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Jakob Pöltl und die Ungewissheit

Der Wiener hat viel Zeit, um über seine Zukunft nachzudenken.

Jakob Pöltl und die Ungewissheit Foto: © GEPA

Jakob Pöltl hängt in der Luft. Wie alle NBA-Spieler. Die Meisterschaft ist unterbrochen, frühestens Anfang Mai soll eine Entscheidung darüber, wie es weitergeht, fallen.

"Ich bin grundsätzlich überhaupt kein Fan von Geisterspielen, aber wenn es die einzige Lösung ist, okay", sagt der Wiener.

Immerhin hat der 24-Jährige so genug Zeit, um seine Knieverletzung auszukurieren. Gleichzeitig hat er aber wohl auch zu viel zeit, um über seine ungewisse Zukunft nachzudenken.

(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)

Frage: Wie gehst du mit der aktuellen Situation um, wie sieht dein Tagesablauf aus?

Jakob Pöltl: Ich bin prinzipiell den ganzen Tag zu Hause, es ist natürlich etwas eintönig, jeder Tag verläuft ziemlich gleich. Neben dem Trainingsprogramm, das ich abspule, spiele ich Playstation und rufe Freunde an. Unsere diversen WhatsApp- und Skype-Gruppen werden derzeit sehr lebhaft genützt, der Großteil des Freundeskreises sitzt ja auch daheim und hat dementsprechend viel Zeit. Ich bin mit vielen Freunden und Teamkollegen in Kontakt, am intensivsten mit den Österreichern und den Leuten aus College-Zeiten.

Frage: Wie und was trainierst du?

Pöltl: Ich habe ein Kraft- und Ausdauer-Programm, das das gesamte Team absolviert, dazu spezielle Übungen für mein Knie. Wir haben von den Spurs ja einiges an Equipment geliefert bekommen: Gewichte, Bänder, ein stationäres Fahrrad. Mit dem Ball trainieren eigentlich nur diejenigen, die ein Haus mit Garten und Korb zur Verfügung haben. Vom Club wurde uns diesbezüglich empfohlen, zu Hause zu bleiben, da wir dann ohnehin genug Zeit für Training mit dem Ball zur Verfügung haben werden, bevor es mit den Spielen wieder losgeht. Natürlich ist es vom Kopf her nicht so einfach, weil man nicht weiß, wann es wieder losgeht und auf welchen Zeitpunkt man hintrainiert.

"Es sind schon noch genug Menschen unterwegs, vor allem in den Parks und Grünanlagen, aber deutlich weniger als zu normalen Zeiten."

Frage: Wie oft bist du mit den Spurs in Kontakt?

Pöltl: Sehr oft. Zu Beginn hat von der medizinischen und Athletik-Abteilung jeden Tag jemand angerufen und sich erkundigt, wie es läuft. Auch Coach Popovich hat vor ein paar Tagen kurz angerufen und nachgefragt. Wir hatten zudem eine Video-Konferenz mit dem gesamten Team. Wir bekommen vom Club immer wieder Updates von der NBA weitergeleitet, die Informationen von der Liga halten sich aber in Grenzen.

Frage: Wie geht es dem angeschlagenen Knie?

Pöltl: Ich mache schon Übungen mit Richtungswechseln und explosive Sachen, das geht alles schon problemlos. Nur wenn ich es extrem abbiege, spüre ich etwas. Die Leute vom Verein sagen mir, dass ich gute Fortschritte mache und dass ich mir Zeit lassen soll. Ich habe zwar mit Knieverletzungen keine Erfahrungen, aber ich gehe davon aus, dass ich keine Probleme mehr haben werde, wenn die Saison fortgesetzt wird.

Frage: Wie sieht es auf San Antonios Straßen aus, gehst du selbst gar nicht raus?

Pöltl: Ich bestelle mir Essen und hole es manchmal zu Fuß oder mit dem Auto ab, aber sonst bin ich immer zu Hause. Es sind schon noch genug Menschen unterwegs, vor allem in den Parks und Grünanlagen, aber deutlich weniger als zu normalen Zeiten. Natürlich macht man sich auch hier Sorgen, aber man kann die Lage nicht mit der in New York vergleichen, San Antonio ist sehr weitläufig. Texas ist vom Virus bislang relativ verschont geblieben, San Antonio sowieso.

Frage: Was hältst du von den Überlegungen, alle Teams an einem Ort wie zum Beispiel Las Vegas zusammenzuziehen und die Meisterschaft ohne Zuschauer fortzusetzen?

Pöltl: Das wäre logischerweise nicht optimal, aber die Bedingungen wären für alle gleich. Ich bin grundsätzlich überhaupt kein Fan von Geisterspielen, aber wenn es die einzige Lösung ist, okay. Dann kann man den Leuten wenigstens etwas Unterhaltung nach Hause liefern. Ich würde die Saison natürlich gerne fertigspielen, aber man macht sich schon auch Sorgen. Basketball ist ein Kontaktsport und wenn einer das Virus hat, haben es in kurzer Zeit viele.

Frage: Für dich macht es die bevorstehende Free Agency nicht leichter.

Pöltl: Klar hätte ich gerne einen normalen Sommer gehabt, auch wegen der Free Agency, die nun wohl verkürzt werden wird. Diese Ungewissheit, wie es weitergehen wird, ist für Free Agents noch einmal etwas stärker ausgeprägt. Zumindest haben wir zuletzt die Information bekommen, dass die nächste Saison von der jetzigen unbeeinflusst pünktlich beginnen soll.

Frage: Das Coronavirus verhindert auch die zweite Auflage des Jakob Pöltl Basketball Camps in Kooperation mit den Vienna D.C. Timberwolves im Juni?

Pöltl: Ja, das war leider absehbar und ist sehr schade, weil es im ersten Jahr so ein Erfolg war und es super gewesen wäre, daran gleich anzuknüpfen. Vorläufig ist für das heurige Jahr kein Camp geplant.

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