news

Klare Bottas-Antwort in Australien: "Fickt euch!"

Der Finne verkündet nicht nur mit dem Auftaktsieg eine klare Message.

Klare Bottas-Antwort in Australien: Foto: © getty

Das Imperium schlägt zurück!

Mercedes gibt beim Formel-1-Auftakt, dem Grand Prix von Australien in Melbourne, mit einem Doppelsieg die richtige Antwort auf Stimmen, die Ferrari nach den Wintertests im Vorteil sahen.

Aber nicht Weltmeister Lewis Hamilton, sondern Valtteri Bottas dominierte das Rennen nach Belieben. Auch für den Finnen ein "Comeback": Die "Nummer zwei" der Silberpfeile zeigte mit dem dominanten Auftritt nach einem schwierigen Jahr 2018, was wirklich in ihm steckt.

Als erster Mercedes-Fahrer seit Michael Schumacher 2012 musste er eine ganze Saison ohne einen Rennsieg überstehen. Kritiker munkelten bereits, der 29-Jährige könnte bei ausbleibenden Leistungen sogar während der Saison durch Mercedes-Liebkind und Ersatzfahrer Esteban Ocon ersetzt werden.

Bottas ließ beim vierten GP-Erfolg seiner Karriere aber nicht nur Taten sprechen. In einem Mix aus finnischer Coolness und gar nicht unterkühlter Genugtuung kam ihm am Boxenfunk nach der Zieleinfahrt ein unmissverständlicher Gruß aus.

"An alle, die es betreffen könnte: 'Fickt euch!'", verlautbarte Bottas, bevor sich Toto Wolff zu Gratulationen meldete.

Ob die kernige Botschaft "nur" Kritikern oder gar dem Team galt, das ihn in der Vergangenheit öfter zugunsten von Hamilton zurückstecken ließ, ist der Interpretation überlassen.

Hamilton-Strategie "geopfert"

Diesmal waren die Verhältnisse umgekehrt verteilt, jedenfalls nach der ersten Kurve. Bottas erwischte den besseren Start, zog schon nach wenigen Metern an Hamilton vorbei und hielt die Führung bis zu den ersten Boxenstopps souverän.

Zu diesem Zeitpunkt, nach 15 Runden, musste sich Mercedes entscheiden: Ferrari wagte mit Sebastian Vettel den Undercut, die Silberpfeile mussten antworten - und holten den Weltmeister herein, um die zweite Position abzusichern und einen Angriff durch die Scuderia zu vereiteln.

Bottas hingegen durfte seine Soft-Reifen ausquetschen und in dieser Phase rund 20 Sekunden Vorsprung herausholen, die er bis zur Ziellinie aufrecht erhielt. Ein Vorsprung, den es in dieser Deutlichkeit in der ganzen vergangenen Saison kein einziges Mal gab.

Kurz vor dem Ende ließ der Finne trotz des cool abgespulten Programms an der Spitze sogar den waschechten Racer hinaus und erbat, seinen Vorsprung auf den Teamkollegen in einen zusätzlichen Boxenstopp für frische Reifen zu investieren, um auf den Zusatzpunkt für die schnellste Rennrunde loszugehen.

Ein Wunsch, der ihm vom Team aus Sicherheitsgründen verwehrt wurde. Die schnellste Runde holte sich Bottas auch so noch.

Keine Angst vor Stallorder

Abseits des Boxenfunks gab sich Bottas gewohnt kühl, die Freude schlug aber trotzdem durch die finnische Barriere durch. "Ich bin komplett sprachlos, weiß noch gar nicht, was da heute passiert ist. Das war sicher das beste Rennen, seit ich in der Formel 1 bin", meinte der Rennsieger kurz nach dem Aussteigen aus seinem Boliden. "Alles hat sich gut angefühlt, alles war immer unter Kontrolle. Auch das Auto war perfekt. Heute muss ich genießen."

Der Sieg war für ihn die Bestätigung eines Gefühls, das ihn durch die Vorbereitung hindurch begleitete: "Ich habe mich noch nie so fit gefühlt."

Den Schlüssel sah auch Bottas im Start: "Ich glaube, dass Lewis ein wenig durchdrehende Räder hatte. Dadurch konnte ich die Führung übernehmen. Meine Renn-Pace war richtig stark, ich konnte davonziehen."

Dabei vergaß er nicht, dass die geänderte Strategie seines Teamkollegen durchaus Anteil am sicheren Erfolg hatte: "Es ist Teamwork und nichts kommt gratis. Oder aufgrund der Anstrengungen eines einzelnen. Es gibt viele versteckte Helden im Team, auch in Brackley und Brixworth."

Angst, diesmal wieder zurückgepfiffen zu werden, hatte er diesmal nach eigener Aussge nicht: "Dafür gäbe es keinen Grund. Wir starten die Saison alle mit null Punkten, wollen fighten, auch Lewis und ich werden in dieser Saison gegeneinander und gegen alle anderen kämpfen. Wir sind immer noch ein Team, darum ist es sinnlos, über sowas nachzudenken."

Vielleicht auch ein kleiner Seitenhieb auf Ferrari, die Charles Leclerc hinter dem deutlich langsameren Sebastian Vettel hielten.

Bottas hat einen Schalter umgelegt

Wird aus der Nummer zwei im Jahr 2019 sogar eine zweite Nummer eins? Nimmt Bottas den Titel ins Visier - nach einem schwierigen Jahr, in dem er fast schon abgeschrieben wurde?

Im Winter hat der Finne jedenfalls einen Schalter umgelegt.

"Du lernst jedes Jahr etwas über dich, was funktioniert und was nicht, wie du dich vorbereiten musst und was das alles beinhaltet. Das optimierst du immer. Es ist schwer zu beschreiben, was diesen Winter bei mir passiert ist, aber in meinem Kopf und meinen Gefühlen hat sich irgendwas geändert, wie ich über das Racing und das Leben allgemein denke, aber das ist alles in meinem Kopf. Was zählt, ist, dass ich mich im Auto sehr wohl gefühlt habe."

Mit der Form von Australien wird der eigene Teamkollege sicher zur Gefahr für Weltmeister Hamilton.

Kommentare