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Toto Wolff: Mercedes wird konkurrenzfähig sein - aber wann?

Nach dem "Absacker-Jahr" herrscht Vorsicht mit Kampfansagen. Abwartende Zuversicht ist die Devise.

Toto Wolff: Mercedes wird konkurrenzfähig sein - aber wann? Foto: © getty

Noch bevor der neue, wieder in schwarz auftretende "Silberpfeil" ("Mercedes AMG F1 W14 E Performance", um genau zu sein) erste Kilometer abspulte, fasste Teamchef Toto Wolff die Ausgangslage der Ex-Weltmeister vor dem Saisonstart am 5. März in Bahrain zusammen.

"Lernfähigkeit" und "Demut" waren die meistgebrauchten Worte des Wieners in einer internationalen Medienrunde.

Dass bisher auf eine Lackierung verzichtet wurde, ist weniger dem historischen Beispiel aus den 1930ern geschuldet, denn der effektiven Gewichtsersparnis – "so sind wir derzeit mit dem Wagen am Limit", bestätigte Wolff.

"Wir werden konkurrenzfähig sein, keine Frage, aber wir bleiben auch demütig", betonte der 51-Jährige. Wobei er schmunzelnd anfügte: "Aber wir wissen noch nicht, wann wir konkurrenzfähig sein werden."

Kein "Fake-Auto" bei der Präsentation

Ein kleiner Rückstand wird also zum Saisonstart angenommen, einen Bluff mit dem neuen Auto schließt er aus: "Der W14 wird generell so auch im Test und dann im Rennen in Bahrain aussehen."

Also wieder mit der eigenwilligen Gestaltung, Stichwort Seitenkästen. "Das Konzept war in Ordnung. Wir konnten nur lang nicht die Leistung auf die Hinterachse bringen und so abschneiden, wie wir es eigentlich erwartet hatten."

Die schwierige letzte Saison, in der der Konkurrenz von Red Bull und Ferrari lang nachgefahren wurde, sei ein Lehrstück gewesen, sagte Wolff. "Wir hatten so viel positive Energie und Motivation im gesamten Team. Dass wir uns fingen und den Anschluss fanden aus der schwierigen Situation heraus, das ist ein Bonus für uns in diesem Jahr. Ich habe auch für mich selbst 2022 sehr viel lernen können."

38, na und? Hamilton soll noch länger gebunden werden

Und dann ist natürlich das Thema Lewis Hamilton latent da, vor allem, wenn es wieder einmal um eine Vertragsverlängerung (für 2024 und später) geht.

Dass das erste Jahr seit 2014 ohne einen WM-Titel für Mercedes den mittlerweile 38-jährigen F1-"Senior" vor einer längeren Bindung abschrecken könnte, glaubt Wolff keineswegs: "Lewis weiß, was er an uns hat. Die Fähigkeit, Titel zu gewinnen, ist ja da. Und auch die der Steigerung in einer Saison."

Lewis' Alter sei jedenfalls kein Faktor in Vertragsgesprächen: "Viele Topathleten in diversen Sportarten haben die altersmäßige Leistungsgrenze weit verschoben. Uns wegen des neuen Vertrags zusammenzusetzen, ist nicht unsere erste Priorität."

Schumacher eine wertvolle Ergänzung

Den Neuzugang als Reservist und Simulatorfahrer, Mick Schumacher, lobte Wolff in höchsten Tönen: "Er ist eine Bereicherung für unser ganzes Team. Die Simulatorarbeit hilft ihm selbst weiter, aber auch uns. Es ist gut, einen Fahrer zu haben, der die aktuelle Autogeneration, die Reifen usw. kennt. Sein Feedback ist wertvoll - beidseitig."

Wie sehr Red Bull unter der Strafe des Verbandes (reduzierte Windkanalzeit, Geldstrafe) "leiden" wird, schätzt Wolff so ein: "Das ist sicherlich nicht großartig für Red Bull, aber wenn die Basis des Autos funktioniert, wird man bald kompensieren können."

Für die Mitarbeiter gab es in schwierigen Zeiten gute Nachrichten: Die auch in Großbritannien hohe Inflation wurde durch Gehaltserhöhungen abgefedert, sagte Wolff: "Trotz unserer Ausgabenbeschränkung."

Und dass er nun in seine elfte Saison als Mercedes-Sportchef und Anteilseigner (33 Prozent) gehe, wundere ihn selbst: "Als ich 2013 übernahm, musste ich mich selbst einmal zwicken. Mit dieser Chance hatte ich nicht gerechnet. Und auch nicht, dass ich diesen Job noch mit 50 machen werde."

Toto wurde am 12. Jänner 2023 51.

Und nur zum Ansporn: Sein Lieblingsfeind Helmut Marko wird am 27. April 80. Und der denkt auch nicht an Pension. Außer die neuen starken Männer im Red-Bull-Konzern verderben ihm den Spaß.

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