Größe der Pittsburgh Steelers, übernahm 1974 jedoch erst während der Saison von Joe Gilliam.

Super Bowl XV: Jim Plunkett übernahm bei den Oakland Raiders während der Saison von Dan Pastorini und verhinderte im Endspiel den Super-Bowl-Triumph von Philadelphia.

Super Bowl XXII: Doug Williams löste in der Saison 1987 bei den Washington Redskins Jay Schroeder ab und gewann als erster schwarzer QB die Super Bowl.

Super Bowl XXV: Phil Simms brach sich kurz vor dem Ende der Saison den Fuß, Jeff Hostetler übernahm und besiegte in der Super Bowl die Buffalo Bills.

Super Bowl XXXIV: Über den Fall Kurt Warner lässt sich streiten, aber streng genommen war er 1999 bei den St. Louis Rams als Nummer zwei hinter Trent Green eingeplant. Der verletzte sich in der Preseason jedoch am Knie, der Rest ist als "The Greatest Show on Turf" Geschichte.

Super Bowl XXXV: Trent Dilfer wurde von der legendären Defense der Baltimore Ravens zum Super-Bowl-Triumph geschleppt. Ob dieses Glück auch dem ursprünglichen Starter Tony Banks widerfahren wäre? Man wird es nie wissen.

Super Bowl XXXVI: Tom Brady. (Mehr muss man eigentlich nicht sagen, aber der Vollständigkeit halber: In der Saison 2001 verletzt sich Patriots-Starter Drew Bledsoe in Week 2 gegen die New York Jets, ein in der 6. Runde gedraftetes Milchbubi durfte ran. Was in den mehr als einheinhalb Jahrzehnten seither folgte, ist Sporthistorie.)

Seither konnte sich kein "Backup" mehr im Big Game durchsetzen. Irgendwie interessant, dass sich dieser Kreis nun schließen könnte. Wobei ich mich wohl eher nicht zu weit aus dem Fenster lehne, wenn ich vorhersage, dass Foles keine Karriere wie sein Gegenüber Brady hinlegen wird.

Ein Date mit der Ex wird diese Super Bowl für LeGarrette Blount, womit wir bei einer der Storylines dieses Endspiels wären, auf die ich mich schon sehr freue. Der Running Back ist für mich ein Prototyp für die unzähligen Spieler, welche der Betreuerstab der Patriots in all den Jahren unter der Anleitung von Bill Belichick nach oben gecoacht hat. Außerhalb von Foxborough hat Blount eher bescheiden funktioniert, in Pittsburgh hat man heute noch Albträume. In Philadelphia ist er weiter für Touchdowns gut - endlos ist das Vertrauen jedoch auch nicht, siehe Trade für Jay Ajayi. Dem Patriots-Laufspiel fehlt ein wuchtiger Brummer wie Blount indessen schon ein wenig, wie ich finde. Aber es gibt durchaus weitere Aspekte dieses Endspiels, die mir taugen. Ganz allgemein: Die Eagles sind ein unglaublich ausgeglichen besetztes Team mit vielen Stärken - ich bin gespannt, wo Belichick hier den Hebel ansetzt. Wenn ich tippen müsste, wird er den logischen Zugang wählen und Foles "zwingen", das Spiel gewinnen zu müssen, aber diese Rechnung ging schon für Minnesota eher bescheiden auf. Belichick vs. Doug Pederson ist auch kein unlustiges Head-Coach-Duell. Letzterer ist noch eher eine graue Maus, die vor nicht allzu langer Zeit noch zahlreiche Skeptiker kannte. Ein Sieg gegen den Guru schlechthin und sein Marktwert schießt in den Himmel wie eine Rakete. Mit Zach Ertz und, so er fit wird, dem unvergleichlichen Rob Gronkowski treffen zwei spannende Tight Ends aufeinander. Und, und, und - Geschichten wird es wie immer genügend geben. Eine möchte ich hier noch schnell anreißen. Wir reden immer viel von den Head Coaches, aber dieses Matchup wird fraglos auch von den jeweiligen Coordinatoren geprägt werden. Jim Schwartz leistete in dieser Saison mit der Eagles-Defense einen grandiosen Job. Frank Reich muss als Offensive Coordinator im Moment angesichts der QB-Situation ohnehin Großes leisten. Bei den Patriots wiederum geben mit Josh McDaniels (zu Indianapolis) und Matt Patricia (zu Detroit) die beiden langjährigen Belichick-Assistenten wohl ihre Abschiedsvorstellung - auch ein spannender Aspekt!

