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Clemens Doppler und die Angst vor dem Aufhören

Warum Corona für Doppler auch Positives hatte und die Trennung von Horst nicht wie geplant lief.

Clemens Doppler und die Angst vor dem Aufhören Foto: © GEPA

Die Europameisterschaft in Wien soll das erste große Beachvolleyball-Fest seit Ausbruch der Corona-Pandemie werden. Für Österreichs erfolgreichstes Beach-Duo der vergangenen Jahre Clemens Doppler und Alexander Horst wird es gleichzeitig ein Abschiedsfest.

Doppler/Horst gehen nach zehn gemeinsamen Jahren auf Sand nach der EM getrennte Wege. Eine Ära geht zu Ende. 

"Wir haben uns eine Sportart ausgesucht, die sowieso schon extrem mit Emotionen behaftet ist. Ich bin seit meinem 21. Lebensjahr Beachvolleyball-Profi, das hat mein Leben definiert. Daher wird die EM sicher hochemotional werden", sagt Doppler beim Gedanken an das letzte gemeinsame Turnier gegenüber LAOLA1.

Der 40-jährige versucht jedoch, die Emotionen vorerst noch beiseite zu schieben, der Fokus soll voll und ganz auf dem Sportlichen liegen. "Meine Gedanken sind jetzt noch eher beim ersten Ball und nicht beim letzten.“

Wie es für ihn nach der EM sportlich weitergeht, steht noch nicht fest, Doppler ist sich dennoch bewusst: "Ab Sonntag wird sich sicher sehr viel ändern. Aber das Wichtigste ist, dass ich dann mehr für meine Familie da bin und die nicht mehr die zweite Geige spielt, so wie es die vergangenen zehn Jahre war."

Corona nahm Doppler die Angst vor dem Karriereende

Der Vater einer Tochter freut sich darauf, nicht mehr jede Woche von zu Hause wegfahren zu müssen. Die Corona-Pandemie, in der lange Zeit keine Turniere stattgefunden haben und die Beachvolleyballer nicht rund um den Globus gereist sind, hat Doppler zum Nachdenken gebracht. Und ihm gleichzeitig die Angst vor einem Karriereende genommen.

"Ich habe die Zeit zu Hause während Corona extrem genossen. Ich habe gesehen, dass ich keine Angst vor dem Aufhören haben muss, sondern dass es eigentlich total lässig ist."

"Wenn ich ehrlich bin habe ich mich immer vor dem Aufhören gefürchtet", gibt er zu. "Wenn man mit ehemaligen Kollegen spricht hört man immer, dass das schwierig ist, wenn man es gewohnt ist, immer unterwegs und weg von zu Hause zu sein. Aber bei mir war es genau das Gegenteil. Ich habe die Zeit zu Hause während Corona extrem genossen. Ich habe gesehen, wie meine Tochter sich gefreut hat, dass sie auch mal mehr Zeit mit dem Papa hat. Und ich habe gesehen, dass ich keine Angst vor dem Aufhören haben muss, sondern dass es eigentlich total lässig ist."

Obwohl Doppler dem Karriereende nun etwas entspannter entgegenblicken kann, scheint das vorerst kein Thema zu sein. 

Doppler über Trennung: "Das ist total unprofessionell"

Kein Thema hätte auch die Trennung von Doppler/Horst unmittelbar vor der EM sein sollen. Dass die Presseaussendung dazu am Sonntag verbreitet wurde, sei so nicht abgesprochen und geplant gewesen, erklärt Doppler. "Da ist teamintern einiges schief gegangen", gibt er zu. "Professionalität war uns in den vergangenen zehn Jahren immer wichtig, aber das ist total unprofessionell, dafür schäme ich mich", so Doppler.

Zwar sei die Trennung von Doppler/Horst ein schleichender Prozess gewesen und ohnehin "auf der Hand gelegen", eine definitive Entscheidung hätte Doppler aber lieber erst nach der EM getroffen und dann auch kommuniziert. Schließlich seien auch Sponsoren und Partner von der Trennung überrumpelt worden. Der Oberösterreicher betont jedoch, dass es keinen Streit im Team gab.

Wie es für Doppler und Horst in Zukunft sportlich weitergeht, ist noch offen. "Ganz aufhören wollen wir beide nicht", sagt der 40-jährige Doppler.

Der 38-jährige Horst könnte mit einem neuen Partner das Ziel Olympia 2024 ins Auge fassen. Für Doppler ist das keine Option mehr. "Ich kann mir zwar viel vorstellen, aber nicht, dass ich nochmal alles drei Jahre lang dem Ziel Olympia unterordne."

Stattdessen kann er sich vorstellen, weiterzuspielen, allerdings "mit einem anderen Zugang, vielleicht mehr in Österreich, um in Österreich mehr zurückzugeben. Ich kann mir aber auch vorstellen, weiter international zu spielen, mit dem Anspruch bei Grand Slams zumindest ein Viertelfinale zu erreichen. Ich muss aber nicht auf Biegen und Brechen weiterspielen", erklärt Doppler.

Sollte er ein interessantes Jobangebot eines Unternehmens bekommen, wäre auch das eine Option. "Ich glaube, es wäre ein Fehler, eine Tür da schon im Vorhinein zuzumachen."

Einen Plan B hat Doppler jedenfalls nicht. "Ich bin der Typ, der immer nur eine Option hat." Zu viele Optionen im Leben zu haben, sei nicht gut, meint der Familienvater.

Vorfreude auf EM: "Das erste Mal, dass ich auf so einem Court spiele"

Plan A ist nun ohnehin erstmal die EM. Doppler will sich den Fans - bis zu 2.700 fasst die Arena am Areal des Eislaufvereins am Wiener Heumarkt - noch einmal von der besten Seite präsentieren.

"In meinen 22 Jahren als Profi ist es das erste Mal, dass ich auf so einem Court spiele. Ich glaube, es wird noch lauter als auf der Donauinsel, obwohl hier 8.000 Leute weniger reinpassen. Für alle Teams wird das Balsam für die Seele sein, endlich wieder vor Fans zu spielen. Wir wollen die Stadionatmosphäre genießen, das nochmal aufsaugen", sagt der 40-Jährige und hofft auf eine ähnliche Leistungsexplosion wie beim sensationellen WM-Silber 2017 auf der Donauinsel. "Wir sind meistens vor Heimpublikum noch um ein paar Prozent besser."

"Wir werden versuchen, ein cooles Turnier zu spielen und das Ganze zu genießen und nicht zu sehr an das danach zu denken. Jetzt freuen wir uns einfach darauf, endlich wieder vor vollem Haus spielen zu können", betont Alex Horst.

Die Auslosung meinte es allerdings nicht gut mit den heuer nicht besonders oft siegreichen Routiniers. Sie treffen am Donnerstag im ersten Gruppenmatch auf die starken Tschechen Ondrej Perusic/David Schweiner, die bei Olympia wegen eines positiven Corona-Befundes von Perusic passen mussten. Mögliche nächste Gegner sind die Olympiavierten Martins Plavins/Edgars Tocs (LAT) oder die Schweizer Marco Krattiger/Florian Breer.

"Wir haben eine sehr schwere Gruppe erwischt, das Ziel ist der Aufstieg", sagt Doppler, "dann werden die Karten neu gemischt."

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