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Walkner: "Marcel hat mir gezeigt, was Ehrgeiz ist"

Wer Dakar-Champion Matthias Walkner die Augen öffnete und was ihn stört.

Walkner: Foto: © GEPA

Matthias Walkner ist zurück in Österreich, Ruhe ist in das Leben des frischgebackenen Dakar-Champions aber noch lange keine eingekehrt.

Im Gegenteil: Das Interesse am 31-Jährigen ist durch seinen Triumph schlagartig gestiegen, dementsprechend groß ist der Andrang am Donnerstagvormittag in Wien, wo sich Walkner in der ÖAMTC-Zentrale stolz mit seiner Beduinen-Trophäe präsentiert.

Bei seiner Vorstellung ist die Rede von einem wichtigen Ausrufezeichen für den österreichischen Motorsport. Walkner genießt seinen Sieg nach über 8.800 zurückgelegten Kilometern in Südamerika.

"Es freut mich ja, wenn es die Leute interessiert, was ich tue. Es wäre sicher etwas Anderes, wenn ich verletzt wäre und die Rally ein Schas war. Dann würde ich frustriert zu Hause hocken. Von dem her passt es schon, dass sich was rührt", sagt Walkner im Gespräch mit LAOLA1.

Generell würde er sich aber mehr Aufmerksamkeit für den Motorsport in Österreich wünschen.

"Die Jahre davor war es schon eher so, dass ich für mich selbst gefahren bin."

Walkner über mediale Aufmerksamkeit

LAOLA1: Wie beurteilst du die mediale Aufmerksamkeit für deine Leistungen bzw. für den Motorsport in Österreich im Allgemeinen?

Matthias Walkner: Ich weiß nicht, warum das so ist, aber es ist schade, dass der Motorsport medial so schwach ist. Am Red Bull Ring findet mit der MotoGP wohl mit Abstand die größte Veranstaltung statt, vor allem im Vergleich zu einem Skirennen oder einem Fußballspiel. Dort sind 200.000 Menschen, also könnte man nicht sagen, dass kein Interesse herrscht. Ich persönlich bin in der glücklichen Lage, dass man sich für mich interessiert. Die Jahre davor war es aber schon eher so, dass ich für mich selbst gefahren bin. Ich sage auch nicht, dass ich dafür unterwegs bin, damit ich dann in einer Zeitung stehe. Aber ich habe mir schon gedacht, dass es ein bisschen mehr sein könnte.

LAOLA1: Inwiefern kannst und willst du mit deinem Erfolg auch ein Vorbild für junge, aufstrebende Motorsportler in Österreich sein?

Walkner: Ich glaube schon, dass ich das sein kann. Ich habe genauso meine Idole gehabt. Nachdem ich früher Ski gefahren bin, war es bei mir Hermann Maier. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als ich um vier in der Früh zur Herren-Abfahrt in Nagano aufgestanden bin und seinen Sturz gesehen habe. Dann hat er noch zweimal Gold geholt. Ich war damals zwölf Jahre alt, aber so etwas bleibt verankert. Vielleicht können Kids, die Motorrad oder Go-Kart fahren, jetzt davon etwas mitnehmen. Wenn man sich meine Story ansieht, sieht man, dass es nicht nur oben gibt, es gibt auch ganz unten. Aber es zahlt sich aus, dass man für etwas hart arbeitet.

LAOLA1: Wie beurteilst du den heimischen Nachwuchs im Motocross-Bereich?

Walkner: Es gibt zwei, drei ganz gute Fahrer. Rene Hofer (16/OÖ) zum Beispiel, der Junioren-Weltmeister geworden ist. Oder Roland Edelbacher (17/NÖ), der extrem stark unterwegs ist, auch Marcel Stauffer (16/Salzburg). Aber bei denen geht es jetzt erst richtig los. In dem Alter entscheidet sich erst, wohin ihr Weg führt.

LAOLA1: Rückblickend auf die Mühen in Südamerika: Wie ist es dir diesmal gelungen, bei sogenannten Monsteretappen die Konzentration hoch zu halten? Oder kommt es schon vor, dass du gedanklich abschweifst?

Walkner: Notwendig wäre es, das Konzentrations-Level hoch zu halten, aber es fällt einem einfach extrem schwer. Mein Sturz 2016 hat mich dahingehend aber geprägt. Ich bin mit einem Oberschenkelbruch ewig lange im Graben gelegen und der Abtransport hat 12 Stunden gedauert. Ich will in meinem Leben definitiv nie wieder so eine Zeit erleben. Wenn die Konzentration nachlässt, krame ich die Erinnerung an diese Zeit hervor und dann geht es wieder.

" Ich will in meinem Leben definitiv nie wieder so eine Zeit erleben."