Ich will hier gar nicht die vielen, vielen, vielen Statistiken zum erneuten Super-Bowl-Einzug der New England Patriots darlegen, die meisten Zahlen kennt man ohnehin, es müsste sich cirka um die 78. Teilnahme des Teams dieses Jahrtausends an der Super Bowl handeln. So, und nun ohne Ironie: Ich weiß nicht, wie oft ich vor den Patriots schon den Hut gezogen habe, aber nach diesem Duell mit Jacksonville tue ich es besonders. Einen derart garstigen Gegner (im besten Sinne des Wortes) niederzurringen und somit die Wachablöse in der AFC weiter hinauszuzögern, kann einiges - aber zu Jacksonville weiter unten ein paar Gedanken. Für Freunde der Abwechslung sind dies natürlich schwere Stunden. Wer eher darauf steht, wenn Legenden ihre ohnehin schwer zu brechenden Rekorde weiter ausbauen, darf sich freuen - nun auch über die Anekdote der "Hand Gottes" am Arm des verletzten Brady. Irgendwann werden auch Belichick, Brady und Co. von der Spitze der Bestenlisten verdrängt werden, aber dies wird dauern. Warum all dies beim roten Pfeil steht? Weil leider, leider, leider wieder einmal das Thema Bevorzugung mitschwingt - vor allem bei jenen, die den Patriots weniger freundlich gesinnt sind. In der Tat gab es auch diesmal einiges zu diskutieren - sei es die umstrittene Pass Interference vor dem ersten Patriots-TD oder der abgepfiffene Spielzug beim eroberten Fumble der Jaguars. Jacksonville war mit der Verteilung der Strafen verständlicherweise wenig happy. Das Team aus Florida fasste sechs Penalties für 98 Yards aus, New England gerade einmal eine Strafe für zehn Yards - bei einem Holding bei einem Kickoff. So wenig Strafen kassierte ein Team in einem Playoff-Spiel seit dem AFC Championship Game 2011 nicht mehr, als die Patriots gegen Baltimore mit nur einem Penalty bedacht wurden. "Die Statistik spricht für sich selbst", biss sich D-Liner Malik Jackson ein wenig auf die Zunge. In der Regular Season war die Defense von Jacksonville noch die am wenigsten bestrafte der Liga. Um es klarzustellen: Ich bin kein großer Freund von Verschwörungstheorien. Diese Ausrede ist mir zu einfach. Was kaum ein Sportler bestreitet, ist indessen, dass Stars bei Offiziellen hin und wieder einen kleinen Bonus haben - kann sein, muss aber nicht sein, dass sich die Patriots selbigen unterbewusst über die Jahre erarbeitet haben. Ich denke aber nicht, dass auch nur ein Referee in der NFL mit dem Vorsatz ins Spiel geht, heute unbedingt New England zum Sieg führen zu wollen. Was mich jedoch sehr wohl aufregt, ist besagte PI-Strafe - und zwar völlig wurscht, wer sie bekommen hat. Im Fußball heißt es bei Abseits-Entscheidungen ja eigentlich, im Zweifel für den Angreifer - blöd nur, dass man den Eindruck nicht los wird, dass die europäische Bloß-keinen-Fehler-Mentalität oftmals dazu führt, dass im Zweifel trotzdem auf Abseits entschieden wird, denn es könnte ja eine der 23 Kameras entlarven, dass der Angreifer mit einem Barthaar im Abseits war. In der NFL orte ich die umgekehrte Tendenz, dass bisweilen quasi schon aus einem Reflex heraus die gelbe Flagge fliegt, um nur ja keine tatsächliche Pass Interference zu übersehen. Ich habe dies eben etwas polemisch geschildert, aber ich nehme an, ihr wisst, was ich meine. Ich denke, dass bei diesen "Zweikämpfen" sehr wohl ein wenig Körpereinsatz erlaubt sein muss. Der große Vorteil der NFL gegenüber dem in punkto Regeln eher lahmarschigen Fußball: Man kann die Vorschriften relativ flott adaptieren. Ich erhoffe mir, dass sich die zuständigen Herren die teils doch recht unterschiedlichen Regel-Auslegungen beim Thema Pass Interference anschauen. Ganz auf gleich wird man bei all den Strafen im Football nie kommen, unterschiedliche Interpretationen der Regeln gehören irgendwie auch dazu. Hier geht mir die Schere inzwischen jedoch manchmal zu weit auseinander.

