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Vettel auf den Spuren von Webber und Hülkenberg?

Der vierfache Formel-1-Weltmeister liebäugelt mit einem möglichen Antreten bei den 24 Stunden von Le Mans.

Vettel auf den Spuren von Webber und Hülkenberg? Foto: © Porsche

Die 24 Stunden von Le Mans sind das prestigereichste Rennen für Autobauer. Während in der Formel 1 und den meisten anderen Serien Medien- und Publikumsinteresse auf die Piloten fokussiert sind, sind auf der Langstrecke Hersteller und Teams der Mittelpunkt.

Und wie man als Hersteller das Interesse am Endurance-Höhepunkt in Westfrankreich noch toppen kann, hat Porsche in der Erfolgsära des steirischen Motorsportchefs Fritz Enzinger zwei Mal bewiesen: Zum einen 2014, als der neunfache Grand-Prix-Sieger Mark Webber von Red Bull Racing und der Formel 1 Abschied nahm und Porsche-Werkpilot wurde. Mit erheblichem Anteil an zwei WM-Titeln der Stuttgarter in der LMP1-Klasse 2015/2016, wobei er selbst 2015 Langstrecken-Champion wurde und in seinen drei Saisonen bei Porsche acht WM-Läufe gewann.

Der zweite Clou von Porsche war das Engagement von Force-India-Stammpilot Nico Hülkenberg für den dritten Porsche 919 in Le Mans 2015. Auf Anhieb gewann er mit den bisherigen GT-Piloten Nick Tandy und Earl Bamber den Klassiker, Porsche feierte den ersten Gesamtsieg an der Sarthe seit 1998.

"Hülk", der Le Mans am F1-freien Wochenende zwischen den Grands Prix in Kanada und Österreich bestreiten durfte, wurde nach dem Sieg wenige Tage später im Fahrerlager des Red-Bull-Rings von fast allen F1-Kollegen mit Fragen bedrängt – da war klar zu sehen, welche Faszination der Klassiker auch auf die Formel-1-Community ausübt.

Und nun das: Eine Porsche-Mitteilung vom vergangenen Freitag bestätigte das Interesse des Renn- (F1-)Pensionisten Sebastian Vettel an einem Comeback – nicht bei Mercedes in der Formel 1, sondern mit Porsche in Le Mans.

Vettels "Neugier für die Langstrecke"

In der Nennliste für die nächste Auflage im 101. Jahr des Marathons am 15. und 16. Juni stehen in dem nur in diesem WM-Lauf eingesetzten dritten Porsche-Penske 963 als Fahrer Mathieu Jaminet (Stammfahrer in der IMSA in den USA) und zwei Mal "TBC" (to be confirmed). Womit Vettel im Spiel ist.

Sowohl im Simulator im Entwicklungszentrum Weissach als auch auf der Piste dort machte der 36-jährige vierfache F1-Champion schon Bekanntschaft mit dem Hypercar 963, das heuer sowohl den IMSA-Auftakt in Daytona als auch den ersten WM-Lauf in Lusail gewinnen konnte.

In dieser Woche testen etliche Teams, darunter auch Porsche-Penske sowie Alpine (u. a. mit Ferdinand Habsburg und Mick Schumacher), auf dem Kurs in Aragon in einem 36-Stunden-Versuch für Le Mans. Und Vettel ist mit dabei.

Foto: © Porsche

Offizielle Bestätigungen für eine definitive Le-Mans-Premiere des Deutschen gibt es nicht. Aber die Lust Vettels auf ein Comeback in einem technologisch hoch interessanten und professionellen Umfeld wird wohl nicht geringer werden, wenn er in Aragon testet.

Natürlich gibt er sich (noch) bedeckt: "Ich habe schon immer andere Rennserien verfolgt, und die Neugier für die Langstrecke hat mich dazu animiert, es einfach mal auszuprobieren. Nun bin ich gespannt auf den Dauerlauf in Aragón und freue mich auf die Zeit hinterm Steuer. Es wird sicher eine Umstellung und etwas Eingewöhnung brauchen, aber das gesamte Team ist sehr offen und hilft mir dabei. Das wird für mich eine neue Erfahrung. Wie es danach weitergeht, wird man dann sehen – momentan gibt es noch keine weiteren Absichten für die Zukunft."

Wiedersehen mit vielen ehemaligen F1-Piloten?

Porsches Sportchef Thomas Laudenbach ließ wissen: "Wir freuen uns sehr, dass sich Sebastian Vettel für unseren Porsche 963 interessiert. Es stand für uns außer Frage, dass wir seinen Wunsch nach einer Testgelegenheit gerne unterstützen und ihm eine umfangreiche Vorbereitung sowie ausreichend Zeit am Steuer unseres Hybridprototypen ermöglichen – von seinem wertvollen Feedback können wir sicher viel lernen. Unser 36-Stunden-Dauerlauf bietet hierfür ein perfektes Umfeld."

Sollte Vettel tatsächlich in Le Mans antreten, würde er einige Ex-Kollegen aus der Formel 1 als alte, neue Gegner treffen: Allen voran den Weltmeister von 2009 (Brawn-Mercedes), Jenson Button, im privaten Jota-Porsche. Dann Sébastien Bourdais (Cadillac), seinen Toro-Rosso-Kollegen von 2008, und Sébastien Buemi (Toyota), seinen Nachfolger bei Toro Rosso. Ferner Kamui Kobayashi (Toyota), der in der Formel 1 für Toyota und Sauber gegen Vettel antrat, Romain Grosjean (Lamborghini), früher bei Lotus. Und natürlich Daniil Kwjat (Lamborghini), der 2015 Vettels Nachfolger bei Red Bull Racing geworden war, Robert Kubica (AF Corse Ferrari), damals Renault, Jean-Éric Vergne (Peugeot), in der Formel 1 bei Toro Rosso, und Stoffel Vandoorne (Peugeot), früher McLaren.

Vettel wäre also rasch heimisch unter alten Bekannten… Und etwas "grün" wäre die Langstrecke (seit 2022 wird Biosprit im WEC verwendet) auch…

Le Mans hat schließlich auch Fernando Alonso eine willkommene Abwechslung zur Formel 1 und einen Triumph 2018 geboten.  

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