Über ein prägendes Erlebnis 2016

LAOLA1: Extrem-Radsportler und Race-Across-America-Sieger Christoph Strasser spricht von teilweise verschwommener Wahrnehmung auf extrem langen Routen. Kennst du solche Momente auch?

Walkner: Schon, speziell die vorletzte Etappe war hart. Ich bin um halb sechs Uhr früh losgefahren und um sieben Uhr am Abend angekommen. Da siehst du irgendwann nur noch verschwommen. Der Christoph muss zwar nicht navigieren, ist aber viel intensiver und länger unterwegs. Von daher kann man das schon vergleichen. Es geht darum, mit dem Kopf da zu sein und irgendwie immer das Maximum zu geben. Irgendwann muss man sich einfach einreden, dass in zwei Wochen eh alles vorbei ist.

LAOLA1: Umso wichtiger ist es, die Erholungsphasen gut perfekt zu nützen.

Walkner: Genau. Schlafen ist extrem wichtig, und zwar immer mit Schlaftabletten, damit man auf Knopfdruck weg ist. Wenn du da noch eine Stunde zum Einschlafen brauchst, kommen irgendwann noch die Lastwägen vorbei, dann wird geschraubt und gehämmert. Zumindest für ein paar Stunden musst du komplett abschalten.

LAOLA1: Hast du schon Projekte im Kopf, die dich jetzt reizen würden?

Walkner: Noch nicht, weil ich den Moment einfach genieße. Es ist so schräg. Lustig wäre, wie im letzten Jahr mit Skoda bei der Liezen Rallye teilzunehmen. Ich bin aber mit meiner sportlichen Karriere am Motorrad glücklich. Zwei Jahre fahre ich definitiv noch die Dakar, so lange habe ich auch noch Vertrag bei KTM.

LAOLA1: Wie verläuft dein weiteres Jahr abseits der Dakar?

Walkner: Als Nächstes steht die Rallye-Weltmeisterschaft bevor, die im April mit insgesamt sechs Veranstaltungen startet. Dazu gibt es auch am Motorrad immer wieder einiges zu testen. Und natürlich muss ich immer trainieren. Eine Off-Season wie in anderen Bereichen gibt es bei uns eigentlich nicht. Und wenn, dann gibt es sie jetzt nach einer gut verlaufenen Dakar. Wenn die Dakar schlecht ausgeht, stürzt du dich sofort wieder ins Training.

LAOLA1: Glaubst du, dass dich so ein großer Erfolg auch als Mensch verändern könnte?

Walkner: Nein, aber es ist natürlich eine große Genugtuung. Ich glaube, so eine Trophäe steht in Österreich sonst nur bei Peter Reif, der 1997 die Truck-Wertung gewonnen hat. Es ist schon lässig, wenn ich die Beduinen-Trophy daheim stehen habe, in 20 Jahren auf den Kamin schauen und darauf zurückblicken kann. Ein geiles Gefühl.

"Der Ferdl hat mich ab 2010 zu Rennen begleitet und mir damals extrem die Augen geöffnet."

Über die besondere Hirscher-Verbindung

LAOLA1: Deine gute Freundschaft mit Marcel Hirscher ist kein Geheimnis. Inwiefern siehst du Parallelen zwischen ihm und dir, was die Einstellung zum Sport betrifft?

Walkner: Da sind wir uns schon sehr ähnlich. Wobei ich sagen muss, dass wir uns erst ähnlich geworden sind, weil der Marcel und speziell der Ferdl (Vater und Betreuer von Marcel, Anm.) Hirscher da viel intensiver, präziser und extremer waren. Ich habe immer geglaubt, dass ich eigentlich schon zielstrebig bin und mir viele Gedanken mache. Dann habe ich erst beim Marcel gesehen, was Ehrgeiz bzw. Zielstrebigkeit eigentlich heißt. Der Ferdl hat mich ab 2010 zu Rennen begleitet und mir damals extrem die Augen geöffnet. In der Hinsicht ist der Marcel für mich ein großer Hero und nicht umsonst der mit Abstand beste Skifahrer zur Zeit.

LAOLA1: Wie viel hat bei dir auf eine professionelle Skikarriere gefehlt?

Walkner: Das ist schwer zu sagen, weil ich relativ jung war, als ich aufgehört habe. Ich glaube, dass es schlussendlich g'scheiter war, dass ich Motorradfahrer geworden bin.

LAOLA1: In einem Interview hast du gesagt, dass du kurz daran gedacht hast, nach deinem Sieg aufzuhören. Wie ernst waren diese Gedanken wirklich?

Walkner: Nein, das war mehr eine blödes Herumgescherze. Ich habe gesagt, ich mach's jetzt so wie der Rosberg. Dabei fängt es jetzt erst richtig an, Spaß zu machen. Ich bin gesund, kann die nächsten zwei Monate extrem genießen. Und ich habe etwas geschafft, was ich mir nie hätte erträumen können. Das Leben kann schon geil sein.

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