Ein Satz mit X, das war nix! Ha, in der letzten Ausgabe noch mal eine der unnötigsten Floskeln überhaupt angebracht. Aber passt halt leider zu dieser Darbietung der Minnesota Vikings, für die mir ehrlich gesagt irgendwie die logische Erklärung fehlt. Denn um 31 Punkte besser sehe ich Philadelphia wirklich nicht. Nicht messbar ist und bleibt, welche Auswirkung ein emotionaler Kraftakt wie jener in der Vorwoche gegen New Orleans hat. Oftmals geht es bei Sportlern nach einem solchen Husarenstück wie von selber - die berühmte Welle. Oftmals glaubt man danach jedoch auch nur, dass es wie von selber geht. Ich würde nicht ausschließen, dass die Vikings in diese mentale Falle getappt sind, und sich geistig schon im "Finale dahoam" gesehen haben. Der berühmte zweite vor dem ersten Schritt. Als alter Nostalgiker finde ich es nicht gänzlich unerfreulich, dass uns das über die Jahrzehnte ans Herz gewachsene Thema Super-Bowl-Fluch von Heimteams erhalten bleibt, wobei ich es diesen Vikings-Fans im Skol-Rausch wirklich gegönnt hätte, diese Once-in-a-Lifetime-Sternstunde im eigenen Stadion zu erleben. Ich will nicht behaupten, dass die Chance auf den Super-Bowl-Einzug für die Vikings generell Once-in-a-lifetime war, denn auch wenn beginnend mit der Quarterback-Position einige interessante Entscheidungen anstehen, denke ich doch, dass dieses Team noch die eine oder andere Saison lang eine gute Rolle spielen könnte. Aber ich gebe sehr wohl zu bedenken, dass man die Chancen nutzen sollte, wenn sie sich einem bieten. Gerade in der NFC, die am Ende doch eine Spur ausgeglichener ist als die AFC. In den letzten drei Saisonen standen sechs verschiedene Teams im NFC Championship Game - und der gefühlte NFC-Dominator dieses Jahrzehnts, die Seahawks aus Seattle, war keines dieser sechs Teams. Die NFC South wird nicht schlechter werden, die NFC East bleibt unberechenbar, in der NFC West haben 49ers und Rams offenbar ihre Quarterbacks gefunden und in der eigenen NFC North wird bei Green Bay Aaron Rodgers zurückkommen. Kurzum: Ein Dominator wie New England in der AFC und ein klarer Herausforderer Nummer eins wie Pittsburgh ist in der NFC nicht in Sicht. Ich wünsche Minnesota, dass sie noch ein Zeiterl oben dran bleiben und eine weitere Chance bekommen. Denn sonst werden sie wohl voller Bitterkeit an diesen Philadelphia-Ausflug im Jänner 2018 zurückdenken. "There is always a next year" geht leider öfter schief, als einem lieb ist.

