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Lauda: "Ich war kurzfristig tot"

Niki Lauda über den harten Weg zurück und einen Brief von Sebastian Vettel:

Lauda: Foto: © GEPA

Niki Lauda verbringt die Weihnachtsfeiertage auf Ibiza. Beinahe hätte er das Fest jedoch nicht erlebt.  

"Ich war kurzfristig tot", sagt der Wiener in einem seiner ersten Interviews dem "Blick". "Jetzt bin ich wiederauferstanden!"

Fünf Monate nach seiner Lungentransplantation im Wiener AKH kämpft sich der 69-Jährige zurück in ein halbwegs normales Leben. "Es ist ein harter Weg zurück. Nicht zu vergleichen mit meinen Brandwunden nach dem Nürburgring-Unfall 1976."

Brief von Vettel 

Täglich stehen bis zu sechs Stunden Physiotherapie auf dem Programm. "Ich fühle mich gut, muss auch nicht mehr so viele Tabletten wie früher nehmen. Natürlich ist der Alltag noch nicht der gleiche wie vorher. Doch jeden Tag mache ich im Training Fortschritte! Und meine Frau Birgit kümmert sich seit dem ersten Tag im Spital sensationell um mich. Sie ist für mich die Frau des Jahres", sagt Lauda. 

Nicht nur seine Familie, auch zahlreiche Weggefährten unterstützen Lauda in dieser schweren Zeit. So flog etwa Ex-Formel-1-Boss Bernie Ecclestone extra nach Ibiza, um Lauda zu besuchen.

"Aber was mich am meisten überrascht hat, war ein handgeschriebener Brief von Sebastian Vettel. Voller Wertschätzung und mit so viel Herz! Das hat mich tief berührt, weil ich ihn ja schon oft öffentlich hart kritisiert habe. Deshalb hätte ich nie erwartet, dass so eine Geste aus dem Hause unseres größten Gegners kommt!", erklärt der Mercedes-Aufsichtsratschef.

Lauda-Rückkehr "steht außer Zweifel" 

Toto Wolff, Teamchef der Silberpfeile, freut sich bereits auf die Rückkehr von Lauda an die Rennstrecke. "Die Ärzte werden gemeinsam mit Niki entscheiden, wann er wieder voll aktiv sein kann. Was für mich aber außer Zweifel steht, ist, dass er zurückkommt. Das wird mit Sicherheit passieren."

Wolff weiß aus erster Hand, wie wichtig die Präsenz seines Landsmannes im Mercedes-Team ist, das unter ihm, Lauda und Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche seit 2014 fünfmal in Folge den Konstrukteurs- und Fahrer-WM-Titel gewonnen hat. Vor allem, weil Lauda als Vertrauter von Weltmeister Lewis Hamilton gilt.

"Die vergangene Saison war letztlich eine richtige Schlacht, so wie es hin- und hergegangen ist", sagt Wolff. "Aber da war dann auch noch der Schock im Team wegen Niki, weil sich eine zunächst vermeintlich harmlose Erkrankung binnen Stunden so dramatisch verändert hat, dass es am Ende um Minuten ging, um nach Wien und ins Krankenhaus zu kommen", erinnert sich Wolff.

Die Situation hinterließ Spuren, auch im Renngeschäft bei Mercedes. "Denn danach ist es mit Niki jede Woche schlimmer geworden." Hoffnung habe ihm aber eines gemacht. "Nämlich das Wissen, dass Niki ein brutaler Kämpfer ist. Wenn ich mir jemand gewünscht hätte, diesen Kampf auszutragen, dann ihn mit seiner Stärke."

Lauda "die größte Persönlichkeit im F1-Fahrerlager"

Wolff kann es jedenfalls kaum erwarten, seinen in zwei Monaten 70 Jahre alt werdenden Kompagnon wieder an der Seite zu haben. "Wir haben ja dieses Ding in den letzten fünf Jahren gemeinsam geleitet. Umso mehr ist mir aufgefallen, wie sehr mir Niki als Sparringpartner und Freund fehlt. Deshalb blicke ich erwartungsvoll auf 2019, um diesen Weg wieder gemeinsam mit ihm zu gehen", erklärt der 46-jährige Wiener Wolff im Exklusivgespräch mit der APA.

Lauda ist auch für Wolff ein Phänomen. "Er ist nach dem Weggang von Bernie Ecclestone die größte Persönlichkeit im Formel-1-Fahrerlager. Die Aura und Ausstrahlung und die Stärke seiner Persönlichkeit ist eine ganz wichtige Säule des Formel-1-Teams. Er gibt uns durch seine schiere Anwesenheit Power und eine stärkere Stimme."

Zudem übe Lauda enorme Impulse im Aufsichtsrat aus. "Er schafft es, die Dinge auf einen einfachen Standpunkt runterzubrechen. Das ist wichtig, weil manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht", erklärte Wolff. "Da ist er ein richtig guter Sparringpartner und hilft, sich auf wichtige Dinge zu konzentrieren."

Ob und wann Lauda wieder gesund genug ist, um an seine früheren Wirkungsstätten und damit auch auf die Rennstrecken zurückkehren zu können, ist derzeit offen. Man werde jedenfalls kein konkretes Rückkehr-Szenario für Lauda kreieren, betont Wolff. "Zu Gesundheit und Timing kommentieren ausschließlich Ärzte und Niki. Wir wollen keine Erwartungshaltungen schüren", so der Wiener. "Ich wünsche ihn mir zurück, am allerliebsten schon beim Saisonstart im März in Australien. Aber die Gesundheit geht vor."

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