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Reifen-Drama bei Mercedes: "Habe nur noch gebetet"

Doppelter Reifenschaden: Darum fühlt sich Hamilton schlecht.

Reifen-Drama bei Mercedes: Foto: © GEPA

Richtige Spannung wollte beim Grand Prix von Großbritannien nicht aufkommen - bis zur vorletzten Runde. 

Da zerfetzte es zuerst dem auf Rang zwei liegenden Valtteri Bottas den Reifen und kurz darauf auch dem bis dahin souverän führenden Lewis Hamilton. Während Bottas auf Rang elf zurückgereicht wurde, schleppte sich der WM-Leader mit dem letzten Rest Gummi am linken Vorderreifen über die Ziellinie zum Sieg. 

"In der Vergangenheit wurden wir dafür hinterfragt, wenn wir gesagt haben, dass ein schnelles Auto nicht zwangsläufig zu einem ungefährdeten Doppelsieg führt. Dieses Rennen hat gezeigt, wie grausam der Motorsport sein kann", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff"Für uns ist es mal wieder ein bittersüßes Rennen mit einem glücklichen Ende. Gerade als wir uns auf ein langweiliges Finish zum Rennen eingestellt hatten, kam der Reifenschaden."

Bottas: "Habe sowas noch nie erlebt"

Zuerst erwischte es Bottas, dessen linker Vorderreifen sich fast komplett von der Felge gewickelt hat. Der Finne betont, seine Reifen im Finish durchaus geschont zu haben, als sich die Probleme abzeichneten. 

"Es ist sehr enttäuschend und unglücklich für mich. Ich bekam ein paar Runden vor Schluss langsam Vibrationen und managte die Reifen mehr. Aber dann passierte alles so schnell, der Reifenschaden zeichnete sich nicht ab", erklärt Bottas. "Ich habe nur gebetet, es irgendwie noch hinzubekommen. Ich habe definitiv noch nie auf der letzten Runde so etwas erlebt."

Doppeltes Pech für Bottas: Er hatte seinen Reifenschaden ganz zu Beginn der Runde und musste noch einen kompletten Umlauf absolvieren, um zur Box zu kommen. Teamkollege Hamilton erwischte es etwas später, wodurch er sich noch ins Ziel retten konnte. 

Hamilton: "Fühle mich von Minute zu Minute schlechter"

"Die letzte Runde war eine der größten Herausforderungen, die ich jemals zu meistern hatte. Auf der Geraden hat der Reifen schlapp gemacht. Das war so ein Moment, wo das Herz fast stehenbleibt", sagt Hamilton. Wie auch bei Bottas war bei seinem Auto der linke Vorderreifen betroffen. "Ich hatte überhaupt keine Vorwarnung vom Reifen erhalten bis der Reifen auf der Geraden plötzlich nachgab."

Dem Briten dämmert erst einige Zeit nach dem Rennen, wie viel Glück er gehabt hat. "Von Minute zu Minute fühle ich mich schlechter, wenn ich daran denke was alles passieren hätte können. In dem Moment realisierte ich das mit dem ganzen Adrenalin nicht so ganz", so Hamilton bei der Pressekonferenz. "Aber ich bin dankbar, dass es so ausging und der Reifen nicht etwa in einer Highspeed-Kurve den Geist aufgab."

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Für Hamilton war es der siebente Heimsieg in Großbritannien und der insgesamt 87. Erfolg seiner Karriere. Die Rekordmarke Michael Schumachers von 91 Siegen rückt für den 35-Jährigen immer näher. In der WM-Wertung führt Hamilton nun 30 Punkte vor Bottas.

Wolff: Darum kein zusätzlicher Reifen-Stopp

Warum man bei Mercedes trotz des beträchtlichen Vorsprungs im Finish keinen zusätzlichen Reifen-Stopp einlegte, wie etwa Red Bull, erklärt Wolff wie folgt: Bei Bottas, der schon mit den Reifen zu kämpfen hatte, "hätten wir den zweiten Platz verloren. Du kannst natürlich aus Vorsicht das Auto an die Box holen und auf neue Reifen pitten, aber ich glaube, das macht in der Situation niemand."

Bei Hamilton wäre es laut dem Wiener "rückblickend die richtige Entscheidung gewesen, ihn noch einmal reinzuholen. Denn wir hatten genügend Abstand zu Verstappen und ein frischer Reifen hätte uns besser geschützt, unabhängig davon, was die Ursache für die Reifenschäden war."

Über diese herrscht bei Mercedes unmittelbar nach Rennende noch etwas Unklarheit. "Ich möchte Pirelli keinen Vorwurf machen", stellt Wolff klar. Es könne auch sein, dass Teile von Kimi Räikkönens Frontflügel die Reifenschäden verursacht hätten.

VIDEO - So schlimm sah Hamiltons Reifen im Ziel aus:

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