Wobei, ist Pittsburgh noch der New-England-Herausforderer Nummer eins oder werden die Jacksonville Jaguars in diese Rolle schlüpfen? Irgendwie tut es mir weh, als letzten roten Pfeil dieser Saison ein wenig negativ über ein Team schreiben zu müssen, das mich am Sonntag nachhaltig beeindruckt hat. Der möglicherweise enthusiastischte Belichick-Jubel aller Zeiten war wohl auch dem Umstand geschuldet, dass der Guru ganz genau wusste, dass dieser Sieg keine Selbstverständlichkeit war. Zwei Kritikpunkte gilt es bei allem Lob definitiv anzubringen. Erstens: Ich pack's einfach nicht, dass man am Ende der ersten Halbzeit mit 55 verbleibenden Sekunden auf der Uhr einfach abkniet! Gerade als krasser Außenseiter muss man alles, wirklich alles in die Waagschale werfen. Mal abgesehen davon, dass es ein beinahe schon bösartiger Misstrauensbeweis für die vor der Pause gute eigene Offense war, muss man einfach die Chance auf zumindest drei Punkte wahrnehmen wollen - und wenn man nur einen weiten Pass einstreut und so versucht, eine PI zu provozieren, auf der Gegenseite saß das gelbe Tücherl da ja eher locker. Sorry, Doug Marrone, aber das war feig. Eine richtige Lehrstunde in Sachen Coaching erteilten die Patriots dem Jaguars-Staff in der zweiten Halbzeit, womit wir wieder beim Thema Adjustment wären. Man kann getrost behaupten, dass sich die Patriots-Defense viel besser auf die ohnehin nicht allzu originelle (aber lange Zeit sehr effiziente) Herangehensweise der Jaguars-Offense eingestellt hat. Auch hier wäre mehr Aggressivität kein Fehler gewesen. Aber gut, in New England sind schon andere Kaliber gescheitert und alles in allem kann man den Jaguars nur gratulieren, wie viel Herzblut sie in diese Partie gesteckt haben. Die Recherchen zum Text zur Jaguars-Defense im Vorfeld der Partie (siehe unten) haben mir selbst in Erinnerung gerufen, wie gekonnt diese Einheit zusammengebastelt wurde. Außer der hier schon öfter beschriebenen Vermutung, dass die AFC South ungemütlich werden könnte, sehe ich kaum einen Grund, warum nicht weiter mit Jacksonville zu rechnen sein sollte. Um eine (Vernunft-)Entscheidung auf der QB-Position wird man jedoch nicht herumkommen. Ich will hier kein Blake-Bortles-Bashing betreiben - man hat seine Defizite eh halbwegs gekonnt kaschiert. Aber langsam wird seine Personalie auch zu einer Salary-Cap-Frage. Sein Rookie-Kontrakt ist nun zu Ende, somit auch die vierjährige Phase, in welcher er deutlich weniger als die Superstars auf seiner Position verdient hat. Die Option für das fünfte Jahr haben die Jaguars schon in der letzten Offseason gezogen. Das heißt, dass Bortles kommende Saison 19,053 Millionen Dollar verdienen würde. Zum Vergleich: In dieser Saison betrug der von ihm verursachte Cap Hit 6,571 Millionen Dollar. Ein Unterschied von 12,5 Millionen Dollar - Geld, das man gut auch auf anderen Positionen investieren könnte. Oder in einen besseren QB - es sollen ja einige am Markt sein...

In diesem Sinne wünsche ich euch noch mal eine spannende Super Bowl. Und den Fans aller anderen 30 Teams eine noch viel spannendere Offseason! Mein Gott, wie ich mich jetzt schon wieder auf Free Agency und Draft freue! Ich hoffe, ihr teilt diese Freude! Bis dann!

First things first: Ich habe in Woche 6 auf die Super-Bowl-Paarung New England Patriots gegen Philadelphia Eagles getippt und das vor Kollege Altmann. Lasst euch ja nicht blenden von dem, was er da oben sagt. Hier ist der Beweis. Danke fürs Mitspielen, Kollege, nächstes Jahr vielleicht wieder *grins*. Aber in erster Linie natürlich Glückwunsch an die Patriots und die Eagles - sie haben nach einer intensiven Saison das wichtigste Ticket des Jahres gelöst. Dass das verdient ist, liegt auf der Hand, waren beide doch auch jeweils Nummer-1-Seed in ihrer Conference. Interessante Statistik: Nur ein Team in den vergangenen fünf Saisonen hat es als Nummer-1-Seed nicht in die Super Bowl geschafft, richtig, die Dallas Cowboys vor einem Jahr. Aber zurück zu dieser Saison. Zum achten Mal seit 2001/02 stehen die Patriots in der Super Bowl. Unfassbar. Philadelphia-Fans wissen, wie schwierig es ist, dorthin zu gelangen und die Patriots sind de facto jedes zweite Jahr dabei. Nach diesem schwachen Saisonbeginn und allem, was wieder rund um dieses Team los war, ist das einmal mehr wirklich sehr beachtlich. Tom Brady wurde seinem Spitznamen "Comeback Kid" einmal mehr gerecht, steht auch mit 40 (als erster Spielmacher überhaupt) im "Big Game". Und das im Heimat-Bundesstaat seiner Mutter, die vergangene Saison wegen Brustkrebs nur ein Spiel live vor Ort sah und zwar das größte Super-Bowl-Comeback der Geschichte. Es gibt also doch noch ein "Finale dahoam". Die Eagles verhinderten eindrucksvoll jenes der Vikings, der Fluch geht also weiter. Hätte mir dieses Jahr ganz gut gefallen, wenn ein chronischer Underdog wie die Vikings diese Serie beendet hätte, aber die Eagles stehen einfach so was von verdient in diesem Endspiel. Da kann ich mich auch sehr für die Stadt der brüderlichen Liebe freuen, in der ich auch schon einige schöne Tage verbringen durfte. Was für ein Spiel von Nick Foles, was für ein offensiver Game Plan von Doug Pedersen und Frank Reich, was für eine defensive Machtdemonstration von der Unit rund um Jim Schwartz. Der Super-Bowl-Titel geht in jedem Fall wieder an den Osten. Ich denke, wir dürfen uns auf ein gutes und würdiges Finale freuen.

Wir wissen, nur der Titel zählt, aber nichtsdestoweniger möchte ich den Jacksonville Jaguars zu einer hervorragenden Saison gratulieren. Nach zehn Jahren endlich wieder eine Winning Season, nach zehn Jahren endlich wieder in den Playoffs und dann auch gleich im AFC-Finale, wo es so lange so gut ausgesehen hatte, aber am Ende es eben nicht gereicht hat. Warum? Nun, es lag sicher nicht an Blake Bortles. Was wurde über ihn in dieser Saison und in dieser Postseason teilweise geschrieben und gesagt. Und ja, er ist kein Brady oder Brees, aber er hat genau das gemacht, was von ihm verlangt wurde: keine Fehler. Er warf bei seinen drei Einsätzen durchschnittlich rund 200 Yards, warf drei Touchdowns und keine einzige Interception. Obwohl gegen Buffalo seine Pässe teilweise verheerend waren, das muss man ehrlicherweise sagen. Pittsburghs Defense schenkte aber auch er 45 Punkte ein. Die erste Hälfte gegen die Patriots sprach offensiv für sich, die zweite war allgemein weniger berauschend. Irgendwie das Spiegelbild seiner Saison. Was tun, Jaguars? Es gibt natürlich Diskussionen darüber, ob Bortles der Jags-Starter 2018 sein soll. Meine bescheidene Meinung: Ja. Er hat von der Completion-Percentage her die beste Saison seiner Karriere gespielt (60,2), die wenigsten Interceptions geworfen (13) und sein Team ins AFC-Finale geführt. Und da war vor allem in den Divisionals nicht die Defense alleine federführend. Manche seiner Würfe sind noch immer ein Wahnsinn, aber es fand eine Verbesserung zur Vorsaison statt, ich bin ein Freund von Kontinuität. Go, Blake.

Der 20. Touchdown Tuesday/Playoff Monday der Saison bedeutet gleichzeitig auch langsam aber sicher Abschied nehmen von dieser Saison *schnief*. Auf der anderen Seite dürfen wir uns wenige Tage nach der Super Bowl dann natürlich auch schon wieder auf die neue Saison 2018 freuen - und alles, was mit ihr zusammenhängt. Die Free Agency im März, der Draft im April, wie sich die Teams für September aufstellen. Jedes Team wirft Fragen auf, auf einige bin ich schon jetzt sehr gespannt: Wie sieht der Patriots-Coaching-Staff 2018 aus? Verzaubert uns DeShaun Watson auch nach seiner Verletzung wie in dieser Saison? Ist das Fenster für die Seattle Seahawks zu? Bringt Mike Pettine die Defensive der Green Bay Packers in Ordnung? Wie macht sich Jimmy G in seiner ersten vollen Saison bei den 49ers? (Sofern er dort einen neuen Vertrag erhält, wovon ich natürlich ausgehe). Können die Tampa Bay Buccaneers ihr Potenzial doch noch mit Dirk Koetter ausschöpfen? Und gewinnen die Cleveland Browns endlich wieder ein Spiel? Ja, viele spannenden Fragen, ich freue mich schon drauf - vorerst aber uns allen natürlich zwei wunderbare Wochen mit dem Höhepunkt: Super Bowl LII.

Schade, um diese historische Chance für die Vikings. Aber abseits dieses Opening Drives war da am Sonntag in Philadelphia überhaupts nichts, was für ein "Finale dahoam" sprach. Ausgecoacht, ausgespielt, ausgeschieden. Die letzten drei NFC-Finali waren übrigens alle relativ einseitig. Wie aber auch schon letzte Woche gesagt: Den Diggs-Moment kann den Vikings keiner mehr nehmen, auch wenn es natürlich in erster Linie um Titel geht. Aber wer keine Chance hat, wird auch nicht lange trauern - anders als die Kollegen aus Jacksonville. Ein erster Blick auf die neue Saison bringt die nicht unwichtige Frage auf: Wer wird 2018 Starting QB sein? Case Keenum, Sam Bradford und auch Teddy Bridgewater werden allesamt Free Agents sein, einen Vertrag hat aktuell nur Kyle Sloter - wer kennt ihn nicht? Ich denke, Minnesota wird Keenum und Bridgewater unter Vertrag nehmen. Das Gute an einer empfindlichen Niederlage zum Abschluss ist, dass sie freilich in den Köpfen bleibt. So teuer wird Keenum nicht sein, Bridgewater sowieso nicht, aber der Output könnte enorm sein. Wer auch immer Nachfolger von Pat Shurmur als OC in Minnesota wird, wird freilich auch ein Wörtchen mitreden. Und nicht vergessen: Dalvin Cook ist kommende Saison zurück. Auch wenn es am Ende klar nicht reichte, gehörten die Vikings absolut zu den großen Highlights dieser Saison.

Irgendwie sollten sich Menschen, die nicht Joe Namath heißen, zurückhalten, Super-Bowl-Triumphe zu garantieren. Hat glaube ich seither auch bei niemanden funktioniert. Rex Ryan fällt uns allen spontan ein, aber aktuell natürlich Jalen Ramsey. "Wir erreichen die Super Bowl und wir gewinnen die..." - nope, tut ihr nicht. Ich schätze die Leistungen des Cornerbacks unheimlich und es gehört sicherlich dazu, sich zu verkaufen. Aber wenn man sich abseits des Feldes eines von den Patriots abschauen kann, dann ist es Demut. Die setzt niemanden unnötig unter Druck und am Ende des Tages ist man erfolgreich - und um das geht es ja. Und ich möchte die Eagles-Fans ja nicht beunruhigen, aber Alshon Jeffery hat den Super-Bowl-Triumph schon am 1. Jänner 2017 garantiert. Damals war er allerdings noch bei den Bears. Später meinte er: "Ich habe nicht gesagt, mit welchem Team." Aber wirklich: Warum muss man immer diesen Triumph garantieren? Gewinnt ihn einfach, so wie die Patriots. Die haben schon fünf ohne Garantien gewonnen, sind zum zehnten Mal dabei (Rekord) und können zum sechsten Mal als Sieger vom Platz gehen (Rekord mit den Steelers). Ganz ohne Garantie.

So geil diese folgende Statistik auch ist, so regt sie doch auch zum Nachdenken an: In den vergangenen 15 Super Bowls hießen die AFC-Quarterbacks 14 Mal Tom Brady (7), Peyton Manning (4) oder Ben Roethlisberger (3). Die große Ausnahme hieß: Joe Flacco, der 2013 mit den Baltimore Ravens in Foxborough gewann. Es war übrigens das letzte Mal, dass die Patriots zu Hause ein AFC-Finale verloren haben. Das spricht auf der einen Seite natürlich für diese drei QB-Legenden, auf der anderen Seite aber nicht sonderlich für die restlichen AFC-Teams. Spätestens im AFC-Finale ist Endstation. In der NFC haben in derselben Zeitspanne übrigens nur zwei Quarterbacks mehrere Starts in der Super Bowl gehabt - Eli Manning gewann mit den New York Giants beide Super Bowls, Russell Wilson immerhin eine der beiden. Kurzum: Es wird nächste Saison Zeit für frischen AFC-QB-Wind in der Super Bowl. (Und nein, Blake Bortles kann dieses Mal wirklich nichts dafür, siehe oben).

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